– oder – [ zu rechter zeit am rechten ort ]
die geschichte ist bekannt: trottelfahndung südwest und am ende schmiergeld. sie suchte mich ein jahr lang vergebens und daher besuchte ich sie, die stasi – sozusagen ihr entgegenkommend – anfang juli 2005 in ihrem hauptquartier am rande der altstadt einer baden-württembergischen touristenmetropole
es war interessant zu beobachten, wie sie sich benehmen, wenn sie unter sich sind und sich sicher fühlen, ganz zuhause. den normalmenschen ‚draussen‘, die in der regel wenig konkrete (vor allem: wenig realistische) vorstellungen vom ‚drinnen‘, vom apparat selbst haben, seien die folgenden fotos zur belehrung und erbauung kommentierend vorgestellt
eine grössere zahl bewegungsarmer, hohlraumkonservierter präparate wurde im heidelberger polizeizoo dargeboten, deren erhaltungszustand aber, wie kritisch angemerkt werden muss, durchweg mitleiderregend war. einzig beruhigend dabei, dass eine dergestalt eingeschränkte einsatzfähigkeit die inneren reibungskräfte des apparats erhöhen muss und daher mit einer zumindest verzögerten umsetzung der kühnsten totalüberwachungsträume von bundesterroristInnenminister schily und konsorten gerechnet werden kann
das erste foto zeigt einen älteren polizistenroboter in energiesparendem ruhezustand, dem ich höchstselbst mittels handauflegens (siehe bild) einen spionagevirus applizierte, wodurch er mittelfristig zum ‚polizeischläfer‘ mutieren wird
– 1. peryton meets a nearly dead man –
einige der ‚dein-freund-und-helfer: guuut‘-animateure wurden (möglicherweise um auf die vorgeblich angespannte personallage aufmerksam zu machen) sogar ohne uniforme dienstkleidung an der gute-miene-front eingesetzt. einer von ihnen wird auf den beiden folgenden fotos eine zentrale rolle spielen
foto 2 dokumentiert den quantensprung, den die moderne technik dem polizeilichen alltag beschert hat: der einsatz technischer neuerungen wie des polizeiautomaten t2-h2-c2. das historische bedienungspersonal scheint noch in der übungsphase zur aktivierung des grossgeräts, ist damit allerdings schon in der lage, beim anwesenden jüngeren bevölkerungsanteil mächtig eindruck zu erwecken
– 2. old schutzman meets future-metal-man –
um die älteren besucherInnen zu beeindrucken, nahm der bereits vorgeführte hilfspolizist rückgriff auf jene gewohnheit, die ihm vermutlich bereits in der vergangenheit erfolgreich zu respekt und ansehen und hackenzusammenschlagen verhalfen: den deutschen gruss, weit(er)hin bekannt als ‚die deutsche morgenlatte‘
wie sehr diese willkommensgeste begeisternd wirkte, ist dem gesicht des am rechten bildrand stehenden besuchers älteren semesters zu entnehmen. die jüngste auf dem bild schaut verständlicherweise verständnislos
um das schwer abschätzbare mediale und politische ausmass einer derartigen offenbarung zu mindern, ist der zuständigen polizeiführung angeraten, sich davon zu distanzieren, indem sie den dargestellten als ‚ein-euro-jobber‘ entlarvt – wer von uns sozial beseelten menschen könnte diesen bedauernswerten kreaturen irgendwas übelnehmen, zumal das gezeigte verhalten in heidelberg historisch gesehen geradezu auf der hand liegen muss?
– 3. stasiman shows the ‚deutschen gruss‘ –
aber. aaaaber, unwerte herren und damen von der polizeiführung, werte herren und damen mitlesende und ein fröhliches ‚hallo!‘ der interessierten normalbevölkerung – sie soll nicht ausgeschlossen sein, da mehr als wert und wichtig – aber: das letzte bild macht ein polizeiliches dementi schwer, denn es zeigt den alltag. hinaufgereckt in den kruppstahlblauen himmel die hand der sängerin des polizeikorporalen sondereinsatzkommandos, jene sieg verheissende geste wiedererwachenden stolzes, grossen mutes, neuer alter zeiten, während sie vernachlässigbare geräusche ins mikrophon mümmelt …
foto 4, also: erwischt. in einen satz gefügt, was wir schon wussten und was wir bislang nur behaupten konnten:
staat und kultur passen einfach nicht
zusammen, stasi und gestapo aber umso besser
– 4. sondereinsatzkommando ‚kulturterror‘ –
noch fragen, herr staatsanwalt?
fotos: ‚tag der offenen tür‘ im polizeihauptquartier
heidelberg, 03. juli 2005