[ kennen sie günther grass? ]

August 25th, 2006


 

kennen sie günter grass?

guck mal ute: wir sind auf seite eins! °

alt und vergesslich macht auf jung und fesch
wendehals mit federtasche, grossem maul und guten freunden
wir sind wieder wer! (der augenblick ist klug gewählt)
hoffentlich redet keiner drüber
hoffentlich doch
 

° – ute grunert, grass‘ zweites eheweib ab 1979
 

scan: outing
günter grass in ’neues deutschland‘ (15-08-2006)
übermalt mit blauem kugelschreiber, umrandet mit schwarzem
filzstift. grösse ca. 4,3 x 3,4 cm


[ berlin schläft noch II ]

August 24th, 2006

ich fahre allein, sagt sie

was?

du kannst nicht mitkommen

was??

du kannst nicht mitkommen

sie macht sich los, schiebt ihn von sich, steigt
drei stufen hoch ins innere des waggons, die
türen schwingen krachend zu. er bleibt auf dem
bahnsteig zurück. hier wird er stehenbleiben

(lautsprecherstimme. unverständlich)


[ berlin schläft noch ]

August 23rd, 2006

sex? fragt sie, auf das vor ihr liegende papier
herunter schauend. denkst du an sex? und
wenn ja, wie oft?

sie nimmt das ende des kugelschreibers zwi-
schen ihre lippen, kaut darauf herum. als
meine antwort sich verzögert, hebt sie ihren
blick, findet meine augen

ein- bis viermal am tag. pause. da ist eine
zahl in meinem kopf, die nicht stimmen kann:
einskommasechs. pause. dann, in veränder-
tem ton hinterhergeworfen: ist das normal?

(lacht sie?)

einskommasechs, schreibt sie, halblaut buch-
stabierend


[ morgenfluchen ]

August 22nd, 2006

„wir kommen von weit her, gott sei dank“

spricht ein katholischer prediger im morgen-
radio. das muss ein rechter menschenfreund
sein, denke ich, der aktiv gegen abschiebe-
knäste angeht

(° – ’swr-kontra‘, 27-07-2006, kurz vor 9 uhr)


[ peryton macht telefone schöner: noch ein klingelton ]

August 21st, 2006

für euch: der zweite mp3-handy-klingelton aus der peryton-klangschmiede
komposition/arrangement: peryton (hemprich/verdier)

peryton – klingelton 02 (mp3; 236 k)

download zur privaten nutzung kostenlos
copy- & phonorights: peryton (2006)


[ morgen abend: peryton im ‚zimmer 16‘ ]

August 20th, 2006

wie an jedem ersten montag im monat wird auch morgen
eine ‚offene bühne‘ veranstaltet. wer nichts besseres zu
tun hat und keine neuen ausreden findet: hingehn. auch
ich werde dort sein. und – natürlich – spielen. ‚zimmer 16‘
(berlin-pankow, florastrasse 16). ab 21:00 uhr. der
eintritt ist – die welt ist zu gut für euch banausen !!! – frei


[ aufgebrochen II ]

August 19th, 2006

ja, das bist nur du, sage ich. das rauschen zwischen meinen
ohren ist ein wasserfall, von hand zu hand springt mir ein
regenbogen, gegen eine schräge sonne kneifst du die augen
zu, das tosen nimmt die worte mit von deinen lippen, ein trop-
fen tränt herab aus augenbrauen, du drehst dich von mir fort

und ich bin aufgewacht


[ mein du und ich ]

August 18th, 2006

nun bin ich ein alter wolf geworden
und heule dir noch immer hinterher
mond, mein mond


[ aufgebrochen ]

August 17th, 2006


 

das hast du falsch verstanden. angerührt war ich von
dem, was ich herauszulesen glaubte. dass die geschich-
te wieder aufgebrochen ist, für einen augenblick, sagt

er. ich, berührt, dass er es lesen konnte: das ist kein au-
genblick. und in gedanken, um nicht noch mehr preiszu-
geben: wie eine blüte, unvergessen unter all den andern
 

foto: rosenhöhe darmstadt, 15. juli 2006


[ vollmond II ]

August 16th, 2006

weisse flecken lagen auf dem gras. sah es
durchs regennasse glas, irritiert, fand ihren
grund zwischen den zweigen, hellblond, nicht
mehr komplett und unscharf, ohne meine
brille. ein mond zum weiterreisen

sie habe glücklich ausgesehen, unterwegs
nach süden. atmen. stille. dann ich: ich
fürchte, deine einschätzungen waren mei-
stens falsch. ich kenne sie doch nicht, nicht
wirklich, hastig sagte sie das, lauter, und wie
entschuldigungen fielen ihre ausgebrauch-
ten worte leblos vor mich hin

ich wache also auf und finde sie wieder, da-
rüber den mond, hellblond, eiskalt und schön
wie je, zum weiterreisen. morgen. richtung
norden


[ vollmond ]

August 15th, 2006

würdest du alle meine fragen beantworten, du
kenntest dich. ich kennte dich. vielleicht gäbst
du mir antwort auf mich selbst

denke ich, den blick zum himmel, in dem zwei
münder sich im kreis verschlingen, deiner und
meiner, seit aller ewigkeit


[ peryton macht telefone schön: klingelton ]

August 14th, 2006

für euch: der erste mp3-handy-klingelton aus der peryton-
klangschmiede

komposition/arrangement: peryton (hemprich/verdier)

peryton – klingelton 01 (kurz) (mp3; 238 kb)

peryton – klingelton 01 (länger) (mp3; 695 kb)

download zur privaten nutzung kostenlos
copy- & phonorights: peryton (2006)


[ pausenzeichen ]

August 13th, 2006

wenn ihr diese sätze zu lesen bekommt heisst das:
ich hatte keine zeit, etwas anderes zu schreiben. dann
sitzen wir – daniel und ich – gerade im kühlen keller einer
süddeutschen provinzstadt und mixen an den letzten
sekunden der neuen cd. oder wir proben bereits für
das neue programm – das wäre das beste. in jedem
fall heisst das: bis ich wieder an einem rechner sitzen
kann, dauert das ein paar tage. trinkt in ruhe ein täss-
chen irgendwas oder raucht ein pfeifchen oder auch
zwei … dann gehts hier weiter, wie gewohnt: schamlos


[ gesang und gebimmel ]

August 12th, 2006

eigentlich hatte ich keine lust mehr, nach den
nervtötenden erfahrungen der vergangenen
woche
; aber weil die abendsonne lockte … ich
nehme ein wenig spott zurück, über diese stadt
und ihre satten kinder
. heute war es nett. sehr

ein aktionstrupp heilseliger hare-krishna-jüng-
erInnen passierte in rascher folge zweimal mei-
nen spielort und zwang mich durch ihr bimm-
eln und singen zum pausieren. als sie dann auf
der gegenüberliegenden strassenseite aufstell-
ung nahmen, trug ich ihnen meinen zorn hin-
über: merkt ihr nicht, dass und wie schamlos
ihr grenzen überschreitet? als sie feststellten
dass mein brüllen trotz ihres lauter werdenden
gesangs nicht enden wollte, zogen sie sicht-
lich beleidigt davon, bimmelnd und singend

ja, die welt ist ungläubig und böse. manchmal
sogar lauter und böser: dann ist’s ein peryton

zwar fand ich meine aktion ziemlich … schräge
– bis mir ein passant auf die schulter klopfte: ich
bin auf deiner seite. das fand ich überraschend
(und) sympathisch; öffentliche solidarität mit
kritischen ist nicht alltäglich. und selbstver-
ständlich (auch) nicht unter den bürgern


[ wellen. vollmond. keine stille ]

August 11th, 2006

der see schiebt quecksilberwellen vor sich
her, als ob ihm langweilte. kein wind. hinter
mir naht ein lastwagen von links. ich weiss
die strasse weit entfernt. mich schmerzt
sein dröhnen. lasst mich einsam sein!

nach einer stunde breche ich die aufnahme
ab, nehme die kunstkopfmikrophone aus mei-
nen ohren: keine stille (mehr) in dieser nacht


[ @ freiheit ]

August 10th, 2006

wer seine kinder frei erziehen will, der muss
sie lassen. der kommt in erster linie mit der
freiheit dieser kinder klar; sonst wird das nix


[ nägel einschlagen ]

August 9th, 2006


 

du vergewaltigst kunst! du versuchst mit deiner kunst
nägel einzuschlagen! er rudert mit den armen, schlägt
imaginäre nägel in unsichtbare wände. deine kunst ist
ein protest
– das ist meine kritik an dir! er nimmt einen
weiteren schluck rotwein aus unserem gemeinsamen
glas, gähnt. es ist sechs uhr morgens. das ist ein wider-
spruch? frage ich und beschliesse ins bett zu gehen:

meine kunst will ausgeschlafen herausgesungen sein
 

scan: notiz auf einem flyer zum ‚kulturufer‘
friedrichshafen, 06. august 2006


[ billige performance ]

August 8th, 2006

sie ist nicht eingeladen und wird nicht vermisst: wer
dennoch sucht, sucht ansprechende kunst verge-
bens. was sich ‚kulturufer‘ nennt, ist eine würstchen-
meile mit ‚performance‘, der kulturelle thrill liegt in
der ‚körperkunst‘. ich finde mir die schmalen bühnen
zwischen kunsthandwerkerständen und spotte gegen
lärm und blödes glotzen an: sowas wie ich dient blos-
ser augenweide. die eltern ziehen ihre kleinen angst-
voll weiter, die könnten lernen, dass der widerstand
im wort beginnt, dem ’nein‘, und in der eigenen sprache


[ lesezeit: universelles leben ]

August 7th, 2006

frauenmagazine? danke. sie gehören genauso wenig
zu meiner alltagslektüre wie männermagazine. aber
es gibt ausnahmen, gell? und deshalb empfehle ich
einen artikel in ‚amica‘ (10/97). das ist ja voll die al-
te kamelle, könnt ihr sagen. klar, antworte ich: aber
aktuell. noch immer


[ im focus: ritchie ]

August 6th, 2006


 

wer mich sucht, kann mich bei ihm finden. aber. bitte: wir werden
beide nicht viel zeit haben. er arbeitet, ich arbeite. wenn unser bei-
der ding geschafft ist, werden wir beieinander sitzen, laut und leise
 

foto: im focus>: ritchie
friedrichshafen, 08. august 2005