[ pregnant. not happy. part I: gainfully employed ]

Dezember 29th, 2006

’she’s up the poke, she’s under pressure‘ – mag mein lotter-
mäuliger kommentar zum jahreswechsel auch überschrieben
sein, oder ins musikalische übertragen, ein bild, das dem tre-
sennachbarn leichter zu verstehen fällt: wenn’s deutsche mä-
del zu früh niederkömmt, geht ihm die kohle flöten

so liegt im deutschen wochenbette die trächtige maid rück-
lings zwischen den tagen, die wohl versorgte arme, aufge-
wölbte, sie atmet schwer, sie atmet flach in kapitaler hoff-
nung, dass ihr die lichtbringende woge verschont bleiben
möge bis über’s knallen der korken hinaus – erst dann, bitte-
schön, geburt und alles, was da segensreiches folgen mö-
ge, erst dann …

entsprechend dieser schwarz-rot-gelben mama-krise er-
warten wir ein engagiertes wort vom präsidenten, dessen
rede manchen zorn und manche überraschung brachte, im
vergangenen. er – im gegensatz zu mir – kann es im schlich-
ten halten, im deutschen radebrechen, der schiefen kultu-
rellen lage angemessen: ‚durchhalten‘, wird er sagen, ‚durch-
halten, mädels!‘ dem schliesse ich mich ohne zögern an, weil
ich ein herz hab für’s soziale miteinander und für hehre ziele

denn wenn’s gelungen ist, der höhepunkt verzögert, der
damm erst nach dem glockenton zerbricht, dann greift beim
sektkauf für den stapellauf der mann in augenhöhe

=> zum thema ‚elterngeld‘ < =

[ albino an peryton ]

Dezember 28th, 2006

das ist das erste ständchen, das mir je gehalten wurde. er
legte los, nachdem ich mich aufs warme sofa geworfen hat-
te und weil ich so lachen musste, ging der moment des pein-
lichfühlens spurlos vorüber. ad hoc, aus dem stegreif, quasi
und ganz schnell, sagte er entschuldigend; aber ich finde am
freundlichen eh nichts, was einer entschuldigung bedürfte

„Schorschi, was kann Mensch nur zu Dir sagen, nix an den
Füssen und oft nur wenig im Magen. Dafür ist Dein Herz um
so voller, das haben wir in den letzten Jahren erfahren. Mensch
sieht Dich nie mit Aufmerksamkeit und wirklich guten Rat-
schlägen sparen. Manchmal dachte ich, ach schade, den
Rudi hätt ich schon mal gern getroffen. Dass wir Dich dafür
trafen wagte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hof-
fen. Nein im Ernst, wir sind froh Dich in unserem Leben an
unserer Seite zu haben. Freuen uns immer sehr, steht auf
unserem Hof der blaue Wagen. Durch Dich lernen wir viel
– über uns und über die Welt, über die Freiheit an sich und
was Dir an ihr so gefällt. Wir lernen was über Konflikte, die
gehören zu Schorschi genau wie sein Blog. Und wer hört
nicht gerne zu, wenn das Peryton rockt. So hoffen wir, Schor-
schi, dass Du uns auch in 2007 mit Deiner Anwesenheit be-
ehrst. Und wenn unsere Gastlichkeit mal nachlässt, Du Dich
bitte lauthals darüber beschwerst. Auch Madita liess schon
verlauten, den Schorschi, den will sie bald mal sehen. Sie
hat schon so viel gehört von dem Typen, den man öfter bar-
fuss kann sehen. So setz ihr ruhig Deine Flausen in ihr Köpf-
chen. Alles Gute für Dich, Schorschi … ich muss schnell weg
auf’s Töpfchen“


[ soldatenkönig ]

Dezember 27th, 2006


 

einmal im jahr, im herbst, mischt sich der innenminister
unter sein volk, den alten traditionen treu. um unerkannt
zu bleiben inszeniert er die grosse nachtaktion mit zehn-
tausend stolzen recken. dem scharfen auge des peryton
entkam er dennoch nicht
 

foto: impressionen vom castortransport
laase, 13. november 2006


[ peryton special: live-mitschnitt IV ]

Dezember 26th, 2006

ihr verspeist hoffentlich keine toten tiere, nur weil das
(un-)heimlichen weihnachtstraditionen entspricht? lasst
euch nix einreden: ihr seid selbst verantwortlich. herz-
los, würde ich sagen, wenn

und ich? ich bin unterwegs. das ist besser so

den vierten teil der konzert-mitschnitte vom 08. oktober 2006
– erneut einen kurzen text – bekommt ihr dennoch

„später schweigt“, live am 08. oktober 2006
(mp3; 1,3mb) (ogg; 835kb)

–> live-mitschnitt I
–> live-mitschnitt II
–> live-mitschnitt III


[ en route ]

Dezember 25th, 2006


 


je suis en route
 

foto: tangermünde, 25. oktober 2006


[ peryton special: live-mitschnitt III ]

Dezember 24th, 2006

während allerchristenorten weihnachtsglocken eine
real nicht existierende harmonie herbeizubimmeln
versuchen, gibt’s beim peryton köstlich eins auf die
spiesserohren: live-mitschnitt im ‚gesinndehaus‘
– der dritte teil, zu euerm besonderen vergnügen auf
dem akustischen gabentisch serviert

„spiessersong“, live am 08. oktober 2006
(mp3; 4,2mb) (ogg; 4,1mb)

–> live-mitschnitt I
–> live-mitschnitt II


[ catcall ]

Dezember 23rd, 2006


eine karg dekorierte bühne. der vortragende sitzt an
einem schlichten holztisch, ein einfacher stuhl in der
rechten ecke hinter ihm, die andeutung eines fen-
sters in der anderen bietet einen ausblick in undefi-
nierbar graue weite. ein etwas zu hoch erscheinen-
der leuchter mit sieben weit herabgebrannten ker-
zen in der mitte des tisches, einige zettel und eine
lange schreibfeder in altertümlich wirkendem tin-
tenfass darunter. spärliches licht von irgendwo ver-
sickert an mit schwarzem tuch verhängten wänden

der vortrag ist ein langer monolog, von bedeutungs-
schwangeren pausen unterbrochen. unruhe wächst
im publikum, flüstern, stühlerücken, unterdrücktes
lachen, der erste rauch einer zigarette

es ist nicht gut, aggressiver zu werden. besonnen-
heit ist wichtiger. militanz – ja. aber nicht aggressi-
vität; das macht blind und gefährlich für alle, auch
für die freunde

lachen im publikum. zwischenruf: ‚freunde? so ein-
er wie du hat keine freunde!‘ ein weiterer: ‚klar hat
der freunde. im tierschutzverein!‘ ’nee. beim militär!‘

und wie war das nun, mit dem lange versproche-
nen tee? ich nehme dein angebot also an. zwischen
weihnachten und neujahr bin ich dort. soll ich auf
deine einladung warten, oder einfach am garten-
türchen rütteln?

‚eintreten sollst du!‘ ruft einer. ‚genau!‘ ein anderer
’scheiss-tantra!‘ leiser: ‚gibt’s hier irgendwo bier?‘

und ja: ich sorge mich weiterhin. was du schreibst
macht die gründe nicht kleiner

‚ey alter, du solltest in die gewerkschaft eintreten!‘
gelächter. von anderer stelle: ‚in die spd!‘ ‚unsere
kirchen brauchen ministranten!‘ die reihen leeren
sich respektlos schnell. ‚geh doch arbeiten!‘

irritiert vom lärm an den türen hebt der vortragen-
de zum ersten mal den blick


[ peryton special: live-mitschnitt II ]

Dezember 22nd, 2006

08. oktober 2006. konzert im „gesinndehaus“. live-mitschnitt
teil II: ein text

„es fühlt sich an, als ob“, live am 08. oktober 2006
(mp3; 426kb) (ogg; 490kb)

–> live-mitschnitt I


[ nach(t)sicht ]

Dezember 21st, 2006


 

nein, kein shooting am nächtlichen drehort: laase, wend-
land, 13. november 2006, warten auf den atommülltrans-
port. mit regenschirm gegen eine gepanzerte übermacht

am ende wird es geheissen haben, die demonstrierenden
seien ‚aggressiv‘ gewesen. ich habe wohl nicht recht ver-
standen, was damit gemeint war; tatsächlich wollen sich
die leute sich nicht mehr bedanken, wenn sie geschlagen
und getreten werden. nein, nicht ‚die‘ leute. einige wenige


„Was uns Sorge bereitet, sind die Aggressionen gegen
Polizeibeamte“
(f. niehörster, polizeidirektion lüneburg)

 

foto: impressionen vom castortransport
laase, 13. november 2006


[ peryton special: live-mitschnitt ]

Dezember 20th, 2006

08. oktober 2006. konzert im „gesinndehaus“. alles, wirklich
alles geht schief: ein live-mitschnitt ist geplant, aber das
konzert wird in allerletzter minute aus technischen grün-
den von veranstalterseite abgesagt. ein teil des wild zu-
sammengewürfelt scheinenden publikums ist volltrunken
und aufgrund maroder leitungen steht die gesamte tech-
nik unter strom – sogar das gesangsmikrophon. im publi-
kum kommt es zu massiven störungen, so dass wir nach
drei liedern das programm völlig entnervt abbrechen

aber … aaaaaber … ich kam noch einmal zurück und spiel-
te solo weiter, als mein tribut an das tapfere publikum, das
wegen uns gekommen und … geblieben war. aus diesem
zweiten konzertteil hört ihr den mitschnitt des textes „und
ich ging wandern“
sowie den darauf folgenden chanson
„besse en chandesse“

„und ich ging wandern / besse en chandesse“
live am 08. oktober 2006 – (mp3; 4,2mb) (ogg; 4,7mb)

(tipp: die ogg-datei klingt wesentlich besser)


[ später oder endlich ]

Dezember 19th, 2006

oh, damit hast du recht: ich telefoniere ungern. nix
schlimmer als das schweigen, wenn die worte aus-
bleiben, weil es nichts zu sagen gibt, oder bitterer
noch: nicht mehr. atmende stille. sehnsucht tötet


[ flaschenpost ]

Dezember 18th, 2006

das selbstverständliche erklär’n zu müssen ist am
schlimmsten. hau ab, verschwinde, lass mir meine
ruhe. kalt ist es, da draussen, beschwerlich jeder
schlag voran. die flut ist ausgefallen, hörst du?
eingefroren wird sie sein, hat eine flaschenpost
verloren, die du suchst. endlich kannst du gehn


[ ankündigung von schweigen ]

Dezember 16th, 2006


 

sie sind ausgefallen, zwischen den tagen, aus-
geschwemmt vielleicht im morgengrau, im abend-
grau, mit den schweren stiefeln steckengeblieben
im morast und eingesunken, die worte. ich suche

ich suche noch. auf meiner reise aber fällt das
suchend stehenbleiben schwer. ich kündige ein
schweigen an, somit. und meinen ständigen ver-
stoss, beredt, gegen dies versprechen
 

foto: kiel, mai 2006
aufnahme: mathu © 2006
plakatentwurf: n. veres & peryton © 2006


[ sehnsucht nach ]

Dezember 15th, 2006


 


ihr sagt, es sei eine frage des warmanziehens; weiss
schon. ich aber nehme das persönlich, sage: das ist
eine frage des aushaltenmüssens oder des abhau’ns

graue scheisskälte

es wird zeit für meine einsamkeit
 

foto: ein kabelknotenpunkt am ende
tangermünde, 25. oktober 2006


[ statusbericht ]

Dezember 14th, 2006

„das auto hat hinten neue stossdämpfer gekriegt. super. es
fährt damit genauso wie vorher. und neue bremsscheiben
hat es auch – das ist wirklich zu merken, also eine verbesse-
rung. ausser dass es danach zu kreischen und knirschen
begann; aber das krieg ich auch wieder hin. rechts hinten
verabschiedete sich ein teil der plastikstossstange, als ich
rückwärts auf eine rampe fuhr. kein ding, war gleich wie-
der angetackert. schlimmer ist, dass die hintertür nur noch
von innen zu öffnen ist. das nervt richtig. kurz: ich lebe mit
neuen baustellen“

status: under construction


[ im abendnebel ]

Dezember 13th, 2006

im abendnebel führt mein weg mich fort
der blick sinkt in die roten lichter, irgendwo
voraus, im nebel führen alle wege zu ihr hin
ein hinweisschild stellt sich mit namen vor
mein herz schlägt auf, das telefon vibriert
unter dem rechten schenkel

sie will vermutlich nicht, dass du jetzt
kommst; du könntest sehen, dass es ihr
nicht gut geht, schlecht wie nie, schreibt x

in sanftem bogen führt die spur durch eine
autobahnbaustelle, am andern ende ist
sofort kontakt. du musst das sagen, hörst
du?, genau so. das mach ich, sagt er

ich lebe in zu vielen leben, denke ich, das
eine träumt, das andre hungert sich zu tode
der blick sinkt in die roten lichter, irgendwo
voraus, im nebel führen alle wege zu ihr hin
ein hinweisschild stellt sich mit namen vor

im abendnebel


[ radarfalle ]

Dezember 12th, 2006


 

meiner eitelkeit zuliebe sollte ich reklamieren, zukünftig in
günstigerem licht fotographiert zu werden. auch lässt die
qualität des bildes wünsche offen; dennoch, das gestehe
ich ein, ist unverkennbar: da waren profis am werk. die
verschenkten ihre kunst für läppische zehn euro. an jenem
eiligen tag hätte das auch deutlich teurer werden können
 

foto: in der radarfalle
23. oktober 2006


[ aus dem netz gefischt ]

Dezember 11th, 2006

aus dem netz gefischt: zur debatte um die „ausgren-
zung von oder intervention gegen universelles leben“


[ nur eine postkarte ]

Dezember 10th, 2006


 

manchmal ist eine postkarte schneller als jedes gerücht
nicht wahr? und anscheinend genauso schockierend. das
war dann, stelle ich mir vor, ein wind von süd in deinem
leben, ein mächtiges rauschen, ein koffer-fallenlassen-
und-luftholen-müssen. vielleicht war das gut? da draussen
ist mehr als die persönliche einöde, das enge glück hinter
sieben siegeln, sommerdeichen, schlachtreifen schafen
und eigens fürs touristenauge aufgesetzten wellenkämmen
 

foto: tangermünde, 25. oktober 2006


[ lügen? lügen ]

Dezember 9th, 2006

du magst das wort ‚lügen‘ nicht? ich wohl. es beisst. es
bringt auf einen spitzen punkt, auf dem die meisten we-
der stehen, vor allem aber nicht gesehen werden wollen

nein, ’schwindeln‘ ist nicht besser. klingt nur hübscher

und du meinst, ich nehme das zurück, nur weil du be-
teuerst, dass du ’nicht wissentlich‘ an den wahrheiten
drehtest, ein klein wenig hier und da, an deinen eigenen
und gern auch an denen der anderen? und: ja – selbst-
verständlich willst du dich nicht damit herausreden

das ist, das war es schon. ich schmunzle innerlich, wenn
ich dich mir vorstelle, dabei. nein, ’schwindeln‘ ist nicht
besser. aber es klingt wesentlich eleganter, madame

wenn ich dir verrate, dass es dich nicht unattraktiver
macht, im linken meiner unerbittlichen augen, bist du
mir dann böse? (im nächsten kapitel – versprochen! –
unterhalten wir uns über eitelkeiten. auch meine eignen)