[ zu viel hören. zu wenig seh’n ]

ganz still lag ich in der röhre, augen fest zu, galoppierte
über waldwege fort, durchschwamm warme flüsse, auf-
tauchend, als der lärm endlich nachliess. in einem weiss
gekachelten toilettenraum zog ich bilder meines gehirns
aus einem riesigen umschlag und ein förmliches schrei-
ben, das nicht mir galt, obwohl es von mir sprach. ‚kein …‘
übersetzte ich laienblöd mit ‚kein tumor‘, war erstaunt
über mein tiefes atmenholen: mein tinnitus ist nicht das
geräusch des heranschwirrenden pfeils. doch in einem
zweiten satz lag der klang einer losschnellenden sehne

nun gilt es also doch, hirsch, schneller am ziel zu sein?

aber warum haben sie das, fragte die ärztin später; was
mich lachen liess: sie nehmen mir die worte glatt aus dem
mund. sie aber lachte nicht, kaute auf schmalen lippen
und wiegte bedächtig ihren kopf. behutsam fast liess sie
worte auf die vor uns liegenden fotos rollen, geführt von
einem sympathischen akzent. das müssen wir uns noch
einmal genauer anschauen, schloss sie, fortschickend

was heisst das für mich, fragte ich, als sie einer der assi-
stentinnen hinterm tresen murmelnd zauberformeln dik-
tierte. sie kaute auf den lippen, ihr kopf schwang hin und
her. sie sehen nicht gut. wir müssen weiter untersuchen

als ich vor die türen des glasbaus ins freie trete, regnet es
in grauen bändern herab. ich lache bis zum himmel hinauf


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