kapital animal
das offizielle 'unwort des jahres' wurde vor
wenigen tagen in frankfurt am main ausgelobt:
'humankapital'. respekt! einigen sprachweisen
ist aufgegangen, was kapitalismus so macht
mit und aus den menschen und wie sich dies in
wortwahl zeigen kann. nicht aufgefallen, aller-
dings, scheint denen, wie jener mensch sich
selbst gebart mit nicht humanen, eingefügten
teilen seines alltagslebens, die er überall
alltäglich hegt, pflegt, gattert und vermehrt
um sie zu nutzen, um sie auszustellen, anzu-
chauen, anzufüttern, abzuledern, abzufedern, ab-
zufischen, auszulaugen, auszubilden, auszu-
testen, aufzumachen, aufzubrauchen, aufzu-
teilen in portionen, kilos, grämmchen, sie zu
kochen, um zu essen oder seifen, pulver, ingre-
dienzen, kunstgebilde herzustellen, kurz - um
auszuschöpfen, was darinnen liegt, bis über
alle grenzen von leben und 'moral' hinweg:
das animale kapital
all dies scheint derart selbstverständlich und
normal, dass es der näheren, der wertenden
beachtung nicht bedarf. der humanismus pflegt
sprache und moral und kulturelles potential
von höchstem, eignen rang; groteske blüten
werden würdevoll verliehen, wenn mensch dem
menschen ehrend - oder rügend - auf die schul-
ter klopft
foto: kapital animal. gottesgabe, 08. januar 2005