[ kopflos, einsam, träumend ]


 

die einsamkeit der kleiderpuppe, kopflos, im schatten-
abseits einer seitengasse, passierenden in ihren blick
gestellt und doch: sie scheint den menschen unsicht-
bar

ein kleid, das wenig stoff enthält, in mango, nein, in a-
pricot-olive, am busen streng, nach unten abgeschlos-
sen durch ein faltenröckchen, endet, wo ihr weisser
körper endet, abgeschnitten ist. vielleicht ist’s dies

voll mitleid schaute ich auf sie die volle stunde: kein
aug berührte sie, der wind, manchmal, ein besen
wimmerte ihr zu, von hinten, hilflos, an der haus-
wand lehnend, ohnmächtig verliebt, so schien es
mir, jedoch für einen besen in der seltnen, ja, in
einer einzigartgen lage, träumend held zu sein, be-
schützer ihres rückraums gegen fremde feinde

warum nicht?

die meisten menschen träumen sich das boot, wenn
sie ertrinken und sie träumen inseln, wo nur wasser
ist; am ende nämlich sind sie alle gleich: der achtlo-
se, die kopflose und auch der strassenbesen, an den
rand gestellt
 

foto: freiburg, 17. juli 2006


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