alle worte sind gesprochen, an einem
solchen tag, alle melodien verebbt, den
bleichen wolkenwimpeln gleich, dem
wintersonnenlicht, sind leergesungen
wie die letzten amseln, sind fortgezogen
mit den krähen fort, gen nord
sind ausgetauscht, verstummt
es flüstert, kommt zum schweigen, was
gelebt, gelacht, es fällt in grauen kreiseln
zwischen pflastersteine, es steht in schat-
ten, wandert um die ecken, mit der uhr, es
weint sich warm, es weint sich tränenleer
an einem solchen tag, ausgetränt, ver-
stummt
der mond ist fort, schlägt einen garderoben-
haken durch das all, an dem dein blick verlo-
ren hin, vor jahren schon, erwacht und nach-
gesonnen, wie es klang, wie es sang, wohin
es ging, was nie gewesen war und doch, und
doch: ausgelauscht, verstummt
alle worte sind in solcher nacht gesprochen
ausgegossen, ausgeklungen, ausgeweint
vergessen
erst wenn dies lied sich selber singt, kann
ich zufrieden sein. der wandel wandelt sich
wie je; es ist so abgedroschen, doch es
kommt, es muss der tag – bei licht besehen –
muss der tag entscheiden
es muss der tag entscheiden, ob die nacht
zuende ist, besiegt, denn erst wenn dieses
lied sich selber singt, kann ich zufrieden sein
kann ich zufrieden sein
wenn alle worte aussprochen, ausgegossen
sind ausgeklungen, ausgeweint, vergessen
und befreit
dann kann ich bleiben
nachtrag (14. februar 2005)
am vergangenen samstag (12. februar) spielten wir
in den ‚raisdorfer honky-studios‘ diesen text
unter dem titel ‚dann kann ich bleiben‘ ein