zusammendrücken, schnüren, packen, dann bin ich
wieder unterwegs über die hügelchen und durch die
niederungen der deutschen kulturlandschaft. hielte
mich nicht so viel persönliches hier, ich müsste wei-
terfahren. allein schon wegen des verbalen auswurfs
der bundesobfrau merkel, sie sei „absolut gegen je-
de Form der aktiven Sterbehilfe, in welchem Gewand
sie auch immer“, so verlautbarte sie gestern, daher-
komme
für sich genommen wäre dieser satz kein grund zum
abreisen; demagogische sprüche machen im lager
der mächtigen derzeit die politische tagesordnung
aus und bestimmen die sprache der ihnen an den
lippen hängenden medien – es ist die darauf folgen-
de nichtreaktion der masse schlafender geister in
diesem … flachen … land
seit anfang juli ’08 ist deutschland aktiv an kriegs-
handlungen in afghanistan beteiligt; erstmals seit
ende des zweiten weltkriegs offen, unverborgen
und – vor allem – nahezu ohne widerstand im in-
und ausland. diese gewerblichen sterbehelfer in
uniform wird merkel vermutlich nicht gemeint ha-
ben, nicht die soldaten, die als botschafter einer
neuen deutschen leidkultur diese mit aller konse-
quenz verbreiten
merkel meinte menschen, die sich freiwillig für ihr
ableben entschieden haben, weil ihnen ein lebba-
res weiterexistieren ohne positive aussicht schien
vielleicht bin ich zu streng, zu konservativ in der
auslegung meiner freiheitlichen lebensideale, zu
nah dran am sozialen geschehen und frau merkel
dagegen nur auf der höhe ihrer zeit: wo das recht
auf das kleinste beengt, bis ins kleinste beschnit-
ten, in bürokratische regeln gezwungen ist, kann
– logisch? – ein recht auf selbstbestimmung im
sterben nicht unberührt, soll heissen: nicht be-
stehen bleiben
„abhaun„, sage ich und fahre an die letzte tank-
stelle vor der autobahn richtung süden
vielleicht habe ich mich da ganz einfach nicht deutlich und verständlich ausdrückt. Jedenfalls habe ich nicht behauptet, daß jeder Mensch nicht das echt hat, sich selbst frei entschieden für Sterben oder Leben zu entscheiden. Ich meine sehr wohl, daß jeder Mensch das alleinige Recht hat, selbst zu entscheiden, wann sie oder er sterben möchten.
Mit „banal“ meinte ich NICHT diese Art von Logik, sich individuell für die Wahl des Todes oder für das Weiterexistieren zu entscheiden.
oh doch, m. – ich habe durchaus gemeint, dass jeder mensch das recht auf selbstbestimmung hat, auch auf das recht, den zeitpunkt des eigenen todes festzulegen. ganz ‚banal‘ also, um bei deinen worten zu bleiben
natürlich ist dieses thema ‚komplex‘ – aber es ist vor allem nicht mit generellen regelungen und gesetzen zu ‚lösen‘. die in abstrahierenden kategorien nicht fassbare zahl individueller entscheidungsmöglichkeiten verlangt eine grösstmögliche unbeschränktheit
natürlich gehört zu diesem thema untrennbar die diskussion über den umgang mit krankheit und behinderung und leistungsunfähigkeit in ‚unserer‘ leistungsgesellschaft, die frage nach den sogenannten gesellschaftlichen grundwerten, die frage nach den rechtlichen hintergründen … und nicht zuletzt eben die frage nach der tagespolitik, die sich – das unterstelle ich – eben einen dreck schert um die persönliche tragweite grosshäuptiger entscheidungen: um die auswirkung im – menschlichen – detail
eine gesellschaft im krieg ist eine gesellschaft in abwesenheit von frieden; derartige diskussionen in solcher zeit zu führen – den wert des lebens oder sterbens zu wägen – ist … vermessen. ist unangemessen. kann nur zu lösungen führen, die in der logik ihrer zeit liegen: in der entwertenden perspektive des kriege(r)s
sehr spitz
sehr spitz
die zunge
doch wahr
mein freund
abhaun ja
sobald möglich
mein freund
gruss
hey,
also ich finde, „Leben & Sterben“ lässt sich nicht so vereinfacht auf eine
Formel bringen. „Wer lebt hat zugleich das Recht zu sterben“ oder so.
Aber das hast Du Peryton, sicher nicht in der banalen Weise gemeint.
Gerade wer sehr nahe am sozialen Geschehen dran ist, der/die wissen,
wie komplex das alles ist.
Zweifelsohne wird das Recht auf Selbstbestimmung (nicht nur in Deutsch-
land) zunehmend immer stärker bewußt ausgehöhlt und beschnitten.
kann leider zum Thema im Moment nicht mehr mitteilen… erzähle es
Dir zu späterer Zeit.
Ich halte es nachhaltig für wichtig, weiterhin mit dem gewohnten Sicherheitsdenken zu brechen, denn wenn „die Liebe“ und das Leben
nach Hafer schmecken, dann ist es dringend an der Zeit, `abzuhauen`.
ganz viele grüße für das und vom unterwegs
m.