[ pläne, pläne ]

August 5th, 2006

dass sie morgens im bett liege und darüber nachdenke, wie
es weitergehen könne, wie es weitergehen solle. dass sich
dies träumen nicht lohne, weil mittags schon das leben anders
aussehe als geplant, sagt sie und klingt dabei ein wenig müde

auch in meinem leben ist das so: mittags schon anders. leider


[ … und … ]

August 4th, 2006

und hatte ich dir auch erzählt, dass ich die s., die w. besucht
habe, auf meinem weg nach süden? sie schien fast unverän-
dert, noch immer auf der suche nach sich selbst. sie atmet
konzentriert, dann schweigt sie einen atemwanderweg lang

sonst? in ihrer nachbarschaft, da wohnen neue nazis. das
allerdings ist nichts besonderes, seit dieses land geteilt war
in zwei stücken; nur, dass sie den deutschen adler von den
fahnen losgeschnitten haben. fliegen darf er jetzt bei tag. er
kreist, er sucht, er schreit von oben, bald über den wüsten
auch


[ meine freunde – deine freunde ]

August 3rd, 2006

meine freunde machen gen-mais kaputt. und deine?


[ zweiter august ]

August 2nd, 2006


 

geburtstage vergesse ich aus prinzip; eher ein anlass
zur depressionen als zur hochstimmung, wie ich finde

doch deinen feiere ich im geheimen, jedes mal, ohne
lärm, ohne gäste, ohne dass du davon weißt: alleine
 

foto: rosenhöhe, darmstadt, 15. juli 2006

[ ‚universelles leben‘ ist angreifbar! ]

August 1st, 2006

das war also wieder nix. die sekte ‚universelles leben‘ – um
die sogenannte prophetin gabriele wittek herum aufgebaut –
handelt sich eine blamage nach der anderen ein. leider in-
teressiert das bislang nur allzu wenige. was wir gerne än-
dern
wollen: ul ist angreifbar!

in magdeburg scheiterte ein anzeige von ul-mitgliedern gegen
den juristisch verantwortlichen eines veganen informations-
blogs. die staatsanwalt hatte wegen ‚volksverhetzung‘ sowie
‚übler nachrede‘ ermittelt. erwartungsgemäss wurde das ver-
fahren am 28. juli 2006 zu lasten der staatskasse eingestellt

ebenfalls eingestellt wurde mitte juli das verfahren gegen den
‚gefährlichen straftäter‘ peryton, der angeklagt war, in einem
dem sektenimperium ‚universelles leben‘ angehörenden ver-
kaufsgeschäft im mannheimer hauptbahnhof im frühjahr 2005
einen sachschaden von 50 euro angerichtet zu haben. das stu-
dium der umfangreichen ermittlungsakten erlaubte den geg-
nerInnen der sekte weitreichende einblicke in die fruchtlosen
bemühungen des sekten-justitiars dr. christian sailer. immer-
hin gelang es diesem, über den zeitraum eines dreiviertel jah-
res hinweg eine ‚aufenthaltsfeststellungsfahndung‘ gegen
peryton zu erwirken: der preis für seinen fleiss

wir bedanken uns: advokätchen, das war interessant und lehr-
reich – und so richtig scheisse für gabis zukunft. weiter so!


[ peryton meets steel4art und reichlich gesin(n)de ]

Juli 31st, 2006


 

eigentlich bin ich im urlaub. eigentlich wollte ich nur mal vor-
beischauen, bei den freunden, als einer der zahlreichen gäste
das kunstfest ‚gesinndehaus ittenhausen‘ in den räumen von
steel4art geniessen. kein verstecken: ich musste spielen. un-
plugged nächtens im gewölbekeller. es wurde nett. sehr nett

im hintergrund – passend – gemälde von brigitte messmer

(noch ein foto, aufgenommen von michael weinmann)
 

foto: peryton meets steel4art
friedrichshafen, 29. juli 2006
aufnahme: susa


[ kopflos, einsam, träumend ]

Juli 30th, 2006


 

die einsamkeit der kleiderpuppe, kopflos, im schatten-
abseits einer seitengasse, passierenden in ihren blick
gestellt und doch: sie scheint den menschen unsicht-
bar

ein kleid, das wenig stoff enthält, in mango, nein, in a-
pricot-olive, am busen streng, nach unten abgeschlos-
sen durch ein faltenröckchen, endet, wo ihr weisser
körper endet, abgeschnitten ist. vielleicht ist’s dies

voll mitleid schaute ich auf sie die volle stunde: kein
aug berührte sie, der wind, manchmal, ein besen
wimmerte ihr zu, von hinten, hilflos, an der haus-
wand lehnend, ohnmächtig verliebt, so schien es
mir, jedoch für einen besen in der seltnen, ja, in
einer einzigartgen lage, träumend held zu sein, be-
schützer ihres rückraums gegen fremde feinde

warum nicht?

die meisten menschen träumen sich das boot, wenn
sie ertrinken und sie träumen inseln, wo nur wasser
ist; am ende nämlich sind sie alle gleich: der achtlo-
se, die kopflose und auch der strassenbesen, an den
rand gestellt
 

foto: freiburg, 17. juli 2006


[ der mond, darüber ]

Juli 29th, 2006

die stille fehlte mir sofort. das feuer machte schatten
zwischen schwarzen stangen, ich konnte stimmen ah-
nen und gesang, dann trommeln, rauchig setzte eine
flöte ein. ich nahm die einladung nicht an, ging über
silbergrauen kies den weg zurück, der mond hing an
den spitzen toter bäume, die einzeln aus dem dunkel
ragten und für die ich schmerz empfand, sofort, und
widerwillen gegen alle, die sie übersehen, selbst in
der tageshelle. die stille trieb mich an und unsicht-
bare mäuse trieben längs des pfades ihr geschäft, ich
störte nicht, selbst als ich talwärts galoppierte, weil’s
in der lunge wohl tat, auch an den blossen sohlen


[ gefangen II ]

Juli 28th, 2006

wenn mir die leere in den kopfraum aufgestiegen ist
dann komm ich her, durchwandere die viertel als
tourist und sitze in cafés, der grellen bilder wegen
und mache landschaftsmalerei in worten

(geseufzt) hier tropft die gute alte zeit noch von den
dächern, hier macht uns dümmlich-froh, was uns an
andrem ort gefährlich schien: die saturiertheit mit
dem blick zurückgewendet. hier ist es wahr und schön
und gut


[ tarantula II ]

Juli 27th, 2006

in der mitte des beckens brodelt ein vulkan, flammt
auf aus der tiefe des grates. es brennt! ruft es. davon
zu laufen ist nicht drin. gut so, denke ich, die augen
öffnend und giesse öl in das feuer: es brennt. endlich


[ closed eyes opened ]

Juli 26th, 2006


 

ein loch ist aufgerissen und geblieben, sage ich und
als mein schrecken über diese worte ausgeklungen
ist, such ich ihre augen. kein echo darin. da will ich
glauben, dass meine offenheit bei ihr bewahrt bleibt

und: je mehr ich denke … ich weiss gar nichts mehr
 

foto: biblis, 29. april 2006


[ gefangen ]

Juli 25th, 2006

an der ampel. die mir entgegenkommende junge frau trägt
dreads und einen luftigen rock in indischem stil, besetzt
mit silbern blinkenden spiegelknöpfen, sie lächelt in meine
richtung, geht vorbei, dreht sich noch einmal zurück und
lächelt erneut. du denkst, wir glichen uns, denke ich. die
ampel schaltet um, ich fahre

ey rastafariman, singt der afrikaner freundlich im vorüber-
gehn, und zeigt dabei die zähne, ich lache zurück. im näch-
sten moment erscheint mir meine reaktion missglückt: er
grüsste einen rastafariman, das bin ich sicher nicht

die frau in serviererinnen-uniform geht von der terrasse
ins café zurück und zieht an einem ihrer schuhe eine kau-
gummifadenspur mit sich, die länger wird und länger. sie
blickt verzweifelt. iiih! kreischen ihre kolleginnen so laut
es ihnen schicklich scheint. ich lache

es ist nicht einfach


[ tarantula ]

Juli 24th, 2006

wir waren baden, sagt er, lächelt schräg, zeigt einen
bluterguss am hals. ein ungeheuer, sage ich und:
sowas ist doch unmodern. er lacht verbogen und
vergisst darauf, was dringend noch zu sagen war

das war der kuss des spinnenmädchens, entnehme
ich den worten eines freundes, das hat ihn eingefangen
für die stadt. gut so, denke ich, wie eine wolke zog der
abschied auf, es war zu sehn, es lag in seinen fragen

und du? von heut auf heute ziehst du fort. es musste
sein. es ging um dich, sagst du, und: dass es um die
anderen ging. doch; ich verstehe schon. ich kann es
spüren. du brauchst jetzt nicht mehr meine hände

also die richtungen beschrieben sind, gehn alle aus-
einander. noch eben dachte ich, dass es ein mitein-
anderher sei. loslassen? loslassen. aber es schmerzt
mich. jetzt
. es ändert nichts, minuten zu zählen wie

pflastersteine und die ritzen auch. nun ist es zeit, an-
lauf zu nehmen für den grossen sprung und … diesen
auch zu tun. die selbe frage gilt auch mir, nicht wahr?

nicht wahr?


[ unser dilemma II ]

Juli 23rd, 2006

unser dilemma ist das schweigen
nur wer den himmel hat, hat geigen

ich werd den teufel tun, mich jetzt schon
auszuruhn, es mit der masse tun

ich will was ändern an uns beiden
unser dilemma ist das schweigen


[ gedankenmühle ]

Juli 22nd, 2006


 

hundert sätze verstossen
den einen halten ist mein
tagewerk. die dummen
steine mahlen ohne rast
staub und sterne
 

foto: peryton im burnt out studio
friedrichshafen, 03. august 2005
copyrights: t. sommer ©


[ josé ]

Juli 21st, 2006

zé! noch einmal: zé! dann seinen vollen namen. erst als er
direkt neben meinem tisch geht, nimmt er den blick vom
strassenpflaster auf, sein lächeln weitet sich und legt sich
sanft in meine augen. wir schütteln hände und ich sage
nicht, dass ich erwartet habe, ihn zu sehen; er scheint in
eile. geht’s dir gut? die brauen furchend prüft er mein ge-
sicht, um noch im selben augenblick die kamera zu mir zu
schieben, in den schatten: das ist nicht gut für sie. und
schon ist er davongeschwebt, du rufst mich an!?, die map-
pe unter einen arm geklemmt, die haare, glänzend, sind
zurückgestrichen. ein gut aussehender mediterraner, der
sich zu zeigen weiss: josé


[ rosenhöhe V ]

Juli 20th, 2006


 

lichtspiele hängen zwischen ast und grün
durchglühn das holz. mir fehlt die stille

in gräberreihen stehen rosen. vater! spricht
mein mund und deinen namen leiser, der
springt als eine murmel über kies davon, der
schabt sich rauh in meiner kehle, wenn

sie singt
 

foto: rosenhöhe, darmstadt, 15. juli 2006

[ streiten wir … nicht ]

Juli 19th, 2006

es ist in ordnung. dazu sage ich nicht viel. was du für richtig
hälst, hälst du für richtig. wir könnten darüber streiten, ob
ich das machen würde. würd ich nicht. nicht so. und weil du
das schon weisst, müssen wir auch darüber den streit nicht
führen. ja. selten waren wir uns eins in der verschiedenheit


[ brain-washing-school ]

Juli 18th, 2006

– rechtslastig: vollwaschprogramm –
 

der folgenden beitrag wirft in polemischer verkürzung
die allzu unkritisch beliebten und besuchten ‚waldorf-
schulen‘ in den dreck ihrer pädagogischen wirklichkeit

gar zu sensiblen kreaturen wird empfohlen, diesen
beitrag freundlichst zu überblättern. es gibt im pery-
ton-weblog bekanntermassen eine reichliche aus-
wahl, die es jenen erlauben müsste, mit erbaulich-
eren themen die überflüssige zeit totzuschlagen
 

arme tierchen. nach dem esotherischen ‚morgenkreis‘
kommt’s schlag auf schlag: gehirnwäsche nach steiners
menschen-formungs-mustern. weil die kleinen blöder
sind und lernen müssen, von den grossen, ohne wider-
wort, denn das ist ungeziemlich und es wird bestraft
(die harten worte werden gern mit seife aus dem mund
gespült, das ist bekannt und immer wieder tagesaktuell)

oder kaputt zentrifugiert in der absurden weltenlogik, die
– würde es nach logik gehen und nach wissenschaft – als
‚psychotisch‘ durchgehn könnte, ohne in der kürze dieses
wortes falsch zu liegen. (ihr müsst den steiner nur mal
lesen, leute. das hat was von ‚mein kampf‘: die meisten
reden drüber, ohne eignes wissen. aber beide haben vor
der tat geschrieben. dem steiner wurde bis zum sterben
gar jedes wort vom munde wegstenographiert. in einer
‚gesamtausgabe‘ ist die gesamte qual, das reichliche ge-
plapper bis heute nachzulesen und – bedarf? – -zubeten)

die ‚zeugnissprüche‘ trichtern ein nach alter regel und
wenn das arme kind noch kind geblieben ist, brichts in
der ‚menschenhandlung‘. einem ‚gottesdienst‘, obwohl
der unterricht gar selbst als religiöse handlung ange-
legt ist, um die geheimlehre subtil ins kind zu bringen
(das ist ein waldorfschulen-fundament, es lässt sich
nachlesen und … leugnen. selbstverständlich. oder
– das ist gesellschaftliche norm – auch übersehn)

jaja, die lieben grossen, diese weltenretter, die im muff
von tausend jahren wandeln, die freundlichen ökos von
nebenan, die immer-schon-gegen-das-atom-gestande-
nen, die mit den staubigen keksen, die mit den fleckigen
äpfeln, als das noch gänzlich unmodern war. und über-
flüssig wie ein kropf (allein mit diesem halbsatz schon
verstiess ich gegen regeln) füge ich hinzu: die lächelnd-
brutalen, die waldorf-taliban. was hinter klingelfloskeln
wie der ‚makrokosmischen wesenheit‘ an wahn verbor-
gen liegt, das bleibt vom glanz des führers überstrahlt
und unbegriffen
 

scan: rechtslastig
vollwaschprogramm im juli 2006
mit besonderem dank an frau g.


[ zeit rennt ]

Juli 17th, 2006

was soll ich tun? die zeit rennt davon und ich stelle mir selber
ein bein. damit ich nicht hinterher komme, würdest du sagen
oder: was fällt dir ein beim wort ‚unbeweglichkeit‘? da fällt mir
gar nichts ein, weil dieser zustand gänzlich unmöglich, gera-
dezu undenkbar ist. unbeweglich sind immer die anderen. sa-
ge ich. und du guckst seltsam. (hast du etwa nicht verstanden
dann müsste ich mehr dazu sagen. noch mehr. es war doch
schon zuviel. aber ausreichend: unbeweglich sind die andern)