weil die morgensonne über die stadt hereingefallen
ist wie ein unverhofftes wunder, wähle ich einen
der fensterplätze eines cafés, dessen gäste aus-
nahmslos älter sind, als das mobiliar an vergangen-
heit vorgeben will. einige von ihnen sind tatsächlich
noch am leben, werde ich später schreiben – oder
etwas ähnliches, denn es geht ums schöne schrei-
ben, um den freundlichen grusel beim hintuschen
der worte, es geht um das wachsende gefühl der
begeisterung für eine lang vermisste beschäfti-
gung, einer speziellen art zärtlicher fingerfertigkeit
eine gute wahl für ein vorhaben wie dieses, wer-
de ich formulieren und dabei auf die gerontophile
lokalität abzielen, dessen alltäglichkeit mir fast ge-
nauso lang zurückliegt, wie hier der letzte besuch:
zwei jahrzehnte. so werde ich es geschrieben ha-
ben oder ähnlich und es wird gelogen sein, ein we-
nig, weil es ja nicht ankommt, aufs detail, sondern
darauf, dass uns die lüge schön gelungen ist und
uns ans herz geht, das alt genug geworden ist
und zu trennen weiss das lied von seinem gesang
scan: schönschreiben
kiel, 17.10.2008