[ ich bin ein ausländer, herr schäuble ]


 

voll schade, eigentlich, dass es diesen typen damals nicht
richtig erwischt hat, sagt sie und ich schlucke, verzögere
meine antwort, weil ich mir nicht sicher bin ob das, was
mir spontan dazu einfällt, als deeskalierend zu bezeichnen
wäre. mein langes einatmen, dann: ich weinte nicht um ihn

doch augenblicklich springt mich an das schlechte gewissen
des untertanen, des biedermannes, des an den zitzen der
staatsmutter wimmernden, ich neige mein entleertes haupt
in demut, gelobe, offenzulegen das befohlene: meine inner-
sten gedanken, die heimlichsten gelüste, mein autonomes
selbst
. ja!, rufe ich, ich will dir die kontrolle geben, ich gebe
meine freiheit freiwillig auf, deinem wunsch gemäss, der mir
himmelswort ist, der mir segen ist, verehrtester ministers
des intimsten, oh du, mein heiliger stuhl, bewahrer un-
ser aller sicherheit auf deutschlands erden bis rüber zum
hindukush in ewigkeit deutsch sind wir armen!

so will ich denn vorangehen, zum zeichen meines guten will-
ens, meiner reue gegen die zeichen unheimelicher fremd-
heit im land des ewigen feuers, also will ich vorangehen, dei-
ne botschaft zu künden, dein wille mein wort, dein kreuz mein
schwert, trommler dem tauben, dem blinden die hand, dem
kalb der strick, ein wächter am tore eines deutschen him-
mels sein: zeigt her eure fingerabdrücke, ausländer, damit
ihr gezählet werdet!
 

scan: fingerprints
kiel, 11. juni 2007


One Response to “[ ich bin ein ausländer, herr schäuble ]”

  1. x sagt:

    sehr krass
    sehr krass
    mein freund
    doch oft
    einer meinung
    wir sind
    gruss x

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