[ kaffee und zigarette ]

November 18th, 2006

eigentlich frühstücke ich nie, sagt sie, macht einen letz-
ten zug und drückt die zigarette in den breiten schlund
des aschenbechers, stellt ihn dann vom bettrand auf
den fussboden, wischt mit dem handrücken tabakkrü-
mel vom laken. eigentlich trinke ich nur einen kaffee

dann lacht sie, stösst sich in die höhe, öffnet die von
grauer jalousie verhängte glastür weit und jubelt ein
fröhlich klingendes ‚hallo‘ gegen den kühlen morgen


[ to connect peryton ]

November 17th, 2006

ab sofort gilt eine neue telefonnummer:

0049-175-8432672


[ verschobenes lachen II ]

November 16th, 2006

ich lache nicht gern, sagt sie
– zögern – es ist anstrengend

und sie lacht dabei ein wenig


[ verschobenes lachen ]

November 15th, 2006

als ihre freundin, gegenüber, anfängt sich zu ereifern
über den unsinn einer schulaufgabe, sich heiss redet
im gefühl der machtlosigkeit, gegen alle disziplin rot
wird im gesicht, zu schreien anhebt, letztlich, da hat
sie zu lachen begonnen und hat ihre hände vor’s ge-
sicht gehoben, die wangen haltend, erschüttert von
einem krampfhaften beben. sie beruhigt sich erst all-
mählich, nachdem ich sie in meine arme genommen
habe, mit leisen worten tröstend, ihr gesicht in der
kuhle meines halses geborgen


[ warten. schweigen ]

November 14th, 2006

du erwartest antworten auf deine sms, nicht wahr?

das liegt mir nicht; ich schweige. vielleicht ist das
eine frage der generationen, dass mir die stifte nä-
her liegen, die linien ziehen, wasseradern gleich ü-
ber das papier, flusslandschaft meiner gedanken. o-
der eine tastatur, tribut an deine laute zeit

du wartest und ich schweige … gern. träumend (so-
fern du das noch wissen willst) schweigend, wan-
dernd in den tälern


[ nachricht vom widerstand ]

November 13th, 2006

eine email-nachricht an mich, bericht von der ver-
suchten gewaltfreien blockade des castortransports

„So war das im Wald bei Schwetzingen. Wir wollten auf
die Fußgängerbrücke und waren drauf. von zwei Seiten
kamen wir, die Polizisten waren überrascht. Und sie
waren aggressiv. Aus einer Personalienkontrolle wur-
den 6 Ingewahrsamnahmen. Und eine Anzeige wegen
passiven Widerstands (ich finde das nicht im StGb es
wird also irgendein Spaß werden. Die Anzeige geht ge-
gen mich. Ich soll mich am Brückengeländer festgehal-
ten haben. Es wird lustig werden. Meine Schulter ist ge-
zerrt, weil ich mich hinsetzte und sie mich mit Gewalt
die Treppe runter brachten. Dann wurden wir nach
Mannheim gefahren und für eine Stunde in die Zellen
geschickt. Harte Holzbänke. Jetzt zu Hause, müde. K.
berichtete, habe jemand aus Dannenberg angerufen.
Vielleicht Du, vielleicht H. In jedem Fall Euch alles
Gute im Norden.

Hundemüdetraurigglücklich.
H.“

ergänzender link: ein nachtrag von vielen möglichen

[ poeten, proletarier, punks und pubs ]

November 12th, 2006

für alle, die sich wundern, dass ich schon wieder keine
zeit zu finden scheine, auf emails zu antworten: ich bin
eingeladen, an den „9. liedertagen in boltenhagen“ teil-
zunehmen. titel: „poeten, proletarier, punks und pubs“
(veranstalter: liederleute e.v.)


[ auld lang syne ]

November 11th, 2006

der anblick des meeres lässt mich kalt. ein kanon wird
gesungen, zwei stimmen, der raum ist überheizt, mei-
ne gedanken tasten sich durch die strassen von l. gelbe
sonne fällt schräg über den augustusplatz, in meinen
lungen brennt der kohleatem dieser stadt eisig, in al-
lem bist du nah. und fern. graublau ist das meer, ohne
horizont. deprimierend


[ castortransport. widersetzen!!! ]

November 10th, 2006

„Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat
einen weiteren Transport von 12 Behältern mit
HAW-Glaskokillen von der Cogema in La Hague
nach Gorleben genehmigt. Der Transport ist
vom 10. – 13. Nov. 2006 geplant“

quelle: www.widersetzen.de

aktuelle informationen über den verlauf / die reiseroute des
transportes, widerstandsaktionen, etc. findet ihr auch über
den castor-ticker

dann treffen wir uns also unterwegs oder dort, im wendland

ja?


[ euer rat ist gefragt: peryton & gema ]

November 9th, 2006

das master der neuen cd ist fertig. ein verlag in bayern
erklärt sich bereit, die platte in sein programm zu neh-
men – unter einer bedingung: peryton soll mitglied der
gema werden

das hätte möglicherweise finanziell positive folgen für
mich, mit sicherheit aber negative folgen für meine ver-
ehrten ‚konsumentInnen‘: das freie kopieren und even-
tuell sogar das freie zur verfügung stellen von songs auf
meiner eigenen seite wäre (der unbegrenzte kostenlose
download für den privaten genuss) nicht mehr möglich
(aber ich suche nach alternativen)

aber meiner einschätzung nach wird die gema-debatte
in aller regel nicht in der form geführt, in der sie geführt
werden müsste: als eine politische. eine debatte über die
freie verfügbarkeit geistigen eigentums. dafür steht die
gema sicher nicht. auch nicht für die beförderung auto-
nomer (und) alternativer (und) kritischer kunst

nun seid ihr gefragt, meine kritischen konsumentInnen:
was tun?!?

ich bitte euch also um eure kommentare, tipps, ratschlä-
ge, meinungen. und zwar schnell!!!


[ frühstück am see ]

November 8th, 2006


 

einen halben tag später sassen sie noch immer
dort, am rande der wellen einer sanften bran-
dung und frühstückten, schienen die zeit ver-
gessen zu haben und die eiligere welt um sie

könnten sie ein foto von uns machen?, hatten
sie gefragt, als ich mit m. ans ufer gekommen
war, um diesen besonderen platz zu zeigen:
hier, schau einmal, früher …

so erfuhr ich ihre namen und so kamen wir in
ein gespräch und so freute ich mich an ihrer
ungewöhnlichen beharrung, ihrem genuss, an
ihrer jugendlichen schamlosigkeit, das lust-
volle in tiefen zügen gemeinsam zu geniessen
und – was alles mehrt – einander mitzuteilen
 

foto: frühstück am see
friedrichshafen, 09. oktober 2006


[ angelegentlich. die mutter ]

November 7th, 2006

angelegentlich der tatsache, dass beide töchter
krank geworden sind im laufe ihres heranwach-
sens, dass um ihr leben zu fürchten alltag wurde
und um ihren verstand, angelegentlich der tatsa-
che, dass noch immer gerungen werden muss um
ein geringstes mass an normalität, möchte ich ih-
nen die frage stellen, frau xx, ob die frage nach
den ihnen bekanntermassen kenntlichen gründen
für diese speziellen formen der lebensuntüchtig-
keit jemals an sie gestellt wurde

und weiter: wie würde ihre antwort gelautet ha-
ben?


[ angelegentlich. der vater ]

November 6th, 2006

angelegentlich der situation, dass sie nicht mehr
davon laufen können, herr xx, würde ich sie ger-
ne fragen, wie es sich anfühlt, nicht mehr davon-
laufen zu können. wenn die fragen vor ihnen ste-
hen, hungernd, hand in hand, wenn die fragen-
den ihnen die augenlieder aufziehen und sagen:

schau. schau genau hin. wir können sehen, jetzt;
wir können reden, jetzt. wir können zur sprache
bringen, was geschehen ist

angesichts dieser situation, herr xx, würde ich
gerne von ihnen erfahren, ob sie noch ein wenig
appetit verspüren


nachtrag (07.11.2006): [ angelegentlich. die mutter ]


[ stille. abschied ]

November 5th, 2006

und wie gehts dir sonst? (im hörer schweigt die stille kalt)

njaaa. ich weiss nicht. gut. nein. ich will nicht lügen, sagt
sie, zögert. ich will nicht lügen. (die stille. zum sterben still)

das wort heisst abschied, denke ich. mein herz schweigt


[ sechshundert kilometer ]

November 5th, 2006

sechshundert kilometer weiter steige ich ins
bad, tauche zentimeter um zentimeter tiefer
in die heisse flut, öl treibt duftend um das mü-
de schiff, leckgeschlagen am vulkan, wo die
haare frisch rasiert sind, spriessen rote punk-
te, luftblasen perlen auf, dann bin ich einge-
sunken. angekommen, denke ich, müde wer-
den


[ notiz: an k. ]

November 4th, 2006

da ist ein wunsch, den ich
nicht verstehe: ihr gegen-
über zu sitzen, während sie
von sich erzählt. wir kennen
uns nicht. wir kennen uns
nur über die worte, lesend

ich muss ihr das schreiben


[ komet ]

November 3rd, 2006

die böe ist warm, wie sommerabendwind, drei
sterne, himmel schwarz, den mond ha’m sie
geklaut (ach nein, wir sind im osten: abgebaut)

die zigarettenspitze ist ein komet im tiefflug
und bleibt schweben über ihren knien. ich bin

geliebt


[ mischa-minolta und der falsche sommer ]

November 2nd, 2006


 

dass die sonne schien, als ob ein wenig sommer
vergessen worden wäre, dort, liess uns übermü-
tig werden und ins wasser laufen, als ob es sei:
sommer. wir schrien und wir lachten, der wind
roch bereits ein wenig nach schnee, er machte
gänsepickel auf der haut; aber wir taten, als ob
alles genau so sein müsste

der in eine jener orange-farbenen uniformen ein-
gepackte ich-bin-ein-wichtiger-umweltsauberhal-
ter-fuzzi kam vermutlich nur zu uns herüber, um
nackte brüste zu sehen. dass sich das bei mir
nicht lohnt, merkte er schnell und auch, dass es
nicht allzu erquicklich ist, mich anzumeckern

aber es ist diese gegend: der erste anschein
lässt glauben, dass alles genau so sein muss
 

foto: mischa-minolta
friedrichshafen, 09. oktober 2006


[ aufgewacht ]

November 1st, 2006

nein, für mich bist du nicht krank. du bist kein krankheits-
bild
. sind nicht wichtigsten fragen, wohin dich dein weg
geführt hat? was du erlebt hast, unterwegs, erlitten? ob
wir noch platz finden, füreinander? oder nein, das ist nicht
wichtig, letzten endes nicht. ich bin aufgewacht mit dem
gefühl, dass mir deine fragen, deine zweifel, die wichtig-
sten geblieben sind, neben meinen eigenen. (wo bist du?)


[ komm. lass ]

Oktober 31st, 2006

mein nacken schmerzt im
schlaf. lärm ist meine stille

du, ich bin müde geworden
über’s suchen alt. komm, lass
uns ein wenig ausruhen