dann bist du aus dem bild herausgelaufen
oder ich habe den blick abgewandt. ein foto
ist geblieben. der geruch des schnees. gelbe
sonne. und einsamkeit fällt aus den zweigen
wie kalter atem
foto: peryton-archiv. tettnang, winter 1981
es ist keine hartnäckige erkältung, die mich gepackt
hält, beschliesse ich, es ist der untaugliche versuch
einer winterruhe, frierend unter drei decken. wozu
hinausgehen, wenn im radio von schnee berichtet
wird, der sich zu katastrophen stapelt, wenn vor
den türen müll sich stapelt, als ein zeichen des lang
schon fälligen streiks und wenn sich an den toren
europas neue armeen aufstapeln, um sich zu neuen
kriegen zu formieren?
sollte ich dieses kalte land einmal verlassen, dann
nicht, weil ich den kampf verloren gebe, sondern weil
niemand blieb, bei dem ich bleiben wollte
aber unser künstler mit prädikat, seine majestät
günter g., formte unter seiner schellenmütze
klingende worte zum brennenden kulturenstreit, je-
nem unsäglichen gemetzel um billige satire. und
ich musste ihm zustimmen! recht hat er! – in einigen
teilen, jedenfalls – ich war erschrocken: ist es bei
mir nun auch so weit? gehöre auch ich hinein, mitten
hinein in dieses theater? stetes klopfen formt den
stein, das ist selbst mir gewiss
im steinbruch der kultur schürft deutschlands krone
nach kongolesischer erde. morgen schlägt man die
hacken zusammen, hebt buckelnd hüte ab und für
ein widerwort zieht man das strenge lineal über die
fingerspitzen: vergessen ist der bleierne herbst mit
diesem bleiernen winter
sollte ich das land verlassen, dann nicht, weil ich den
kampf verloren gab, sondern weil keiner übrig blieb, um
ein zuhause zu streiten, um kultur zu streiten, weil
keine freiräume blieben, weil keine heimat blieb
mit den vögeln erwacht, die glaubten, sie könnten
singen (sie täuschten sich einen frühlingsmorgen)
mit einer zwanzig jahre alten kassettenaufnahme
entschieden, einen spagat zwischen den jahren zu
wagen (erschreckt und erfreut zugleich), mit wagners
‚tristan‘ in der badewanne eingetaucht, wie in einen
jungbrunnen (aber es war keiner)
heute ist der tag, an dem ich gesund werde, sage ich
zu l. (sagte ich das?), doch sie hört nicht zu, aufge-
regt plappernd, weil es an ihrer tür geklingelt hat, der
bruder einer freundin, der so gut aussehe und ‚ach
scheisse, ich hab nur eine jogginghose an‘. zieh sie
aus, sage ich, das wird ihn beeindrucken
heute ist der tag, an dem ich gesund werde, denke
ich, lege das nasse telefon zum trocknen auf den
ofen, werfe zwei holzscheite in die glut, lege mich
erneut ins bett und schlafe sofort ein. immerhin: die
freundlichen träume sind zu mir zurückgekehrt
zuerst: das kommentieren im peryton-weblog und im gäste-
buch ist wieder unbeschränkt möglich
die sprachlich und inhaltlich wenig berückenden kommentare
haben aufgehört, die aufgrund ihrer ip-adresse zweifelsfrei an-
gehörigen der totalitär-faschistoiden sekte ‚universelles leben‘
zugeordnet werden konnten
zukünftig eingehende kommentare dieser fragwürdigen ‚qualität‘
werden gesammelt und besonders ‚ausgestellt‘. ausserdem werden
sie den gerichtsakten jenes verfahrens beigefügt, in dem der justi-
tiar der genannten organisation zu beweisen versucht, was für ein
‚gefährlicher straftäter‘ ich – der allzeit freundliche peryton – bin
advokätchen – ein kantiges wort an jenen, der vermutlich in die-
sem weblog nicht nur selber liest, sondern auch zu kommentieren
versucht oder marionettengleiche schergen dazu anstiftet: so
viel misserfolg hält ihre alte galle nicht aus. das alles ist ihnen
ein, zwei, viele nummern zu gross. ausserdem werden sie mit
libertärer schreibkultur so ihre schwierigkeiten haben, die nicht
einzig im bereich reinen sprachverstehens liegen – nicht wahr?
rechnen sie mich zu jenen menschen, die sich durch leute ihres
schlapperschlages nicht er- und auch nicht abschrecken lassen
… aber es kommt gar schlimmer noch: wir werden siegen
allen, die mehr wissen wollen, sei versprochen: es gibt eine menge
neues zu berichten – und ich werde das bald tun
die anderen lassen sich davon – bitteschön! – nicht weiter be-
eindrucken. sie sind eingeladen, sich in meinen weblog wieder
wohlzufühlen, ohne den vergeblichen zorn angepinkelter
gartenzäune ernst nehmen und ertragen zu müssen
schläft sie? ja, heute schläft sie
einmal verirrte sie sich (in einer silvesternacht)
einmal fiel sie in den schacht eines toten mühlengewerks
einmal kehrte sie nicht zurück von der jagd: gejagt
so schläft sie in meiner erinnerung
so sucht sie mich in träumen
so schläft sie
scan: kohlezeichnung. lindau, november 1990
die schreibmaschine, schwarz und schwer, ist
zu mir zurückgekehrt. sie steht in staub, in
rost. ermüdet scheint sie, resigniert
ich will nicht von vorne beginnen; steif sind
meine finger
eine tür schlug zu, kalt schweigt ein flur, grau
steht atem vor dem mund. dieser morgen ist
aufgebrochen wie ein gedicht
petze petze ging in’n laden, wollte ein paar hm hm haben …
na, freund, willste dein kleines geheimnis selber ver-
raten, oder soll ich das machen? (du weisst, ich nenne
ein schamloses lottermaul mein eigen)
foto: mc albino
kiel, januar 2006
der heidelberger kleidermacher ’neander‘ in seiner werkstatt
foto: im focus: neander
heidelberg, april 2005
weil das peryton zwar ein geflügelhirsch, doch
wider erwarten hochmodern ist, konnte er da-
ran erkranken, was momentan in aller medien
munde ist: an der vogelgrippe
vogelgrippe?!? nein, natürlich nicht. es ist
ein ganz normaler schnupfen aus ihrer apo-
theke nebenan, ein ebola und hoppsassa, ein
aids, ein darmheben, hirnbeben, erdbeben in
pakistan, chinesischer staudammbruch, ozon-
lochfluch, die kapitalistische kulturfäule, ein
russischer supergau (verschwiegen und ver-
gessen) – auch deine grosseltern waren na-
zis, oder? – das abschmelzen der polaren eis-
kappen in dreiundvierzig jahre abgelagertem
whiskey als unwiderlegbarer beweis der krea-
tivität von faulheit, der archipel gulag am air-
port frankfurt, deine blutende einsamkeit, mei-
ne sprachlose verwirrung, verirrung im kunst-
dunst, die freiheit inszeniert als mediales
gross-ereignis, eine fieberhafte ahnung: lauf
wenn du laufen kannst: im bunker spricht man
deutsch, im bunker wird geschunkelt, eine
sonderbriefmarke zur fussballweltmeister-
schaft, im bunker wird gelacht, ein alpenglühen
hinter ss-veteranen, ein lang ersehntes schwei-
gen, another brick in the wall, ein schlüssel
dreht im schloss, deine glut unter meiner asche
… irgendeine nebensächlichkeit also, die die
welt am gähnen hält. alles halb so schlimm. es
wird selten gleich heiss herausgebrochen wie
hineingeschlungen. nicht wahr?
weil das fieber am klaren gedanken knabbert
bleibe ich im bett, träume wahnhaftes und ver-
schiebe das beantworten der lange schon lie-
gengebliebenen post ein weiteres mal auf spä-
ter, jenseits der guten nachrichten et cetera
pablo ardouin über peryton:
„In der globalisierten und individualistischen Wettbewerbswelt, in der die Eventkultur, die Farce, die Kultur der Ellenbogen und in der das unsolidarische, egoistisch blinde Wettrennen zum schnellen und leichten Erfolg sich durchgesetzt hat, das Tote und Verwundete hinterlässt, gibt es keinen mehr, der die materiellen Dinge ablehnt und keine Eitelkeit kennt. Georg Hemprich durchbricht diese Tendenz und quert barfuß das Land.
Die einzigen Waffen, die er besitzt, sind eine Gitarre, ein Bleistift und ein Paar Federn, mit denen er wie ein moderner Don Quichote gegen die gigantische Windmühle kämpft. In seinem Schaffensdrang und in seiner Wanderlust gibt es keinen dritten Weg: Er vertraut auf seinen unzerbrechlichen und anarchistischen Willen. Er versteht sich nicht als Träger irgendeiner puristischen Reinigungsmission, nein, er will viel mehr, als sich selbst zu bestätigen, sich selbst zu erfinden und leuchtende Neonschilder fallen lassen.
Jemand wird glauben, in seinen Texten und in seiner Bühnenpräsenz einen philosophisch-romantischen Moralismus zu erkennen; aber nein. Georg Hemprich ist kein philosophischer Hamlet mit irdischen Manieren, er ist ein Peryton, ein passionierter Don Quichote in einem Flug zum Himmel. Hamlet – wie der Fuchs – wusste viele Dinge, aber Don Quichote – wie der Igel – wusste das wichtigste.“
(Pablo Ardouin, Frankfurt, am 28. Januar 2006)
„En el mundo globalizado y cada día más competitivo e impersonal de hoy, donde se impone la cultura del codazo y el empujón, de los grandes eventos y la farándula, la carrera a ciegas, insolidaria y egoísta hacia el éxito facil , plagada de muertos y náufragos, se acabaron los que desprecian las cosas materiales y no conocen la vanidad.
Georg Hemprich rompe con esta tendencia y se ha tirado a quijotear descalzo -sin más armas que una guitarra y una pluma- contra unos molinos que con el paso del tiempo, se han agigantado. En su afán no hay terceras vías y, confiando ciegamente en su inquiebrantable y anárquica voluntad, no se cree portador de una misión purificadora específica, más que reafirmarse a si mismo, derribando un mundo falso de carteles luminosos anunciadores.
A pesar que más de alguno creerá descubrir en sus textos y actitud escénica cierto afán de filósofo-romántico-moralista, no hay que engaňarse. Georg no es un Hamlet filosófico con pasiones mundanas, es un Peryton, es un Quijote con pasiones volando hacia el cielo, y si bién es cierto Hamlet – como la zorra – sabía muchas cosas, Don Quijote – como el erizo – sabía una importante.“
(Pablo Ardouin, Frankfurt, 28. Januar 2006)
so schneiden wir den fragen ihre köpfe ab, wie den blumen
den hals durch, schnitt, den weg zur antwort ab
und bleiben stehn oder gehn
anders weiter
schau in meine augen, schau
was siehst du? grau
und eine frühlingsbläue, die ich erst zu lieben liebte
als sie nicht gewöhnlich war (das war sie nie)
und sie war fort
so tragen wir die tage rum in körben, wie zum markt
die herzen schlagen schwer, wir beide trügen mehr
und blieben stehn oder gehn
anders weiter
schau in meine augen, schau
was siehst du? grau
und eine frühlingsbläue, die ich erst zu lieben liebte
als sie nicht gewöhnlich war (das war sie nie)
und fort (und fort und fort und fort)
die narben haben alle einen namen nur
die wege, strassen, berge, seen, sogar den trocknen
fluss auf meiner hautlandkarte kannst du sehn
wir bleiben stehn oder wir gehn
anders weiter (weiter, weiter, weiter)
schau in meine augen, schau
was siehst du? grau
und eine frühlingsbläue, die ich erst zu lieben liebte
als sie nicht gewöhnlich war (das war sie nie)
und fort (fort, fort, fort)
so schneiden wir den fragen ihre köpfe ab, wie den blumen
den hals durch, schnitt, den weg zur antwort ab
und bleiben stehn
text: 23. januar 2006 (berlin)
musik: 24. januar 2006 (berlin)
unter die mauern der stadt haben wir uns
zurückgezogen, als sie uns suchten; sie
bauten ihre verliesse über unseren köpfen
sie bauten ihre türme und ihre paläste
sie etablierten die lüge von der freiheit
sie erfanden die lüge von den feinden der
freiheit – nur weil sie es versäumten, in
ihrer eignen kloake nachzusuchen, fanden
sie uns bislang nicht
sie transponierten die alten märsche in neue
liebliche hymnen; wenn sie heute ‚guten tag‘
sagen, meinen sie ‚im namen gottes‘ oder
’sieg heil‘, was das gleiche ist: voran geht
ein gespenst der angst
wo wir verborgen sind, haben sie dich gefragt
– unter schmerzen hast du ihnen zugeschrien:
sie sind unter uns!, immer wieder hast du
schreien müssen, ich habe es gespürt in
meinen knochen
ihre elektrischen zangen und zungen, wie
sie dir an der seele frassen; zu unserem
glück haben sie dir bis heute nicht geglaubt;
vielleicht, weil du gebrüllt hast in den
sprachen des lebens, statt zu weinen
unter die mauern der stadt haben wir uns
zurückgezogen, als sie uns suchten; sie
bauten ihre verliesse über unseren köpfen
sie bauten ihre türme und ihre paläste
erfolgreich etablierten sie die lüge von der
freiheit. ohne schande erfanden die lüge von
den feinden der freiheit – nur wenn sie es
weiterhin vermeiden, hinabzusteigen in ihre
katakomben, finden sie uns nicht
unser dilemma ist, dass wir den krieg nicht
erklären können in einer friedlosen zeit
unser dilemma ist, dass sie eine taubheit
ausgerufen haben gegen fremde stimmen; die
wenigen, die noch hören können, haben keinen
mut mehr, ja, ohne blut sind die
unser dilemma ist, dass wir so viele verloren
haben, unser dilemma ist, dass wir nur schwei-
gend überleben, unser dilemma ist, dass wir
nicht überleben werden, wenn wir weiter
schweigen – doch höre mich, atmendes herz:
unser dilemma ist, dass wir den krieg nicht
erklären können, ohne ihn zu schüren, in einer
friedlosen zeit; einer zeit, in der die söhne
und töchter der liebe sich verkaufen müssen
aus hunger oder aus hass
unter die mauern dieser stadt haben wir uns
zurückgezogen, als sie uns suchten; und
wenn sie dir heute ‚guten tag‘ sagen, meinen
sie ‚grüss gott‘ oder ’sieg heil‘, was das
gleiche ist
der trick ist gut und altbewährt: wer nichts zu sagen hat, verweist
auf längst gesagtes. es gibt ein interview auf ‚ethik-portal‘
natürlich zweifle ich. sobald ich höre, dass es menschen
schlecht geht, die mir wichtig sind (ja, ich unterscheide)
dass sie gehen, aufhörn, langweilig werden, heiraten
– all sowas. sie werden täglich mehr. wann habe ich nichts
mehr zu sagen? es stinkt nach dem moder vergammelter
gehirne und du nimmst after shave. oder einen zweiten
big-mäc. vielleicht sollte ich nicht beleidigt sein, wenn du
mir schreibst, wie sehr dich meine texte berühren. es
könnte ein zeichen der hoffnung sein. vielleicht. ich selber
bin lange nicht mehr berührt davon. es ist eine abwehr, ein
gegenzauber, ein anschreiben gegen den bösen blick dieser
zeit: interessenlosigkeit. sie sperren hühner weg wie ganz
normales vieh und niemand hinterfragt die argumente. es
ist normal – wie durchgeknallte kinder pillen kriegen gegen
kreativität und man mit schlägen gegen schläge droht
natürlich zweifle ich. ernsthaft. ich denke daran, aufzuhören
stille
das kinn auf die brust sinken lassen
den takt abgeben. nachlauschen
fragen? nicht mehr fragen. warten
entrücken. aussetzen mit einem atem-
zug, herzschlaglang, gedankenlang
bis der kreisel tot zur seite fällt: stille
(weisst du? das kind ist gestorben)
warte. lass deine lider geschlossen
bis die schnitte ausgeheilt sind unter
deiner haut. du kannst
schweigen
hallo gudrun w.
wie komme ausgerechnet ich in das zweifelhafte vergnügen, von
dir post zu bekommen? ich stand bislang nicht in deinem ‚ver-
teiler‘ und will das auch in zukunft nicht. ich bekam also von dir
eine an mich weitergeleitete anfrage irgendeiner ‚tierherberge‘:
……………………………………………………………………………
to: info@peryton.de
date: wed, 11 jan 2006 02:30:36 +0100
subject: (no subject)
reply to:gw@xxxxxxxxxheeling.de
Liebe Tierfreunde,
vielleicht könnten Sie Frieda zu einem liebevollen
Zuhause verhelfen. Melden Sie sich dann bitte bei
Tanja xxx. Neue Seminartermine in Deutschland
stehen fest. Bitte melden Sie sich, falls Sie sich
interessieren, bei mir.
—–HIER BEGINNT DIE WEITERGELEITETE NACHRICHT —–
von: tanja_xxxxxx@t-online.de {name geändert}
datum: 10.01.2006, 23:25:56
Hallo Gudrun,
ich weiß, Du leitest ungern Mails weiter, aber Frieda ist wirklich
eine ganz arme Seele, die dringend eine Couch benötigt.
Würdest Du Frieda durch deinen Verteiler schicken?
……………………………………………………………………………
natürlich habe ich auf die homepage dieser mir bis dato nicht
bekannten „gudrun“ geschaut, ein wenig recherchiert, was für
ein mensch dahinter stehen möge, was für ein mensch hier um
hilfe gebeten wird – und wer da so dreist ist, mich ungefragt
für seine höchsteigenen interessen einspannen zu wollen
ich finde also eine frau, die mit tieren ’spricht‘. ach ja, gähnen
wir, das war alles schon mal da. eigentlich kein grund, sich
weiter damit zu beschäftigen – aber nein: hier kommt alles viel
dicker. diese frau verspricht jenen „heilung“, die sich dort
betrügen lassen wollen, wo ich esoterischen dunst, realitäts-
flucht und das offensichtliche bewerben von wirtschaftsinte-
ressen wahrnehme
aber diese hier kann sogar die gedanken von tieren lesen, wenn
sie nur ein foto des betreffenden haustiers betrachtet. jaja. und
dann kann sie lesen, was der liebling so denkt über herrchen
und über frauchen und wo es seine wehwechen hat (und die
hat es!) und was es am liebsten fressen mag. ganz zu schwei-
gen davon, dass es seine meinung kundtut über den letzten
lover von öffne-mir-die-dose-mama. und dass unser liebling
sich wohl fühlt – nein: wahrhaft glücklich ist! -, im stall oder im
haus, sofern das bevorzugte happihappi rechtzeitig an der
richtigen stelle steht. und wenn ordentlich geschmust wird, an
den richtigen stellen. ja, diese ‚heilerin‘ beschönt und befestigt
das fundament der derzeit existentierenden zustände von herr-
schaft, eigentum und ausbeutung
dass die tiere es vermutlich nicht lustig finden, von menschen
derart vereinnahmt zu werden, dass ihr aussehen auf mensch-
liche bedürfnisse hingezüchtet, hingeschnitzt wird mit dem
abschneiden von ohren und schwänzen, dem verlängern oder
verkürzen von nasen, dem züchten spezieller sorten, haar-
farben, -längen oder gar besonderer nacktheit, dass sie es
nicht lustig finden eingesperrt, kastriert zu werden, totgefüt-
tert oder -gehungert, zwangsweise befruchtet, in isolations-
haltung gefoltert, angeleint, angekettet, in hallen und auf
rennbahnen kaputttrainiert, wie ein radio an- oder abgestellt
zu werden, geparkt in ställen, ständern oder der scheinfrei-
heit fettgedüngter weideflächen, gemolken, geliebt oder ge-
gessen zu werden, je nach menschlicher wahl, je nach be-
stimmung, mode und marktwert – also dass sie das ganz
normale haustierleben nicht freiwillig wählten, hätten sie die
freiheit, über ihr leben zu verfügen und über ihre gedanken …
… das alles sollen sie nicht gesagt haben?
dann sage ich jetzt das überhörte und dass es unangemessen
ist, wenn sich ein solcher mensch mit solchen motiven in die
nähe ‚veganer‘ und an ‚tierrechten‘ interessierter stellt – oder
gestellt wird. es ist faktisch falsch
das zurechtlügen der haustierlichen realität als einer konstruk-
tion von tiersein, das glücklich sich erfüllt im befriedigen rein
menschlicher (besitz-) bedürfnisse, hinlauschend in steter be-
reitschaft zu dienen, quasi in tiermenschlicher symbiose, das
rechtfertigen der ausbeutungsnormalität von tieren (‚kapital
animal‘) ist genau so dreist, wie es von einer bürgerlich-kapi-
talistisch orientierten frau erwartet werden kann, die sich auf
dem esoterischen markt eine nische gefunden hat
solche leute sind potentielles angriffsziel meines direkten, ge-
waltfreien widerstands gegen tierausbeutung – und solche leute
suchen meine nähe besser nicht
georg hemprich (peryton)
ps: diese mail wird öffentlich gemacht. die beschriebene home-
page-adresse hingegen nicht. ich mache für derartige lebens-
ziele kein werbung (hier nachzulesen: „wen wir scheisse finden
verlinken wir nicht“)
das gurren von tauben dringt in meinen traum. überrascht
wache ich auf. es ist zu früh. die morgensonne räkelt sich
noch rosa hinter zweigen, macht ihre platte frei, damit sie
nicht vertrieben werden kann, wie alle andern, die zu lange
ruhn und an den falschen orten
ich schalte ich den rechner an, setzte das kaffeewasser auf
die herdplatte. das rauschen der festplatte beruhigt mich
– das sollte mir zu denken geben. dann aber warte ich. er
kommt nicht. die mitgebrachten brötchen verlieren ihren
duft ungeschnitten in den raum, mein appetit verliert sich
hinterher; es sind die kleinigkeiten, momente des ver-
gessenseins (oder ein gefühl davon), die mich traurig
machen. unachtsamkeit: ein umgestossnes glas entleert
im traum hab ich versucht, abschied zu nehmen. es soll dir
gut gehen, hörte ich. es ist zeit zu gehen, sage ich, es ist
zeit. aber das weiss ich doch schon lange
ich gäb mich, in
deinen armen hin
weinen, einmal
noch, ausleeren
mund an mund
und
vergessen. ich trage
keine namen mehr
und du trägst keine
augen: wer bist du
und wer bist du? lass
tauschen, einmal
noch wund, mund
an mund ver
gessen
… aufhören, denke ich, stecke den stift zwi-
schen die
seiten. nehme einen heissen schluck kaffee
darauf einen schluck kühlen wassers, bemerke
wie angenehm der klangraum dieses ortes
den tinnitus bettet, spüre das nichtverstehen
neben mir platz nehmen, wo du nicht platz ge-
nommen hast, sehe dich nicht sitzend, gegen-
über, eine nelkenzigarette zu deinen lippen
führend – und habe nichts mehr zu sagen, in
meiner gestrigkeit
mit den wurzeln im vergessen werden die
blätter grau