– invalidenstrasse –
foto: berlin, 02. november 2004
tatsächlich: manche lassen sich provozieren. manche reagieren
sogar. manche reagieren sogar überlegt. manche … genug davon
—– Original Message Follows —–
From: xxx
To: mail@peryton.de
Date: Sat, 6 Nov 2004 14:31:01 +0100 (MET)
ich hab übrigens gestern die erste fernsehwahldebatte
zwischen kerry und bush gesehen. dass er besser
geschminkt ist als schröder stimmt nicht mal und dass
er sätze sagt wie „ich will alle terroristen töten“, wobei
er natürlich die maßstäbe dafür setzt, wer einer warum
ist, wissen die leute, die ihn gerne gehabt hätten,
zumindest in deutschland, vermutlich/wahrscheinlich
nicht.
vermutlich nicht. freundlich unterstellt. und …
… merci
– oder – [ wie üblich: zum kotzen ]
nein, eure aktuellen kümmernisse begreif ich nicht. dieses heulen: ‚er hat gesiegt, der frömmelnde unhold, der irre christenführer‘ … habt ihr ernsthaft geglaubt, dass senator kerry – ein typ vom schlage des schönschmeichelbundesdeutschen kanzlers schröder, allerdings mit noblerer kosmetik geschmiert – eine glückbringende alternative gewesen wäre?
mit george w. bush als neuem usa-präsidenten sind die fronten klar und bekannt: kriege, folter, todesstrafen, ökologischer raubbau allerorten, weltpolitische allein- und grossgänge – alles wie gewohnt. will sagen: wie gewohnt ohne grösseren widerstand in den ‚oberen etagen‘, denn deren interessen werden nicht unwesentlich mitvertreten. und ohne grösseren widerstand in den ‚unteren‘ – denen ist nämlich ganz gleich, ob und wieviel menschen alljährlich in usa weggespritzt, abgeschossen, erstickt, totgegrillt oder aufgehängt, wieviele weggesperrt, vertrieben oder erschlagen werden; jeder splatterporno ist erregender und willkommen
mit john f. kerry … hätten diese trottel in europa auch noch willig mitgemacht. bitter ist das – und d a s nennte ich euch heu(ch)lerInnen einen wirklichen grund zum flennen. den andren mit trockenen wimpern sei empfohlen, was zu tun: die gitter müssen eingerissen werden, so das warten auf wunder nicht weiterhilft. mit verlaub: dafür gereichten euch hirn und hände. eure eigenen
leute, ihr seid doch zum kotzen
naiv
ein springerzug von einer stadt zu städten
noch gestern hiess das feld berlin – ich floh
in kaltem licht die stadt und unter kränen
vorangetrieben durch die nacht
zog ich nach westen fort
(gesucht, gesucht, vergessen und verwaist?)
es ist wie mit den ritzen
zwischen pflastersteinen: wer
sich verspringt, hat allen streit
verlorn
grossbaustelle berlin
lehrter bahnhof, 02. november 2004
– oder – [ die legende vom glück ohne ende ]°
betört von ‚paul und paula‘, vom roten wein und
dem zuckerrohrschnaps danach. sehnsucht nach …
taumelnde gedanken. das war so nicht vorgese-
hen: plagende sehnsucht. der tag begann wie er
endete. mit fragen. ich muss doch erst …
… vergessen?
° „die legende von paul und paula“
regie: heiner carow. ddr (1973)
nein, ich werde dich nicht zurückhalten – sorg dich nicht
sterbengehen ist das letzte bild; falls es gelang: kein
himmel, keine hölle, keine farben. du bestimmst
deine gefährten. ‚wir brauchen dich‘ zählt nicht mehr
traurig werd ich sein. von dir singen, vielleicht. vielleicht
verstehn. vielleicht vergessen. bleiben, getragen von
meiner hoffnung, ohne deinen grossen mut
nicht darauf mein wort: nein, ich verspreche
nichts, weil ich nicht wissen kann
nimm
spiel mit der alten lust wie mit der jungen
steig rippe auf um rippe, mit deinem heissen
atem, turm und türmer nehmend, im vorüberwehn
schlag takt mit meinem eignen herzen, singend
so meine augen noch verschlossen
sind von schlaf
der traum vergisst sich, wenn er
zersprochen, schrickt
frage nicht. frage nicht
sofern ich deinen wunsch
erspüren kann in meinem
solange gilt uns keine regel
foto: am cospudener see
leipzig, 28. oktober 2004
was heute steppe, war einst wald
nichts, das zu bedauern wäre
ausser: ein schmerz ist geblieben
eine unruhe. eine stete suche nach
dem steinigen grund des sees
spätherbstsonne. über dem fernen horizont
leuchten schneebedeckte gipfel
stein ohne grab: deine einsamkeit
manchmal bringe ich verdorrte blüten
manchmal eine erinnerung
manchmal eine melodie
voll sehnsucht
manchmal, sogar, vergesse ich
… und das: ein gruss an u. und die gespenster
– oder – [ leergutrückgabe ]
magdeburg, sonntagnacht; nein, eher
montagmorgen. hatte total vergessen, dass
ich diese email geschrieben hatte – eben
erreichte mich eine antwort: ach, verdammt
>—– Original Message Follows —–
>
> [ … ] so scheinen meine chansons doch irgendwann
> (bei wenigen) anzukommen
>
> tut gut vorallem nach so einem abend. gestern in
> tangermünde ein grandioses konzert. heute abend
> (im raum hinter mir) ein ganz schreckliches: so viele
> bierflaschen sind noch nie umgekippt worden; das
> klang eher nach leergutrückgabestelle
>
> peryton deprimiert. mit kopfweh. stimme will nicht
> mehr. und „abschied“ hab ich auch nicht gespielt
> – wozu, wenn das publikum sooo trollig ist? aaargh
>
> hoffentlich verpissen sich die leut bald, damit ich
> mich auf dem sofa zusammenrollen kann …
wer nun erwartet hat, ich würde hier a l l e s schrei-
ben, täuscht in erster linie sich selbst. um die täu-
schung der anderen bemühe an dieser stelle i c h
mich. redlich
auf den sofas blieben halbtote kids liegen und so-
mit übrig. warum mussten die ausgerechnet zu
m e i n e m konzert kommen? geht zusaufen nicht
auch irgendwo anders, bei weniger lärm? versteh ich
nicht. jedenfalls schlief ich im büro hinterm schreib-
tisch. vielen dank
wir sind vor uns geflohen, seit wir uns das erste
mal trafen. aus guten gründen. gestern abend
auf besuch beim freund, ist er noch nicht zu-
hause; verheerender zufall. ein arztroman würde
schliessen mit glücklichen turbulenzen: happy end
dem peryton gemäss müsste meine geschichte
etwa so weitertreiben: staatsschutztrottel
stürmen lärmend die gute stube, dem freunde
auf dem fusse folgend. sie blieben fern; vertane
chance und in meinem leben eine episode weniger
ich bin verwirrt. (quoi faire?)
foto: morgenfenster
heidelberg, 25. oktober 2004
eine herbstmorgensonne schien, zwang mich
erneut zum umweg: darmstadt. mathildenhö-
he. hochzeitsturm und platanenhain. mit fie-
ber und kamera und schwindel beim mauer-
balancieren. mit gegenlicht. mit starrblickenden
café-besucherInnen und in-der-herbstsonne-
sitzenden am luisenplatz: auf meine blossen
füsse und die kamera. fassungslosen blicken
zufolge passt so etwas nicht zusammen; nicht
in deren leben
foto: normale leute (I)
darmstadt, luisenplatz, 21. oktober 2004
To: info@peryton.de
Date: Sun, 17 Oct 2004 21:15:32
Subject: nachricht an peryton!
From: xxxx@gmx.de (grässi)
Reply-to: xxxx@gmx.de (grässi)
das ganze carpe diem team will sich an dieser Stelle für das Engagement von Georg für unseren Kulturclub und damit auch für unseren Verein „homegrown e.V.“ bedanken. Und nebenbei: loggt euch doch bei homegrownzone ein, es wird euch gefallen. nochmals danke…
was grässi und seine crew noch nicht wissen können
– wir haben in magdeburg bereits geprobt, für unsre
dezemberauftritte in magdeburg und tangermünde:
peryton goes rock
ja
sms. 03:15 uhr
„hey du – so schön, von dir zu hören! bin in magdeburg, hatte
hier 2 konzerte + bette mich gleich auf ein provisorisches
lager aus sofakissen zwischen wandregal + schreibtisch. alles
etwas wild, wie immer. aber gut. trotz beidseitigen stresses
mag ich dich mal wieder sehn; nur von dir zu singen reicht
doch nicht. gute nacht“
meine verblüffung, ein herzliches
‚dankeschön‘ und drei fazits
es gibt konzerte, die in erinnerung bleiben – das gestrige im carpe diem (tangermünde) wird sicher eines davon sein. meine anfangsmotivation hielt sich im keller: ich wusste nur, dass ich irgendwo am arsch der welt in einem unbekannten kleinen club spielen sollte (solo, weil ‚mein‘ gitarrist ausgefallen war), während ein fünf-sterne-koch einem ausgewählten publikum extravagante menues reichte. welch schreckliche vorstellung. peryton als hintergrundmukker. verdauungsmusik
aber es kam sehr anders: als ich nachmittags in magdeburg ankam warteten reiner trautmann (saxophon) und martin ‚malte‘ pelzer (bass) von der magdeburger ‚falkenband‘ bereits ungeduldig, um mit mir zu proben – sie wollten nämlich mitspielen
zwei stunden und vier gemeinsam durchprobte chansons später packten wir einen unglaublichen berg an pa-technik zusammen und fuhren quer durch die sachsen-anhaltinische pampa gen tangermünde. dann das konzert: es wurden drei grandiose stunden. bei „mein vater war ein nazi“ tumultige begeisterung … das hatte ich so nicht erwartet. mein kratzbückelndes kompliment an das beste publikum tangermündes und an dich, sven „grässi“ grasmann (carpe diem-organisator und ‚peryton-fan‘)
fazit I
wir spielen dort wieder, natürlich in der gleichen besetzung, zwischen weihnachten und silvester. der termin wird natürlich noch genauer und rechtzeitig angekündigt
in den pausen wurde speziell für mich ein veganes essen kredenzt: der vollschmaus für augen und maul. total verrückt. in der zweiten pause das hauptgericht: einfach verrückt. da die kochfraktion nicht nur kochen, sondern etwas von der musik mitbekommen sollte und wollte, spielte ich einen dritten konzertteil, speziell der küche gewidmet – als dank an das team mike dierlinger (koch), carolin schmidt & christian müller (assistenz)
fazit II
sofern wir mal eine cd-release-party veranstalten werden mike dierlinger & sein team für uns vegane leckereien herstellen. versprochen
fazit III
eine empfehlung: geht hin. dieser laden lohnt der näheren betrachtung. inmitten des deutschen sumpfs eine insel der kultur:
carpe diem (tangermünde)
es ist nicht zu sehen: bei tage ein
normaler ort. aus den zweigen tropfen
sonnenlicht, flügelsamen, eschenlaub, später
regen; endlich angekommen. so war es
immer. dem blättergrau, den durchgetrennten
schatten fall ich hinterher, zu spät
gekommen, wieder und wieder
foto: park rosenhöhe
darmstadt, 13. oktober 2004
letzte vorbereitungen für das kommende konzertwochenende
freitag, 28. 12. 2004
tangermünde – ‚carpe diem‘ (arneburger str. 57). ab 20 uhr
samstag, 29. 12. 2004
magdeburg – ‚caféte‘ (porsestrasse 17)
peryton spielt anlässlich der 100-jahr-feier der sozialistischen jugend deutschlands sjd „die falken“. 19:30: die „falkenband“ (magdeburg). ab 20:30: peryton. mit einem speziell für diesen anlass zusammengestellten programm. und mit nagelneuen chansons
peryton diesmal in folgender besetzung: georg hemprich (gesang, gitarre) & arthur braitsch (gitarre)
so war´s alles gedacht. aber arthur, der weltwundergitarrist, ist bös erkrankt. na suuuper. ich wünsch ihm die allerbeste besserung – klar – und spiele – ebenso klar – solo
… und weil ich eh schon in magdeburg bin, hänge ich sonntag, montag, dienstag dran und mache für die „falkenband“ einen workshop ‚texten, arrangieren, präsentieren‘. bei interesse infos unter 0391-6221540 (caféte magdeburg)
lasst mich in ruh
bewahrt eure geheimnisse
vor mir; ich bin nicht
zuhause. nirgendwo