[ eau non potable ]


 

der parkplatz dort unten, neben der brücke:
modernisiert. vergrössert, das sah ich im vor-
beifahrn. die alte mauer musste weichen, das
unappetitlich nässende pissoir auch: licht
überall. der brunnen, weiter oben im dorf, ist
versiegt, trägt jetzt einen namen: ‚eau non po-
table‘. im steinernen viereck seines beckens
hatten wir uns – ja, mitten auf dem platz – am
morgen gewaschen, lachend: so war es gut

wir fanden die romantischen winkel, wir schmol-
zen hin in der sommerhitze gleich dem weich-
geglühten asphalt, hatten die unvergesslichen
augenblicke, die nur wir beide aufspüren und
einander zeigen konnten aufgespürt und ein-
ander gezeigt, hatten in diesem unscheinbaren
café unseren rituellen morgenkaffee genossen
– schwarz und zuckersüss -, hatten am brunnen
unsere wasservorräte aufgefüllt, waren weiter-
gereist. dieser morgen im august, dein lachen
am brunnen in meiner erinnerung; aber nein –
so war es nicht: wir fuhren nicht sofort weiter

schau, auf unserem schlafplatz bauen sie ein
haus (nein: das neue wächst neben den rui-
nen). hier, in diesem café, haben wir mit dem
schweigen begonnen. oder war das vorher ge-
schehen? (ja.) hatten wir hier bereits von an-
derem gesprochen – vom wesentlichen vermut-
lich: morgen, übermorgen. ich dachte du woll-
test? aber du hast doch immer? ich bin dir nicht
wichtig, oder? – aneinander vorbeigedacht? an-
gestrengt vorbeigesehen. der brunnen war ver-
siegt, ehe wir den geschmack seines wassers
vergessen hatten

ma chère, ma douleur, mon coeur – je veux partir
 

foto: un petit village, 02. september 2004


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