[ nachher ]

Juli 16th, 2006

nachher bemerkte ich, dass ich nicht lächeln konnte. obwohl
ich mich so tief gefreut hatte, dich dort zu sehen. die mund-
winkel, sie waren angezurrt an meinen backenzähnen – das
festhalten der worte
hielt bei mir noch an. und: müde war ich

statt deiner fröhlichkeit nahm ich kaffee (der ohne wirkstoff
war, der schwangeren wegen) und schaute an der bunten
bäuerlichkeit streng vorbei: ich hab’s verdorben, wieder mal

manchmal kann ich nicht anders. ist das entschuldigung? du
kennst mich doch so lange schon …


[ deppert langt ]

Juli 15th, 2006

– kontrollierte kontrolle-
 

er ist so sehr alltag, dass er weithin unbekannt ist, als
ein wort. als ein begriff. sogar als tatsache, weil er zu-
meist nur jene trifft, die übersehen werden, das ist uns
ganz normal: sozialrassismus. die etwas deppert schau-
enden beamten fühlten sich gestört, bei ihrer kontrolle
der ärmeren und konnten nicht viel dazu sagen. natürlich
auch nicht antwort geben über ihr motiv – wer kann das
allgewohnte schon erklären, zumal in uniform?

ach ja, hier weiss ich mich umlallt von deutscher leitkul-
tur: deppert langt und blank geputzt müssen die stiefel
sein … das heisst: solange du weiss, deutsch und reich
genug bist, in der mitte dieses stroms zu schwimmen
 

foto: kontrollierte kontrolle
friedrichshafen, 21. mai 2006


[ und weil … ]

Juli 14th, 2006

weil in den letzten tagen so viel passiert ist (wovon ich dir nicht
erzählen konnte) und weil du bald geburtstag hast, irgendwo

weil sommer ist, dennoch. weil ich viel zu weit weg bin von
marseille und manchem gedanken, der mich weiter brächte

und auch von dir. auch: weiter fort (ich sprach davon, nicht
wahr? ja: ich redete im kreis und kam nicht los; es hält mich)

und weil wir bald ‚fertig‘ sind, mit der neuen platte. deshalb
nicht nur für dich, sondern auch für alle andern: von herzen

(und weil ich mir einrede, dass ein gruss ankommt. irgendwann)

„comme à marseille“ (premaster)
(ogg; 5,0mb) (mp3; 8,7mb) (text)


[ songliste berlin (03. juli 2006) ]

Juli 13th, 2006

1. wenn ein tag beginnt wie jeder
2. jedesmal [text]
3. unter der asche
4. dieses land [text]
5. wind von süd (evian)
6. in jedem stück

‚zimmer 16‘, berlin-pankow, 03. juli 2006, 21:30 – 21:50 uhr


[ lebensfragen ]

Juli 12th, 2006

könntest du xxx das messer abnehmen – ich hätte
das eben fast im bauch gehabt, bat sie mich. aus-
gerechnet mich. ich bin ein feigling

muss das jetzt sofort sein? ich würde gern noch
ein wenig weiterleben, sagte ich, vielleicht später


[ lindenhof ]

Juli 11th, 2006

… our monthly soap

gemein? gemein. nicht zutreffend – vor allem: über-
raschend anständig. ungewohnt keusch

wenn du die fragen anders stellst, dann kommen andre
fragen – wer will das schon. wer. wer will? und: schon??

also doch: our monthly soap. die hauptdarsteller sind
bekannt, das ende ist vorauszusehen, jedesmal … na
und? (siehst du: das ist ‚treue‘)


[ wehrsportgruppe ‚deutschland‘ ]

Juli 10th, 2006

rausgeschmissen. ausgeschissen. die wehr-
sportgruppe ‚deutschland‘ hat verpasst den
endsieg. welch ein glück. das neue, von den
medien unisono hochgepriesne ‚wir‘-gefühl
befördert nicht nur moden: die glatzen sind
nicht schick, sie sind kein thema mehr

das ölbildglück der deutschen lande ist ein
relatives, das ohne grenzen nicht zu halten
scheint und schamlose parolen: ‚zu gast bei
freunden‘ heisst das dann. doch wer ein gast
ist, das bestimmen ‚wir‘, die hochgeschätz-
ten philosophen, dichter, fussballspieler und
die taxifahrer: wer nicht dazu gehört, muss
weg. doch vorher in den knast, weil nicht-
dazu-gehören kriminell ist, nicht-deutsch-
sein bestraft sein muss: ‚abschiebegewahr-
sam‘ heisst das dann – und weil die recht-
losigkeit gleichermassen allen fremden zu-
geteilt wird, gilt dies für jugendliche auch
und auch für kinder. allein in deutschlands
hauptstadt sind das über 100 stück pro
jahr (da sind wir stolz drauf, oder nicht?)°

wie – ’stück‘ war nicht ‚pc‘, nicht angemess-
en nett gesagt? das mag ein einwand sein –
doch hat statistik ihre eignen ausdrucksfor-
men. wo eine fischereistatistik in gewichts-
anteilen, kilo, tonne, rechnet, nicht in lebe-
wesen, stört das nicht. beim jäger heisst
die zahl der in den deutschen wäldern hin-
gerichteten die ’strecke‘ oder das ’stück
wild‘. na also: wenn’s um die lebensrechte
geht, in deutschland, spricht man von toten
zahlen

° –
statistik des bundesinnenministeriums
zur abschiebung minderjähriger
(quelle: flüchtlingsrat nrw. e.v.)


[ schnappschuss: dreads ]

Juli 9th, 2006


 

ein schnappschuss … und dabei s. getroffen
 

foto: biblis, 29. april 2006


[ später schweigt ]

Juli 8th, 2006

ich würde mit dir geredet haben. oder geschwiegen, vielleicht
wäre das gut gewesen, besser. manchmal reicht das. wie vor
einer tür angekommen sein und sie nicht öffnen. manchmal
genügt das, für dieses erste mal. später kommt. später hat
augen und einen mund

quel est ton nom? meine ersten worte in fremder sprache, vier
jahre alt war ich und das mädchen draussen auf der strasse
von irgendwo zu besuch. mehr als diese worte zu lernen fehlte
die zeit, ich lief heissköpfig hinaus und legte ihr mein herz zu
füssen: quel est ton nom?

ihren namen hörte und vergass ich. sie lachte hell, lief mit den
anderen kindern davon, der blonde wuschelkopf leuchtete, ich
schaute ihr nach, erstarrt, zu schüchtern, hinterherzurennen –
aber ich hatte sie gefragt. später kommt. später träumt. spä-
ter hat augen und hat einen mund


[ auf halbmast. berlin ]

Juli 7th, 2006

aus. jetzt wohnt die stille in der stadt. ton-
los starrt der handymann zur seite, hand am
ohr. ampeln stehn auf rot. selbstvergessen
popeln wartende in graumelierten nasen, ein
strichbaby macht gähnend feierabend: wei-
nerliche ficker sind die schlimmsten. wortlos
schiebt man currywürste übern tresen: keine
eile mehr. die totenstille nach den grossen
gesten

selbst der heisse wind scheint zu flüstern. er
schraubt sich in spiralen auf, packt erschöpfte
siegeswimpel, die gestern steif und strotzend
schwarzrotgoldne hahnenkämme waren, an-
geschwollen vor dem grossen kampf – aus. ‚wir‘
sind verloren. ‚wir‘ ham verspielt. ‚wir‘ lassen
aufgereckte arme wieder sinken: geschla-
gen. geohrfeigt. gemeuchelt. totgeschossen. ein
volk schleppt sich in trauer

und was in jämmerlichen resten sackt, herab-
hängt, nachschleift, in den gossen staubt, sieht
heute mehr denn gestern aus wie windeln, aus-
gebrauchte: der deutsche arsch hat blutig aus-
geschissen seinen stolz


[ songliste tangermünde (30. juni 2006) ]

Juli 6th, 2006

part I

1. in jedem stück
2. natürlich [text]
3. und eine frühlingsbläue
4. mach nen punkt
5. dieses land [text]
6. spiessersong
7. da du gehen musst
8. gestern war es [text]
9. es ist noch nicht gelungen
10. wind von süd (evian)
11. monolog der erinnerung [text]
12. besse en chandesse
13. ne tirez pas!

part II

14. wenn ein tag beginnt wie jeder
15. manicalea
16. als ich bei dir war
17. jedesmal [text]
18. unter der asche
19. harte tage
20. feuer und rauch
21. mein herz
22. unser dilemma ist das schweigen [text]
23. das meer
24. trash behind your house
25. asyl

zugaben

26. mein vater war ein nazi
27. heut wein ich
28. sagt der wind
29. geh zu ihr
30. zwischen uns die jahre
31. kinderficker [text]

‚lesecafé‘, tangermünde, 30. juni 2006, 21:00 – 0:30 uhr


[ blühende bastarde ]

Juli 5th, 2006

heute ist mutter-mit-kind-tag in kreuzberg, wollte
ich schreiben und stoppe, noch immer irritiert von
der feststellung, beinahe zwei wochen lang keinen
eintrag in mein notizbuch gemacht zu haben

leere eisbecher kippen von den tischen. wäre ich
aus pappe, auch ich würde mich treiben lassen, mit
dem sommerwind; allein schon wegen den hilflosen
menschenblicken hinterher

im haus gegenüber wohnt eine jugendfreundin. ich
habe ihren namen an der klingelleiste wiedergefun-
den. sie ist ahnungslos, da oben hinter irgendeinem
dieser hohen, gründerzeitlichen fenster, ob meiner
blicke hinauf. und sie soll ahnungslos bleiben

rechts ein kleiner park. schrundige holzbänke war-
ten im schatten gelb blühender bäume. die jenseits
der strasse, hinter dem damm der s-bahn-trasse
fruchten schon. es ist eine frage der art °, stelle ich
fest, genauer hinschauend

na siehste: die bastarde machen das leben erst
bunt – nicht einzig unter bäumen

° winter-linde (tilia cordata)
krim-linde (t. x euchlora)


[ veranstaltungstipp: widerstand gegen bauxit-abbau in kashipur (indien) ]

Juli 4th, 2006

informationsveranstaltungen in mannheim und heidelberg
zum geplanten bauxit-abbau in kashipur (indien)

„solidarität mit den adivasi aus kashipur (indien)!“

dienstag, 4. juli 2006, 19 uhr
jugendkulturzentum ‚forum‘
neckarpromenade 46, mannheim

mittwoch, 5. juli 2006, 19 uhr
hörsaal 3, neue universität
universitätsplatz heidelberg

mehr informationen: www.kashipur.info


[ heute abend im ‚zimmer 16‘ ]

Juli 3rd, 2006

wie an jedem ersten montag im monat wird auch heute
die ‚offene bühne‘ veranstaltet. wer nichts besseres zu
tun hat oder keine ausreden findet: hingehn. ich werde
auch dort sein … und – natürlich – spielen. ‚zimmer 16‘
(berlin-pankow, florastrasse 16). ab 21:00 uhr. der
eintritt ist frei


[ ein sonntag in b ]

Juli 2nd, 2006

beinahe das schlimmste ist die auswahl eines neuen
programms. nein, ich spiele selten das gleiche. meist
entscheide ich mich für eine neue zusammenstellung;
aber dieses beschränken, dieses begrenzen-müssen
… es ist wie das zurücklassen von kindern an einem
bahnhof: ihr könnt nicht mitfahren, ihr werdet mir
fehlen. vielleicht werde ich unterwegs einen schreck
bekommen: es wird zu spät sein, der fehler ist getan

heute ist sonntag. heute wird sonntag sein. ich werde
langsam durch den görlitzer park gehen, vielleicht
die schwere kameratasche bei mir tragen, sofern
die sonne scheint, werde ein bestimmtes café auf-
suchen, einen tisch mit blick zur strasse finden und
dort mein buch aufschlagen: ruhe. den beifall nach-
klingen lassen. die schweren momente. und dann
den blick wieder nach vorne richten


[ gruss zurück an o. ]

Juli 1st, 2006


 

danke sehr, lieber o., für deinen gruss
in meinem gästebuch
. ich revanchiere
mich gern – anstelle einer langen rede –
mit einem foto. von dir
 

foto: biblis, 29. april 2006


[ mein tränensee ]

Juni 30th, 2006


 


schlagen die wellen von links heran
verglüht das land, brechen sie von
rechts her, rollen sie steine. dann
legt der sturm das schilf und unter
regenwutanfällen flieht die stille …

als wir fliehen mussten, schutz finden
in der nacht, als unser feuer zerstob
in knallenden funken – und wir ver-
loren uns, durchnässt, frierend und
der stürme müde, ohne schlaf

nein. ich nehme worte nicht zurück
nicht eines, in den gedankenbriefen
ausgedacht, damit sie ausgedacht
sind, auf den weg gebracht, aus-
gesetzt und sinnlos wie das wasser
an ein ufer schlagend, wieder und
wieder und wieder
 

foto: friedrichshafen, 21. mai 2006


[ was haben peryton & albino mit permakultur zu tun??? ]

Juni 29th, 2006

das:
am kommenden samstag
den 01. juli 2006
sind peryton & albino gäste der
‚permakultur sommerakademie‘

sie reden über ihren veganen alltag
sie philosophieren über utopien
und sie spielen. gemeinsam

download: veranstaltungsflyer (pdf)


[ peryton: fussballfrei & unpatriotisch ]

Juni 28th, 2006


 

während patriotenhorden fernsehglotzen
stolz sind und unter bunten windeln kotzen
macht peryton musik fürs hirn – und für die
herzen, die weltoffen schlagen: kommenden
freitag im tangermünder ‚lesecafé‘. solo
 


[ leerzeichen ]

Juni 27th, 2006

es wäre zeit zuzugeben, dass ich das tempo nicht halten
kann. dass ich mich selbst überholt habe, beim davon-
laufen. dass ich in alte augen schaue, dass mir die worte
wegbleiben. dass mir die haare ins gesicht zurück fallen
die ich zur seite strich. dass ich gedanken fallen lasse
ohne bedauern. dass ich träume vergesse … das ist das
schlimmste, vielleicht. ja

sagen müsste ich, dass ich meine gründe habe. dass die
zeit selbst ein grund ist – ich will ihr die zeit lassen. sie
soll sich ausbreiten in mir, ohne dass ich ihr misstraue

(ich misstraue ihr. und die haare habe ich abgeschnitten
vor einem spiegel und bin diesem blick ausgewichen; ich
will ihn nicht sehen: heute keine vorwürfe mehr. nein)