an alle, die gerade freundlichst grüssen
– und heute ganz besonders an ihn – geht
mein gruss. ja, ein lied, selbstverständlich
„dann kann ich bleiben“
(mp3; 11,4mb; 04:59min)
(remastered sommer 2013 mit daniel verdier)
an alle, die gerade freundlichst grüssen
– und heute ganz besonders an ihn – geht
mein gruss. ja, ein lied, selbstverständlich
„dann kann ich bleiben“
(mp3; 11,4mb; 04:59min)
(remastered sommer 2013 mit daniel verdier)
„ausstellung sebastian harwardt“
„harw“ stellt aus, peryton spielt. und
das schönste dran: er weiss heute noch
nicht, dass wir morgen dabei sind
julia maria borkert wird mich mit
gesang und flöte begleiten
16. november 2013
„Galerie Schlossfreiheit“
hünerdorfer strasse 3
39590 tangermünde
beginn: 17:00 uhr (?)
grafik: sebastian harwardt
„Der Anarchismus will nicht die beste aller mög-
lichen Regierungsformen, sondern überhaupt
keine. Er will keine alternativen Regierungs-
formen, sondern Alternativen zur Regierung.“
(quelle: www.anarchismus.de)
wählengehen ist auch in 2013 kein beweis „guten“
demokratischen verständnisses; eher ein zeichen
resignativen handelns in der hoffnung, dieses
eine mal nicht – wie stets – betrogen zu werden
weil mich der worthülsenreiche „wahlkampf“ in
diesem jahr ebenso ankotzt wie in den wahl-
jahren davor, werde ich an dieser stelle nicht
das gleiche tun, um für alternativen zu werben
wer sich kreativ für lebenswerte, autonome
sozialgemeinschaften einsetzen will, braucht
empathie und verstand – nicht mein geplapper
foto: nicht vergessen: wahlboykott!
kiel, 19.09.2013
dort, da drüben vorm horizont gehen sie auf-
gereiht wie an einer sichernden knotenschnur
j. ist fort. ich habe mich bislang noch nicht
getraut, dir davon zu berichten. zu viele sind
auseinander gegangen, in den letzten jahren
oder weisst du schon davon? … ich war noch
nie gut im abschiednehmen. auch diesmal nicht
foto: kiel, 31.07.2013
ich bin erkrankt am sabotage-zwang. oder vielleicht
ist das auch keine krankheit, sondern ein … ein hobby
das heisst, dann wäre es allerdings mein zweites
hobby, auch wenn das dekadent klingt: mein erstes
sind meine zahlreichen tätigkeiten in und an der ge-
sellschaft – ein rein humanistisches tun, wie man
das als humanistisch gebildeter eben so tut; ein
soziales getue und gefummel, sozusagen, ein hobby-
mässiges herumgemache und rumgespiele im gesell-
schaftlichen zusammenhang; ja, ein gesellschafts-
spiel, sozusagen, denn „ehrenamt“ mag ich das ja
nicht nennen. nicht so gross. und ausserdem …
das wort „ehre“ hat in deutschland doch einen bei-
geschmack bekommen, historisch geschmeckt, so-
zusagen, einen geruch oder mehr schon: einen ge-
stank, mit dem zu schmücken oder geschmückt zu
werden … also, da müsste ich schon ganz schön
professionell sein, um ihn auszuhalten, den stall-
geruck der grossen politik, sozusagen, oder auch der
kleinen. für mich, sohn eines wehrmachtssoldaten
im zweiten weltkrieg macht das wort „ehre“ allemal
nicht strammstehen und („ehr-„) furcht, sondern …
ekel. ganz profan. schliesslich musste ich als kind die
schäden ausbaden, die die verdammte ehre ihm an-
getan hatte. millionen kinder hatten väter wie ihn
aber reden wir drüber? haben wir drüber geredet?
nicht. nicht wirklich. wir haben ihn ausgehalten, den
verwesungsgestank und haben darüber geschwiegen
es ist also eigentlich ein verwesungsgestank des gros-
sen deutschen verschweigens, der das wort ehre be-
gleitet, schmückt: deutschland, stummes vaterland
mein zweites hobby, also, ist ein historisch weniger
belastetes: die sabotage. es ist mir zum dringenden
bedürfnis geworden, etwas kaputt zu machen. es sind
ja auch nur ganz harmlose ziele, finde ich, die allen
gut tun, wenn sie weg sind: faschistische strukturen
und rassistische einrichtungen, militaristische natürlich
auch. ganz klar, nach unseren schlimmen erfahrungen
damit. also abschiebeknäste, jobcenter, militärkaser-
nen oder polizeiautos, da findet sich an jeder ecke was
ich weiss selbstverständlich, dass ich damit kein gu-
tes vorbild bin – ja, ja, ja! im gegenteil, ich warne
ausdrücklich vor nachahmung: ausser, sie wollen
direktemang in teufels küche kommen; das lohnt
nicht: die deutsche küche ist eigentlich nicht er-
wähnenswert. ausser, wenn in allen medien über
sie geplappert wird, ein neuer „skandal“ gefunden
wurde; dann können wir sicher sein, dass die
gelehrte schweigegesellschaft zusammentritt, die
fahne hoch, die reihen fest geschlossen. zack! da
hat dann die geschichte wieder zugeschlagen …
da ziehe ich dann wieder los, eine alte socke als
lunte in den dreissigjährigen zapatistischen rum
gesteckt, den qualmenden molli am ausgestreckten
arm gegen den abendhimmel der dekadenz gereckt
… ja, es ist geradezu ein zwang. ich bekenne mich
hiermit zur sabotage. viel zu lang schon habe ich
vor wut gekotzt. ich komme out, oder wie das wie-
der heisst. aber das ist ja auch nicht so wichtig
besser ist, wir schweigen drüber. ja, papa. ja, mama
hatten wir alle farben des lebens ausgespielt?
deine familie wartet, vermisst dich. rituale des
winters im schnee; unser kreis schliesst nicht
hörst du? träumst du? (vielleicht ist es einfach)
foto: kiel, 06.02.2009
zugegeben, dieser titel klingt fies; hat aber auch
was nettes, finde ich … und bleibt. eigentlich (und
freundlich) gemeint ist, dass ein alter aktivist sich
auf neue, sehr künstlerische (eis-) bahnen begibt
das tut mein freund h., wovon ihr euch in diesem
video überzeugen könnt, auf sympatischste weise
hier anschauen: feine sahne fischfilet ‚mit dir‘ (3:24)
foto: heinz wittmer & peryton
aufnahme + ©: thomas vallentin (berlin, 08.10.2006)
da fährt doch eben eine person auf’m fahrrad
vorbei, trägt einen windschnittigen helm auf’m
kopf, der wiederum trägt einen tuchüberzug
uiii, denke ich. ich bin verwirrt, nicht zu sagen
erschüttert: ein mützchen fürs helmchen! wa-
rum nur? damit helmchen nicht friert? mütz-
chen auf helmchen auf köpfchen – köpfchen
kann nicht frieren, da hirnchen … aushäusig?
‚eine person‘, habe ich gesagt, geschlechtslos
formuliert, um nicht das klischee zu bedienen
männer seien kopfmässig … äääh … weicheier
aber mützchen auf helmchen …? das hat so-
was von klorolle mit häkelhäubchenüberzug in
der rückwärtigen autofensterablage neben
dem mercedesdeutschen wackeldackel. aua!
da rast die kopfmaschine: unauslöschliche tra-
ditionen wehren sich generationenübergrei-
fend gegen als links verkannte bekehrungsver-
suche. keine experimente! (konrad adenauer,
1957.) freiheit statt sozialismus! (alfred dreg-
ger, 1976.) zieht mit, wählt schmidt! (helmut
schmidt, 1980). der letzte slogan sprang zu-
gegebenerweise ein wenig aus der rille, war
aber sprachlich wie inhaltlich schlicht genug
– also volksnah – gehalten, um erfolgreich zu
sein. wie das elend ausging ist bekannt: am
ende gewinnt immer ein kohl. drall, direkt und
durchsetzungsfähig. ach ja, und dialekt sprach
er auch noch. das hatte einfach was ehrliches
ja, doch, hier sind wir: deutschland. hier wählt
das arschgesicht allabendlich sich selbst zum
superstar. helm auf zum gebet! häkeldeckchen
drüber und rauf auf’s rad! auf, ihr stromspar-
helden, -heldinnen, der nächsten nachzahlung
entgegen! (seid ihr nicht auf hartz IV, könnt
ihr’s vielleicht sogar bezahlen. glück gehabt.)
und in den abendnachrichten berichten unsere
staatlichen verlautbarungsmedien (denen kein
mensch, der sich nicht augenblicks und endgül-
tig zum deppen erklären lassen will, unterstellen
kann, dass sie gleichgeschaltet wären, weil wir
uns heute – und das ist sowas von heilig, dass
gar nie nicht niemand mehr daran zweifel äus-
sern darf – in demokratischen zuständen be-
finden, die ein gleichschalten quasi unmöglich
machen) löblichstes von den neusten, deutsch-
französischen, humanitären kollateralnotwen-
digkeiten auf dem gebiet der alten kolonien
irgendwer muss ja die interessen der multi-
nationalen agrarkonzerne schützen, die ihre
genmanipulierten nahrungsmittel grossflächig
in mali freisetzen. da stören ‚rebellen‘ gewaltig
wie wären – kopf ohne helm vorausgesetzt –
mal solche parolen, bloss zum ausprobieren?
denken statt glauben!
handeln statt wählen!
burn monsanto!
dass in der teutschen linken zumeist nicht kapiert
wird, wie das ist mit den fronten und den freunden
und mit der historie und mit ‚links‘ und ‚rechts‘ und
so … sie haben halt allgemein schwierigkeiten mit
der theorie. was ja nicht schlimm wär‘, eigentlich;
würde das mit der praxis nur besser funktionieren
und würden sie nicht manchmal ganz fürchterlich
mit dem ‚freund und feind‘ durcheinander kommen
‚antideutsche‘ stehen nicht ‚links‘. sie werden von
denen, die sich selber gern ‚links‘ sehen, allzu gern
dort hingeliebt: ‚antideutsche‘ haben wenigstens
eine heimat, wo ‚uns linken‘ jegliche heimat aus-
getrieben wurde, damals – also im faschistischen
vorläufer dieser postfaschistischen republik. sie
wurde uns ersetzt durch ein anhaltendes, ein ver-
dammendes gefühl der schuld, einer verschwiegen-
en, unstillbaren sehnsucht nach räumlicher, sozia-
ler und gesellschaftlicher zugehörigkeit; aber eben
auch einer tiefen scham für das unfassbare han-
deln derer, zu denen wir uns nicht mehr zugehörig
fühlen können, fühlen dürfen: auf ewig heimatlos
die scham ist nach meiner einschätzung heute
noch angemessen und politische verpflichtung –
die schuldige sehnsucht aber ohne perspektive
meine heimat ist für mich gefühl. ist ein ort, an
dem ich bleiben will. meine heimat ist an vielen
orten. sie ist gefunden in menschen und gebun-
den an landschaften. heimat ist für mich kein
staat, ist keine schuld und keine übertragung
meine heimat hat keine grenzen, ist nicht gren-
zenlos. ganz sicher liegt meine heimat nicht im
deutschen, auch wenn ich meist in deutscher
sprache träume, spreche, denke. meine heimat
ist ein ort, der kritik verträgt und selber kritisiert
meine heimat ist liebe. ist unbequem. wünscht
und entzieht sich. heimat ist fern. heimat trägt
und erträgt. die heimat ist unbequem. heimat
kennt keller und schächte, kz und befreiung, ar-
beit, genuss, musse und drückende klebrigkeit
heimat spricht sich selbst. heimat nimmt auf, hei-
mat bleibt. heimat ist dort, wo ich nicht bin. hei-
mat liebt, blickt zurück, schickt fort. heimat ist
bedroht und bedrohlich. heimat ist süss, ist sper-
rig. entzieht sich. heimat kennt demut. heimat
ist herkunft und abgang. fluch, verfolgung, die
einzige liebe, letzte hoffnung, der grosse verrat
manchem ist sie alles, manchmal ist sie nichts
davon. heimat ist unbequem, immer wieder. ist
unfassbar, unbeschreibbar. ist zwang und opf-
ergabe. immer wieder krieg und flucht und fluch
heimat ist pathetisch, gefährlich pathetisch. ist
ein gegenstand. ein postkartenmotiv, aus dem
sperrmüllhaufen über die strasse geweht: deja
vu; nie wirklich gekannt und doch nie vergessen
meine heimat liegt weder im richtigen, noch im
besseren. meine heimat ist frei von religion, hat
manchmal ein geschlecht, lebt stets in den kul-
turen. sie ist erforscht und erfunden, erlogen
und erträumt, und einen moment lang fand ich
sie tatsächlich mittags in sommerhitze vor dem
centre pompidou, paris. so ist heimat immer per-
sönlich. und fremdbestimmt gibt es sie nirgends
foto: antideutsche müssen draussen bleiben?
31. oktober 2012