Archive for 2008

[ nicht auf ‚p. c.‘ gestimmt ]

Freitag, September 5th, 2008


 

der regen, der schuld zu sein schien an der gedrückten
stimmung der unter den zwischen bäumen gespannten
planen versammelten, stoppte für die dauer des kon-
zerts. „Er trifft die Stimmung und scheitert knapp und
bewusst daran politisch korrekt zu sein“
schreibt einer
aus dem publikum später in seinem blog; da bin ich
längst unterwegs, ein kratzen im hals, sehr zufrieden
 

foto: peryton live im kelsterbacher wald
andreas hochhaus
kelsterbach, 03.09.2008


[ konzert im wald: 03.09.2008 ]

Sonntag, August 31st, 2008

mittwoch, 03. september 2008
„konzertlesung zur aktionswoche
im besetzten wald in kelsterbach
gelbe grundschneise, 65451 kelsterbach
( wegbeschreibung hier )
( link: google maps )
beginn: 21:00 uhr

[ peryton und die bayernpartei ]

Samstag, August 30th, 2008

erneut eine überschrift, bei der ich länger überlegen
muss: ‚peryton bildet. manchmal‘ war eine alternative

der anlass: das argusauge meiner seitenstatistik hat
zugriffe von einem forum von anhängerInnen der o-
bengenannten partei aus vermeldet. was mich wun-
dert. nicht, dass wählerInnen, die ihr kreuzchen zur
mitbestimmungsfarce im demokratischen alltag der-
art wegwerfen, ihre zeit im forum der so begünstigten
totschlagen – nein. wer so handelt, handelt zeitgemäss

aber dass ausgerechnet der peryton-blog zur recherche
genutzt wird. hallo? ist nicht unüberlesbar, dass meine
gesinnung gerne als ‚unpatriotisch‘ zu bezeichnen ist?

sicher gäbe es noch die eine oder andere aggressivere
formulierung, die der wirklichkeit nicht ferner läge; aber
bitte. es bleibt die alarmierende tatsache, dass konsu-
mentInnen des bayernpartei-forums sich im peryton-
blog weiterbilden müssen. das schmerzt. das trifft. das
wäre einen appell an die bildungspolitik wert, die durch
‚pisa‘ offengelegten verblödungseffekte deutscher bil-
dungsarbeit zielgerichteter – wirkungsvoller! – zu lenken

wo kämen wir schliesslich hin, meine damen und herren
im lederhosen- und dirndlbewehrten genitalbereich des
bildungsbayerntums, wenn die falschen lehren aus den
falschen quellen – also den linken – gezogen würden?

wüchsen uns etwa kleine schreihälse nach art eines pe-
ryton
oder – urbayerischer – eines hans söllner heran?

meine damen und herren aus der geistigen bergwelt …
ich fürchte, sie haben ein problem. nicht nur in bayern

das mit dem söllner, der hinweis da oben, das war
übrigens ein kniff, ein trick, um die moral der schon
geprügelten weiter zu untergraben. eine neue quelle
zum wühlen bei einem musikalischen kollegen, der
bundesweit auf dem index steht, bei dem zu hören
und zu lesen ich ihnen hiermit eindringlich abrate

den index, von dem ich spreche, gibt es selbstver-
ständlich gar nicht. diese liste von personen, die in
radioanstalten bürgerlichen rechts nicht gespielt wer-
den, in den medien für die doofe masse verschwie-
gen werden aus gründen ihrer politik – das ist nur
erfunden von mir. und genau darum hört ihr leute
wie den söllner eben nicht im radio, nicht im fernse-
hen, weder in bayern, noch anderswo. verstanden?

und jetzt: husch husch zurück ins bayernland, wo
die welt – zumindest parteimässig – noch so richtig
in ordnung ist. jedenfalls, bis du richtig hinschaust


[ perypunk: das meer. live ]

Freitag, August 29th, 2008

während ihr in der sommersonne schmoren könnt, sitz-
en wir im studio, um alte kamellen aufzubraten, um an-
hörbar zu machen, was nach den genussmassstäben
des high-fidelity in den müll gehörte … wenn, ja, wenn
da nicht dieses gewisse etwas wäre, das den klang-
schmutz erträglich machte, das klirren der übersteue-
rungen selbstverständlich, das scheppern der lautspre-
cher zur notwendigkeit: ich nenne das leben. kunst. mu-
sik. die geprügelten saiten knallen, die stimme ist ab-
geraucht, abgesungen am ende des konzerts, der bas-
sist, der zum leadgitarristen wird, das räuspern in der
pause vor dem letzten schrei, der zuruf ‚ihr seid musi-
ker!‘ aus dem publikum … perypunk. mitten im leben

die hintergründe zu dieser aufnahme gibts hier, schon
erzählt. lest es nochmal; wenn ihr euch in meinem blog
herumtreibt, habt ihr wohl eh nichts besseres zu tun

„das meer“ (live am 11.03.2004. 8:04min)
(mp3; 13,3mb) (ogg; 8,3mb)

[ zu alten ufern, singend. schweigend ]

Mittwoch, August 20th, 2008

die unvermeidliche eile vorm abreisen, die stets etwas
liegenlässt … heute fühlt es ein wenig leichter an. ich
schaffe zwar mein arbeitspensum nicht – die letzte
probe vor dem konzert -, aber ich bleibe in der zeit

in meiner ganz eigenen zeit, jedenfalls, und die tickt
anders, ab dem 22.08.2008. das neue konzept heisst
konzertlesung„. einige chansons werden „nur“ noch
gesprochen. ich übe eine neue art des schweigens


[ am horizont ]

Samstag, August 16th, 2008

bevor sie auflegt, höre ich ihre tränen. das schnurren
des katers auf ihrem schoss, den sie nicht vor die tü-
re lassen will, aus angst ihn zu verlieren. er ist es nicht
anders gewöhnt, sagte sie. mein telefon ist zwischen
die kissen gefallen. heute ist kein tag zum aufstehen

erinnern, entziehen, verschwinden, entgleiten; nur in
den nächten können wir miteinander reden. tags re-
de ich von dir mit fremden, ohne dass sie je verstün-
den. du bist der ort, an dem ich mich aufhalte, wenn
ich schweige. schau: dort sinkt der himmel ins meer


[ sexuelle gewalt ist kein kavaliersdelikt ]

Donnerstag, August 14th, 2008

ich muss mich reinigen, sagt sie. und geht kotzen. weil sie
ein kind des zwangs geworden ist, der sie zutode kotzen
lässt. um nicht zu sterben, sagt sie. um wieder rein zu sein

das bist nicht du, sage ich. du musst endlich erzählen. end-
lich von deinem vater erzählen und von deiner mutter; den
fremden schmutz loswerden, indem du deine sprache findest

und dann bin ich unendlich müde. mein kopf schrillt und pfeift
und das kommt nicht vom klang des windes. draussen macht
der regen den ganzen sommer einsam. du musst reden, sag

ich


[ helden müssen sterben ]

Montag, August 11th, 2008

soldaten müssen sterben. anders geht das mit dem
heldsein nicht. soldaten müssen sterben, weil das
konsequent ist. es ist die erfüllung ihres zwecks

nun hört auf rumzuheulen. wer den krieg ins fremde
land trägt, muss damit rechnen, dass es widerstand
gibt. ihr konntet doch nicht ernsthaft erwarten, dass
der auftritt deutscher sterbehelfer in uniform mit de-
mut und freude vergolten wird? nein: mit gegenwehr

dass die durch einen selbstmordanschlag in afgha-
nistan verletzten bundeswehrsoldaten „ausser le-
bensgefahr“
sein sollen, regt in mir keine freude

wenn in deutschland endlich – verdientermassen –
die ersten anschläge militanter widerstandsgrup-
pen für blut und tränen sorgen, werde ich wieder
sagen: hört auf zu heulen. die erste germanische
frontschnauze, der innenminister im rollenden
wahn
, hat rechtzeitig gewarnt: „wir sind teil eines
weltweiten gefahrenraums“, hat er verkündet. und
dass vom eingeschlagenen weg nicht abgerückt
werden dürfe, hat er gesagt, bloss in anderen wor-
ten. dass das land sich nicht erpressen lassen dür-
fe. am ende behauptete er wie immer das alte: es
ginge ihm um „unsere eigene sicherheit“. tumbes
geschwätz mit gefährlichen folgen. nun habt ihr es

aber bevor wahr wird, wovon der verteidigungs-
minister
träumt – das ist jener kriegsminister, von
dem auffallend wenig zu hören ist, zur derzeitigen
lage – und tatsächlich das öffentliche vereidigen
neuer soldaten alljährlich mit grossem pomp vor
dem reichstag
stattfindet, wünsche ich mir ein
gross angelegtes die-in der heilsbringer am hindu
kush. aber in echt. weil helden sterben müssen

wenn endlich alle tot sind, ist hoffentlich ruh. und
dann: keine tränen, bitte. schliesslich haben wir
doch aus der vielfach wiederholten geschichte ge-
lernt, dass krieg ein dreckiges, ein unrühmliches ge-
schäft ist. oder? nein. ich nenne es ein verbrechen


[ ein brief an j. ]

Freitag, August 8th, 2008

„ratlos bin ich. vielleicht liegt das auch daran, dass ich
einen krieg vom frieden zu unterscheiden weiss und
nicht verstehe, dass so viele da draussen mit der der-
zeitigen situation im land konfliktfrei zu leben scheinen

warum nur? eine olympiade heiligt die mittel. brot und
spiele am platz des himmlischen friedens. wollen wir
die totale unterhaltung? ich kapier’s einfach nicht …“

deutsche soldaten liegen im koma, lese ich. das ist alle-
mal besser, als mit einem maschinengewehr im anschlag


[ in solchen nächten ]

Mittwoch, August 6th, 2008

da kommt er, sagt eine junge frau, als ich durch einen
schmalen flur auf dich zugehe. du wirfst mir erst einen
schnellen blick, dann einen schlüssel hin, wendest dich
wortlos ab; ich werde dich vergeblich suchen, bis zum
morgen. tiere laufen am wegesrand, kaninchen, schnek-
ken, ein ferkel, darüber ein pferd, behutsam seine hufe
setzend. sprich mit mir, sage ich in die dunkelheit hinein


[ les jeux sont faits ]

Freitag, August 1st, 2008

beerdigungen fallen um lebensbreite an geburtstagen
vorbei; wünsche zu nennen fällt mir schwer, so oder

so. als die orgel den ungeübten hälsen voraneilt, un-
erträglich einen halben schlag voraus, lehne ich mich
in der harten büsserbank zurück, breite meine arme
weit über die holzlehne aus, drücke mich fester an, um
choralen anbiederungen, amusikalischen jubelgesäng-
en so gut wie möglich auszuweichen; allein zu bleiben
auf meinem platz, da hinten in der allerletzten reihe

freiheit war ihm wichtig im leben, heisst es. am ende
treffen sich doch alle hier, mehr oder mehr weniger le-
bendig, mit dem anschaubaren, je stück fragwürdigen
vorteil, überlebt zu haben. man schielt dem nachbarn
und rätselt über wahrscheinlichkeiten: les jeux sont

faits. dann drückt der sarg auf uralten schultern, stol-
perndes larghetto über kiesknirschenden wegen. die
letzten meter des lebens im lichte einer unbestechlich
grellen sonne. erde, schäufelchenweise, blütenblätter
fallen in die grube hinterher, herzliches schweigen und
manch billige betroffenheit. einer winkt hölzern hinab;

den hebe ich aus der menge derer, die ich nicht zu mö-
gen entschieden habe, und stelle ihn auf die heimliche
seite der wenigen, für die ich noch singe. und bleibe


[ … vegan? nein, nicht ]

Samstag, Juli 26th, 2008


3000 Nerze freigelassen – Schlesen – Unbekannte
Täter haben in der Nacht zu Dienstag 3000 Nerze von
einer Tierfarm in der Gemeinde Schlesen (Kreis Plön)
aus ihren Käfigen freigelassen“
kn (25-07-2008)

das klingt wie eine gute nachricht. das klingt, als ob ein
paar mutige versucht hätten, tieren eine chance zum le-
ben zurückzugeben, die die menschliche verwertungs-
logik nicht vorsieht: pelze hätten daraus werden sollen

natürlich wiegelt der zeitungsartikel den politischen zu-
sammenhang herunter, natürlich werden sämtliche tie-
re eingefangen, natürlich werden die am ende dennoch
befreiten tiere einen schrecklichen tod in freiheit ster-
ben, einer diesen fremden feindlichen freiheit … wie ein
solcher artikel schliessen muss, ist hinlänglich bekannt

so weit, so schlecht

auf directaction.info ist ein bekennerInnen-schreiben
zu finden, in dem es abschliessend heisst: „gewidmet
ist diese aktion den gefangenen tierrechtlern aus
österreich!“
. wer nicht informiert ist, was sich derzeit
diesbezüglich in österreich tut, kann hier nachlesen

so weit, so viel schlechter

ich weiss, ich gehöre zu den spielverderbern. ich ge-
höre zu den nicht leicht zu begeisternden. ich zähle
zu denen, die um verständlichkeit, um vermittelbar-
keit von inhalten bemüht sind. der begriff „vegan“ ist
dem normalen menschen ein schwer verständlicher

der vorgebliche „schutz“ von leben spielt sich im per-
sönlichen ab oder auf der abstraktionsebene von pa-
ragraphen. der „schutz“ von tieren hat im tierschutz
seinen platz und seinen niederschlag im öko-etikett
der teureren bekleidung (beim geldbewehrten klien-
tel) oder in einem farbaufdruck auf dem frühstücksei
am morgentisch des übersatten bildungsbürgertums

„vegan“ ist ein im allgemeinen nicht verstandenes
fremdwort, das eingang gefunden hat auf speise-
karten, auf kosmetikpackungen, auf mehr oder we-
niger umstrittenen lebensmittelmarken in bioläden
und als modeartikel auf tshirts, in musiktiteln, als
tattoo auf jugendlicher haut. „vegan“ klingt gut
und jung und modern und politisch … irgendwie

ich erspare mir das wiederholen alter litaneien, ver-
weise auf (meine) alte polemik – und mache es kurz:

das befreien gefangener tiere ist selbstverständlich
eine notwendigkeit, soll aktiv gegen tierverbrauch-
endes menschenverhalten vorgegangen werden …
wenn dadurch auch nur für augenblicke und an we-
nigen orten freiheit entsteht; individuell ansetzen-
der widerstand kann selbstverständlich nur punk-
tuell vonstatten gehen. eine direkte aktion hat
immer symbolcharakter, hat immer eine botschaft

das „widmen“ einer tierbefreiungsaktion für men-
schen
schafft falsche zusammenhänge, schafft fal-
sche fakten und funktionalisiert die nun nicht mehr
„befreiten“, sondern „benutzten“ tiere zu werkzeu-
gen. wo vorher die befreiung – respektive „die frei-
heit“ – im vordergrund stand, steht also der zweck

dies ist politisch nicht vermittelbar. solches han-
deln ist nicht „vegan“; allenfalls äusserst unklug


[ angeblich kommt etwas neues ]

Donnerstag, Juli 24th, 2008

der sommer komme zurück, heisst es. wohin, frage ich

als ich aufwachte, klebte nebel über den wiesen. der
himmel war streifig von blut, aber still. noch drei stun-
den, dachte ich. und träumte weiter einen dieser träu-
me, die am nächsten morgen so wortkarg machen

zäh war dann der ganze tag, ich kenne das zu gut;
du kommst nicht aus den hufen, die post kommt zu
spät oder nicht, jeder anruf wird verpasst und eigent-
lich ist das egal, denn keiner würde dich weiter brin-
gen. wohin auch? hier ist es schlimm genug: deutsch

angeblich kommt etwas neues; dieser gedanke will
mir nicht aus dem kopf. leider weiss ich nicht, wie er
entstand. während ich dies schreibe, klingelt das tele-
fon; ich lasse klingeln. ich gehe nie ran, wenn ich be-
schäftigt bin. und wenn die person dreissigmal kling-
eln lässt, rufe ich sowieso nicht zurück. nicht heute

der sommer kommt zurück, heisst es. aber ich glaube
nicht mehr so leicht, was geheissen wird. und miss-
trauisch frage ich: wohin? ausserdem gäb es gerade
so vieles, was mir lieber wäre, käme es zurück; vieles

als ich aufwachte, klebte nebel über den wiesen. der
himmel war streifig von blut. so wie deine worte, die
mir viel zu selten von deinem leben erzählen, die mich
heiss und kalt machen, die kommen sollen, zurück und
über mich wie … wie ein sommer. nein, wie zwei, drei
sommer und wir beide mittendrin. sag: zucker. sag: ne-
bel. sag: blut. da lachst du leise. die nacht ist vorbei


[ neben dem leben. koma ]

Dienstag, Juli 15th, 2008

sein gesicht hängt ein wenig schräg, seine haut ist grün-
liche leinwand. hinter halb geschlossenen lidern wandern
unruhige augen. so fremd ist der freund; ich kann ihn nicht
berühren. in seinen mundwinkeln speichelblasen, auf dem
monitor über dem kopf leuchten zahlen. ruhepuls, sagt a.

im hals steckt ein schlauch, knapp unterhalb vom kehlkopf
hineinmontiert. a. streichelt den stoppeligen schädel, sagt:
so flaggt ‚r ällweil umanand, die faule sau. da lächelt er

dass sich für einen augenblick seine mundwinkel hoben
– dass er uns angelächelt hat – erzählen wir in den näch-
sten tagen denen, die ihn im leben kannten


[ domina noctem ]

Freitag, Juli 11th, 2008


hey, lasse mich gern von dir beschimpfen … gute nacht

05:27, sagt das telefon. kraftlos wie ein dominostein-
chen kippe ich in meine träume zurück, die plötzlich
durchrauscht sind von meer und strand und wind und
sonne und der glut unserer heimlichen nächte


[ abends am bahnhof ]

Donnerstag, Juli 10th, 2008

was es dir eingebracht hat, weisst du erst am schluss

meine antwort knipst ihre frage aus wie ein licht. einen
schnitt machen, denke ich. mit einer halben drehung
des oberkörpers wende ich mich ab, gleichzeitig ein
schritt rückwärts, distanz schaffend

überraschend fest ist ihr händedruck, überraschend
klar schaut sie mir in die augen, lange, überraschend
schnell lockert sich ihr griff, als ich meine hand zurück-
ziehe

d. steht neben der szene wie ein requisit, alkohol lässt
seinen oberkörper schaukeln, sein blick rollt zwischen
uns her wie in alter kahn in der dünung und zum glück
sagt er … nichts

spätabends auf dem klo sitzend, die zahnbürste noch
im mund, schrille töne im kopf, bilder, fragen, spüre ich
diesem abschied hinterher. (erleichterung?)


[ sterbehelfen am hindu kush ]

Freitag, Juli 4th, 2008

zusammendrücken, schnüren, packen, dann bin ich
wieder unterwegs über die hügelchen und durch die
niederungen der deutschen kulturlandschaft. hielte
mich nicht so viel persönliches hier, ich müsste wei-
terfahren. allein schon wegen des verbalen auswurfs
der bundesobfrau merkel, sie sei „absolut gegen je-
de Form der aktiven Sterbehilfe, in welchem Gewand
sie auch immer“
, so verlautbarte sie gestern, daher-
komme

für sich genommen wäre dieser satz kein grund zum
abreisen; demagogische sprüche machen im lager
der mächtigen derzeit die politische tagesordnung
aus und bestimmen die sprache der ihnen an den
lippen hängenden medien – es ist die darauf folgen-
de nichtreaktion der masse schlafender geister in
diesem … flachen … land

seit anfang juli ’08 ist deutschland aktiv an kriegs-
handlungen in afghanistan
beteiligt; erstmals seit
ende des zweiten weltkriegs offen, unverborgen
und – vor allem – nahezu ohne widerstand im in-
und ausland. diese gewerblichen sterbehelfer in
uniform wird merkel vermutlich nicht gemeint ha-
ben, nicht die soldaten, die als botschafter einer
neuen deutschen leidkultur diese mit aller konse-
quenz verbreiten

merkel meinte menschen, die sich freiwillig für ihr
ableben entschieden haben, weil ihnen ein lebba-
res weiterexistieren ohne positive aussicht schien

vielleicht bin ich zu streng, zu konservativ in der
auslegung meiner freiheitlichen lebensideale, zu
nah dran am sozialen geschehen und frau merkel
dagegen nur auf der höhe ihrer zeit: wo das recht
auf das kleinste
beengt, bis ins kleinste beschnit-
ten, in bürokratische regeln gezwungen ist, kann
– logisch? – ein recht auf selbstbestimmung im
sterben nicht unberührt, soll heissen: nicht be-
stehen bleiben

abhaun„, sage ich und fahre an die letzte tank-
stelle vor der autobahn richtung süden


[ trash-archiv: ich singe immer noch (live 2004) ]

Donnerstag, Juli 3rd, 2008

dann kam die letzte zugabe des konzerts. meine
stimme – dank einer erkältung – war komplett ‚im
eimer‘, wir waren müde, das publikum schien zu-
frieden … und wir spielten gnadenlos einen fehler
nach dem anderen und hatten eine menge spass
dabei. normalerweise wird sowas ja geschnitten
und geschnippselt, geschoben und geschönt; ja
so verlogen ist das musikgeschäft. wir auch. aber
heute gibt’s eine ausnahme – und daher fast un-
geschminkt jenen chanson, mit dem über lange
zeit der schlusspunkt aller peryton-konzerte ge-
setzt wurde

„ich singe immer noch“ (live am 11.03.2004. 5:43min)
(mp3; 9,3mb) (ogg; 6,5mb)


[ trash-archiv. daniel verdier, solo ]

Mittwoch, Juli 2nd, 2008

kein konzert ohne zugaben. die folgende aufnahme
zeigt ‚meinen‘ daniel erneut von seiner übermütigen
seite: am vorangegangenen (konzert-)abend (in der
leipziger „froschburg“, die leider inzwischen geschlos-
sen wurde) hatten wir beide uns unmässig … äääh …
hatten wir uns recht hemmungslos dem alkohol hinge-
geben; einerseits, um meiner erkältung den garaus
zu machen, andererseits, weil es sich als würdigen
abschluss eines feuchtfröhlichen musikabends anbot

„daniel verdier – solo“ (live am 11.03.2004. 1:39min)
(mp3; 2,5mb) (ogg; 1,4mb)


[ trash-archiv: weisst du (live 2004) ]

Dienstag, Juli 1st, 2008

von diesem chanson gibt es inzwischen einige nette
live-versionen, die allerdings allesamt nicht sehr viel
mit der studio-aufnahme zu tun haben, die auf der
neuen platte zu hören sein wird

direkt vor der kleinen bühne – und also nicht weit von
meinem mikrophon entfernt – sass der berliner lieder-
macher thomas vallentin, der eigentlich zum foto-
graphieren eingeladen worden war, später aber zum
mitsingen überrumpelt werden sollte. als wir „weisst
du“ intonierten, wusste er von unseren hinterhältigen
plänen noch nichts; er pfiff spontan, ungehemmt und
fröhlich eine zweite stimme, die fast immer passte

„weisst du“ (live am 11.03.2004. 3:16min)
(mp3; 4,2mb) (ogg; 2,9mb)