– ganz am rand: tristesse –
foto: oderbruch, 03. dezember 2004
lass fallen
ein blick reicht sicher nicht
vielleicht erschreckt er sich, der
schrecke. möglicherweise: eine
flüchtige bekanntschaft. ein echter
macho, haarig. manchen riecht er
streng, durchaus; aber: zum verlieben
ein vorteil, ein nachteil: sein
steter wunsch nach freiheit
nach liebe, grenzenlos
lass fallen
foto: 03. dezember 2004
ja, vielleicht lag alles daran, dass ich heute morgen
falsch geweckt wurde. und falsch angeschaut. minu-
tenlang besprochen. zum kotzen: wenn im kopf noch
melodien und bilder jagen – nicht zu ertragen. der
einzige lärm darf dann mein eigener sein
sagt da wer, ich sei egoistisch?
selbstbezogen??
egozentrisch???
richtig
in den städten geborgen, auf dem land zuhaus – und
momentan gefangen in der winterkälte: abhauen will
ich
und deswegen hast du, leider, dies gejammere abge-
kriegt. aber ich konnte es einfach nicht anders sagen
… schlimm?
sag einfach: es ist gut – und morgen wache ich anders
auf. zumindest will ich es versuchen
dies wäre das einzig angemessene weihnachtsgeschenk von
mir an dich, sofern ich weihnachtsgeschenke machte. und
sofern ich deine anschrift hätte
einen ganzen armvoll klopapier, geklaut in deutschlands ober-
sten bildungsetagen: eine rolle aus der heidelberger universi-
tät (ist schon bereitgelegt. ernsthaft), aus der marburger uni
(früher rot, heute … die uni, meine ich: liegt in drei tagen nahe
meiner reiseroute), aus der kieler uni (das wäre vor weihnach-
ten noch knapp zu schaffen), aus der magdeburger uni (kurz
nach dem gipfel der konsumextase, aber bestimmt im rahmen
der toleranz; geschenke umtauschen geht ja auch fast bis
ostern (zurückgeben, übrigens, über jede frist hinaus)). das
hygienepapier der leipziger universität würde die ganze aktion
sicher bis ins neue jahr und damit in die unverständlichkeit
hinein verzögern
du hast recht: insgesamt kein origineller gedanke
aber ich mache gar keine weihnachtsgeschenke. nicht mal an
…
… dich
nein, das ist keine sonderform der beschwerde, da du dich nicht
meldest. es ist ein empörter aufschrei. viele leute (die meisten?)
sind mir schlicht egal – von manchen aber wünsch ich ständige
beachtung. ich kriege sonst anhaltend schlechte laune. ehrlich
„peryton goes rock“ – special guest: „mc albino“
28. dezember
– 20:00 uhr –
tangermünde
„grete-minde-saal“ (lindenstrasse 11)
29. dezember
– ca. 19:00 uhr –
magdeburg
otto v. guericke universität
(konzert im rahmen des jugendumwelt-
kongresses ‚jukss‘ – nähere infos hier)
georg hemprich (gesang, gitarre)
hendrik may (e-gitarre)
„malte“ martin pelzer (bass)
„kanne“ reiner trautmann (saxophon)
& matthias „mc albino“ albrecht (rap)
nachtrag: das konzert am 27. 12. 2004 im ‚bluenote‘
(lessingstrasse 20, magdeburg) musste leider aus
technischen gründen abgesagt werden
hier ist alles erledigt: gestern „unter der asche“
aufgenommen, heute die probe mit ‚mc albino‘
gleich treffen wir uns nochmal zum essen, als
einen vegan-genüsslichen abschluss
zuletzt eine glutheisse dusche und weiter, wie immer:
tür, treppe, autobahn …
… pssssssssssssssssssssssst?!
danke für die kraft, die zärtlichkeit, die du mir in den letzten tagen
gegeben hast … auf den tagebucheintrag ‚peryton – sexed‘
hab ich mit leichtem bedauern verzichtet. vorerst
– oder – [ feuerwerk am platz des himmlischen friedens ]
mit verlaub, zahnkranke bademeisterin, diese art von ‚fanpost‘ eignet sich
– leider – nicht zur veröffentlichung, obwohl die zeichnung eigentlich lustig ist
lieber dies. keine fanpost; eher private nachhilfe in alltagsphilosophie:
will ich einen weihnachtsbaum oder nicht? silvester könnte der im weg stehen, aber falls wir das wie immer machen, muss einer dasein. außerdem sieht er ja auch schön aus und vor einem weihnachtsbaum haben viele ja sowas wie respekt. zumindest wird er großräumig umgangen
ich liebe deine salamandrische logik, habe ich dir das schon mal verraten, lachskopf?
mein vorschlag zur erleichterung deiner entscheidungskrise: die one-hand-solution am platz des himmlischen friedens. natürlich muss ein baum her, mitten hinein gestellt ins wohnzimmer, hübsch geschmückt mit ‚kanonenschlag‘ und ‚chinaböller’°. bis weihnachten wird ordentlich drum herum gegangen, dann wie gewohnt zur rechten zeit (und) falsch gesungen, dann endlich (endlich!) … sprengen, das teil, an silvester: ein feuerwerk der glückseligkeit. damit ist auch die gleichzeitige eliminierung von folgeproblematiken wie zunehmende kontamination des wohnzimmerteppichs durch trockene baumnadeln und die spätere entsorgung der peinlichen installation gesichert
brauchst du vielleicht noch tipps zum weihnachtsbraten? falls gewünscht, mache ich mir hierzu noch ein, zwei helfende gedanken. damit das lügenfest auch diesjahr wieder ein voller erfolg werden kann
° damit liegst du treffsicher im geschmack der zeit: seit obermichel schröders ungehemmtem reisen ist china wieder top en vogue, pekings ‚platz des himmlischen friedens‘ nicht mehr als eines der reiseziele des wachsenden westtourismus. brandaktuell, sozusagen: böller statt brot. ‚daimler-crysler‘ statt menschenrechte … hat da jemand ’siemens‘ gesagt? stimmt; wie konnte ich vergessen dies synonym für erfolgreichen deutschen neoliberalismus: menschenrechte? menschlichkeit? umweltschutz?
scheiss egal. frömmelnde weihenacht, allerorten
… kotzt da wer?
– oder – [ ganz toll goethe ]
im rahmen der soldatischen grundausbildung sollen in vier innerdeutschen kasernen rekruten bei fingierten geiselnahmen gequält worden sein – mit fesselung, zigarettenglut, mit stromstoss … wie ein bundeswehrsprecher gegenüber dem ’spiegel‘ angab, habe sich von den betroffenen rekruten keiner offiziell beschwert
verteidigungsminister struck, oberster ’staatsbürger in uniform‘, gibt sich sensibel und erschrocken. er denkt in uniform, also in schmaler kopfschublade, schiebt das übel ehemaligen afghanistankämpfern zu, die nun in deutschland … das böse kömmt immer von auslandshalb. der oberste stahlhelm wird die inspekteure der bundeswehr ‚einbestellen‘, dann weiterdenken über neue aufgaben für die ‚ksk – kommandospezialkräfte‘ und für den ‚bgs – bundesgrenzschutz‘. so richtig stört sich niemand dran. rechtfertigend: von den betroffenen rekruten hat sich keiner offiziell beschwert
soldaten sind mörder – das ist en vogue seit tucholsky. soldaten sind zum töten da und lernen töten. das ist bekannt. soldaten sind zum sterben da – drum lernen sie sterben. das ist normal. von den betroffenen rekruten hat sich keiner offiziell beschwert. normal. die bundeswehr ist kein oktoberklub; da wird nicht gesungen, da wird gequält. nicht ‚misshandelt‘, nein. gebt dem kind seinen richtigen namen: da wird gefoltert. das gehört dazu, zum echten mann: schmerzen geben, schmerzen nehmen. kein oktoberklub. von den betroffenen rekruten hat sich keiner offiziell beschwert
aber wo sind die frauen? keine schlacht wird ohne die frau geführt, die den krieger schickt – oder nicht zurückhält. ich vermisse immer noch die eine frau, die endlich und öffentlich ihre verweigerung kund tut: nein, männer, ich mache nicht mir. weder als soldatin, noch als sanitäterin, nicht als fahrerin oder frau, noch als geliebte. ich warte vergebens, seit den jahren meiner eigenen kriegsdienstverweigerung
von den betroffenen rekruten hat sich keiner offiziell beschwert. von den betroffenen frauen auch nicht. die kriegen nach der bundeswehrgrundausbildung einen kaputten typen zurück – und keine merkt was. aber wie kann das sein? vielleicht ist das überhaupt das schlimmste?
vielleicht ist das überhaupt das schlimmste: dass kein mensch irgendetwas merkt. vorgeblich. normaliteutsch ist: kein mensch merkt nix
das oberste stahlhirn wird also die inspekteure der bundeswehr ‚einbestellen‘. dann wird er weiterdenken über neue aufgaben für seine sondergeschulte mördertruppe ‚kommandospezialkräfte‘: deutsche ledernacken warten auf heldentaten in der ferne. neue aufgaben für den ‚bundesgrenzschutz‘ – jene quasimilitärische einheit, die derzeit noch die polizei verstärkt – aufgaben im ausland, selbstverständlich. und die bundeswehr muss endlich, endlich geleitschutzdienste leisten für die nächsten atomtransporte
warte, warte nur ein weilchen, dann … ist erstmal weihenacht. deutsche spielzeugpanzer überrollen unter dem lichterbaume das weite kurdistan, speien knatternd spielzeugfeuer in den weihnachtshimmel, kinderaugen leuchten stahlblau, sehnsuchtsvoll, kometengleich
ihr seid schwer kaputt. alle. kaputtland, aber ganz toll goethe
unaufhaltsam steigst du zu meiner favoritin auf für
den preis ‚liebster trost des jahres‘
„warum vergessen das schönste gefühl, das ein mensch
haben kann. was wird sonst aus deiner musik … bis dahin
laß es liebe sein“
merci …
vielleicht schreibst besser du in zukunft die texte für
mich. der anfang, jedenfalls, war schon bravourös
ein tag, der sich normal gebart
ich spiele mit und scheine so, als ob
…
scheinwelt, normal
offenbach, voice-redaktion
eingestiegen durch das offne fenster, um
einen blick auf deine zurückgehaltnen farben
zu stehlen, gleich dem dieb
ich konnte nicht ertragen, was ich sah: die
spur des erinnerns war nicht zu verwischen. so
nahm mich meine sehnsucht an der hand und
hiess mich fliehn
wie ein dieb
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind kratzt mit fingern an der scheibe
es ist morgen, es ist kalt, es regnet grau
im traum mit dir gesungen und gespielt
sie flohen mir, die töne, mit dem licht der nacht
– da bin ich aufgewacht
ich bin hässlich, meine schöne, ich bin schön
ich atme ein, ich atme aus
ich hab schrunden, ich hab wunden
(du hast sie gesehn)
ich habe niemals nie genug gekriegt, ich weiss
der herbstwind kratzt mir wimmernd an der seele
ich atme ein, ich atme aus, ich bin doch nicht
– so lang schon gibt es dich
ich bin hässlich, meine schöne, ich bin alt
und du bist jung
hab drei augen, hab zwei zungen, einen
liebestollen mund
ja, ich bin grässlich, meine schöne, ich bin so jung
du bist so alt
hab viele namen längst vergessen, doch
deiner ist ein halt
ach, der herbstwind schlägt mit meisseln
an die fresse, wie ihr seht
ich atme ein, ich atme aus, ich bin
vor liebe schön
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
noch immer auf der suche nach der
stummen nachtigall
dem blinden mond, nach dem zitronenwal
die seele weint, sie ist verirrt – sei leise, sie verweht
ich träum noch, oder träum ich nicht … was geht?
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind pfeift auf fingern, ich verfluche ihn
es ist morgen, es ist kalt, es regnet in berlin
im traum bei dir gelegen, deinen schlaf bewacht
es schwieg mir jede frage vor dem bild der nacht
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind kratzt mit fingern an der scheibe
es ist morgen, es ist kalt, es regnet rosagrau
– da bin ich aufgewacht
leipzig; davonlaufen will ich, wie im traum
gebannt von einer erinnerung. zeit steht
nachtrag vom 11. april 2006: (ogg; 6,8mb) (mp3; 12,8mb)
ich gab dir die namen der
lüsternen schatten hinter dem kirchturm
hoch über dem orb
unten am fluss sammelst du schwemmholz
mit dem eifer des kindes, das nie wachsen will
holz für unser feuer
(aus: ‚monolog der erinnerung‘)
davonlaufen will ich, wie im traum
gebannt von einer erinnerung. zeit steht
sonnchen, schick deine traurigkeit mir. los, weg
damit, gib sie mir. gibst du sie mir?
(14. november 2002, 12:50. sms)
gestern im studio. ‚lass vorüberziehn‘ aufgenommen. eine
verrückte version … danke, honky , für diesen produktiven
tag. nun muss ich eilen – meine sachen zusammenpacken
die bücher, das laptop. türenschlagen, treppentrampeln
über die autobahn … davon
– strassenmusik –
und dies kam per sms:
„ich singe für dich dir zu sagen wie sehr du mir
fehlst. der gitarrenheini hat überwiesen, ich sauf
mich tot und kotz später ins trauma – aufs hemd
der traumfrau“
nein, auf solche freunde will ich nicht verzichten:
die auch in den übelsten seinszuständen an mich
denken. (gleich gings mir besser. ich hoffe, dir
inzwischen auch?) das ‚trauma‘ ist ein laden in
marburg. vollgekotzt nicht zu empfehlen. den
namen des vaganten lasse ich besser unerwähnt
foto: leipzig, 28. oktober 2004
Thu, 11 Nov 2004 04:00:14 +0100
From: georg@peryton.de
To: rrrr@xxx.net
bevor du, herzallerliebste …
… sowas beschissenes wie sehnsucht nach der heimat kriegst: post von mir
keine guten politnachrichten aus d, haste ja schon mitgekriegt: castor durch und ein blockierer zerschnippelt. ich glaube nicht an die unfallversion, dazu gab’s „bei uns“ schon zu oft „heisse“ situationen
auch ich hab mich ein bisschen verliebt und gräme mich darum: wat soll sowat. ruhe will und kann ich mir in meinem leben nicht einrichten … trotzdem isses schön, wilde nächte zu haben und tags den einen oder andren sehnsüchtigen gedanken, ein „hach“, das zwischendrin so herausfällt, gar nicht sein soll und – im falschen moment passiert – erstaunen weckt, vor allem bei mir selbst
das fotographieren klappt und das schreiben auch
und das mukken sowieso und ich war wieder im studio – noch mehr prahlen? reicht doch: morgen werd ich ein punkstar und dann kaufen wir uns die regierung, genauso wie’s die andern machen und es gibt endlich freibier in den kindergärten. (oder was wollte rio reiser damals?)
ich bin kackenmüde, muss den rechner aus und die augen zumachen. vergiss nicht, dass du nicht vergessen wirst. neeee, da sorg dich mal nicht drum: fühl dich gedrückt und geknuddelt. ich freu mich sogar drauf, dich wieder zu sehen – war schön beim letzten mal. (sooooo schön, dass wir’s überlebt ha’m…)
genug jetzt. knuuutsch und tschüss
mein mailserver bringt nur fehlermeldungen. daher auf diesem weg an dich – eine leicht zensierte version
13:30 uhr. der castorzug rollt in norddeutschland
auf der letzten schienenstrecke zwischen lüne-
burg und der verladestation in dannenberg
noch einmal der link zu den aktuellen meldungen
über den laufenden atomtransport und über ak-
tionen des anti-atom-widerstands: castor-ticker
während der castorzug von protesten behindert
richtung zwischenlager rollt, polizei und paramili-
tärischer bundesgrenzschutz in gewohnter ma-
nier mit aller gewalt gegen die protestierenden
vorgehen, läuft im deutschlandradio berlin absur-
derweise ab 14:05 uhr der beitrag < 'Protest' -
Songs of Struggle and Resistance> … selbstver-
ständlich ohne einen hinweis auf die aktuellen ge-
schehnisse in deutschland: protest ist anderorts
deutschland stilles sauberland
heute in den raisdorfer honky studios die gitarren-
und gesangsspuren für zwei neue titel eingespielt:
’nimm‘ und ‚kinderficker‘. doch, ich bin zufrieden
foto: thomas vallentin
berlin, 02. november 2004