[ nie gekannte badewannenwelten ]

ich bin in dich verknotet, sage ich. und sie: verknotet auf
den ersten blick. was, frage ich schwerhörig, auf den er-
sten fleck? blick, sagt sie. verknotet auf den ersten blick

nach diesem badewannenmorgen, an dem ich beschlos-
sen habe, die universale glaubensgemeinschaft der ba-
dewannenmenschen zu gründen – was ich ihr wortreich
erläutern musste – kann ich mit diesem gefühl nichts an-
fangen, am bahnsteig, in erwartung der s-bahn, die sie
weiterbringen wird. was denkst du schwerwiegendes, fra-
ge ich und weil sie schweigen will, drängend: du wolltest
gestern auch alles von mir wissen. wie es weitergeht? sie
sagt das so, dass es mehr nach einer frage klingt. ‚omm‘
brumme ich, sie stösst mich in die rippen und wir lachen

schweigend läuft die zeit. ich hasse abschiede, sage ich, o-
hne sie anzuschauen. dann winken wir uns durch die fen-
sterscheiben ein fremdes ‚lebewohl‘, der zug bescheunigt
nach westen hinaus, ich betrete eine rolltreppe. aufwärts


7 Responses to “[ nie gekannte badewannenwelten ]”

  1. ... wieder_mal_zahnkrank ... sagt:

    „dass – meiner langjährigen wannenerfahrung nach – weder die schüchternheit noch die vernunft wasserbeständig ist“

    oh yeah, that´s right !

  2. peryton sagt:

    @ ekoe:

    nun mache ich doch den unerlässlichen, weil (wie deine email befürchten lässt) anscheinend notwendigen nachsatz, um – falls auch anderen leserInnen sich der sinn dieses textes nicht erschliessen konnte – mögliche missverständnisse aufzuklären

    selbstverständlich ist das gründen (m)einer sekte als (schlechter) witz gemeint. selbstverständlich sind sekten (das gründen wie auch das ‚mitgliedsein‘) nicht mit anarchistisch-libertärem lebensansatz zu vereinbaren

    wer mich ein wenig kennt, weiss, dass ich seit jahren in kritischer auseinandersetzung mit (religions-)gläubigkeit stehe, mit hierarchiegläubigkeit, mit toleranz von gewalt und unfreiheit, mit der konstruktion von hierarchisch gegliederten wirklichkeitsgebäuden, daher auch mit sekten. in meinem blog sind hierzu eine anzahl kritischer/satirischer beiträge zu lesen, insbesondere zu der in süddeutschland beheimateten sekte „universelles leben“ (zum beispiel hier oder auch hier)

    und selbstverständlich finde ich allein schon den gedanken unerträglich, dass irgendwer sich als ein ‚mitglied‘ meiner absurden ‚badewannensekte‘ definieren und/oder verhalten könnte … ausser, natürlich, das sei hier noch angemerkt, wollhandkrabben, die – wie ich in nassfeuchten glücksmomenten metaphysischer erleuchtung am eigenen leibe sinnlich erspüren durfte – mein badewannenleben „in nie gekannter“ weise bereichern können. aber besonders die sprachbegabten und einigermassen handzahmen exemplare der wollhandkrabben sind ja – wie hoffentlich allgemein bekannt – auch im richtigen leben stets der lebendige, zwickende beweis für die existenz der ausnahme von aller regel, sofern sie einen gültigen zugfahrschein besitzen, der sie zur baldigen weiterreise zwingt. oder so

    bleiben da noch irgendwelche fragen offen?

  3. ekoe sagt:

    @peryton

    okay,
    hatte ich mir bereits fast gedacht – dass es sich um eine Sekte handelt.
    Daher die indirekte Frage (mit !)

  4. peryton sagt:

    @ ekoe:

    eine sekte ist es ja wohl doch!!!

  5. peryton sagt:

    @ wollhandkrabbe:

    „wollhandkrabbe“ gefällt mir. allein schon, weil eriocheir sinensis, von human-zivilisatorischer nachstellung bedroht, im sozialen gefüge der badewannenmenschen eine tragende (genauer: begleitende) rolle spielt …

    es heisst durchaus „eintauchen“. allerdings kann auch von „untertauchen“ gesprochen werden; in deinem, in unserem sowie im fall der wollhandkrabbe würde ich letztere bezeichnung sogar bevorzugen. und weil dich das beruhigen mag, füge ich hinzu, dass – meiner langjährigen wannenerfahrung nach – weder die schüchternheit noch die vernunft wasserbeständig ist

  6. ekoe sagt:

    mmm – eine Sekte ist es ja wohl nicht!

    Na – bei „J. Derrida und Hagalaz“ hab` ich auch ganz schön gestutzt. Also den „germanischen Mythologien mit einigen Runen der Zerstörung“, möchte ich mich auch keineswegs „widmen“ müssen.

    Bin aber immer wieder angenehm überrascht über Perytons überzeugend gelungene Bildassoziationen.

  7. Wollhandkrabbe sagt:

    ob es wirklich – wie du mir nur all zu gerne vorwirfst – ein fehler war, dass ich deiner sekte (bisher) nicht beigetreten (heißt es überhaupt beitreten, oder spricht die badewannensekte nicht eher von „eintauchen“?) bin, weiß ich nicht. schüchternheit war bestimmt dabei. oder doch vernunft – immerhin sind sekten ja auch ganz schön gefährlich, das sollte mensch nicht verkennen. du weißt ja, die wollhandkrabben und der suchtfaktor und all das…

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