[ oettinger. filbinger. andere nazis ]

April 23rd, 2007

es wird zunehmend schwieriger, in deutschland menschen
als nazi bezeichnen zu können, ohne dafür juristisch be-
langt zu werden, wenn gar die mitgliedschaft in der nsdap
nicht mehr zum beweis ausreichen kann. sonst wäre dem
oettinger, derzeit ministerpräsident baden-württembergs, ein
solcher lapsus
sicher nie passiert und dem filbinger, seines
zeichens ehemaliger ministerpräsident baden-württembergs
und – ach ja, da war noch was! – ein an todesurteilen mit-
verantwortlicher nazi-marinerichter als grusswort ins grab
mitgegeben worden: der eine oder andere todesfall ist
hoch erfreulich

so auch im falle eines hans filbinger, dereinst mitglied der
sa, mitglied des national-sozialistischen studentenbundes
und konsequenterweise später mitglied der nsdap. und
„nach dem krieg“? da machte dieser rechtschaffende deut-
sche karriere in der cdu und lancierte zum baden-württem-
bergischen „landesvater“. ein paar jährchen weiter, ein ab-
leben später, sozusagen, wurde er dann beinahe zum wi-
derstandskämpfer – zumindest im hirn eines herrn oetti-
nger, dem wir an dieser stelle schlicht vergesslichkeit und
unberührtsein von jeglicher erkenntnis aus der geschichte
unterstellen wollen, womit er sich ganz in neu-deutscher
tradition bewegte. formulierte ich schärfer den gedanken
geistigen brandstiftens aus … mir drohte ein verfahren
wegen verleumdung. oder wegen abschneidens reaktionär
ausdünstender ehre

es mag also hinzugefügt werden: in manchen fällen zieht
sich das warten auf ein ableben in quälende länge; früher
wäre besser

und dann war da noch dieser ernesto wollenschläger, ein
rechter patriot, der, wie schon andere seines schlages vor
ihm, versuchte, seinen geistigen kot in meinem gästebuch
abzusetzen. selbstverständlich vergebens. in einem kom-
mentar
schrieb ich unlängst – und blieb damit brandaktuell:
„und wie schreibt sich ‘widerstand’ korrekt? genau. hohle
glatzenkacke … steinbach: versagt! setzen!“

norbert steinbach hat versagt. er sitzt tatsächlich (das ent-
nahm ich den ausscheidungen des wollenschläger) in der
„forensichen Psychiatrie Haina-Gießen“. a hard life for a
bonehead. kalt am kopp, vermute ich, und augenblicklich
ziemlich einsam

andere psychopathologisch auffällige haben ebenso we-
nige, wie unangenehme freunde, leben derzeit aber weit
geselliger und sind in ihrem wahn ungehemmt aktiv als
– nur ein beispiel – innenminister. a hard life for dummies


[ la boule II ]

April 22nd, 2007


 

foto: la boule – oder: sisyphos auf der mathildenhöhe (II)
darmstadt, 06. april 2007


[ dann kann ich bleiben ]

April 21st, 2007

ihr wartet? ich auch. das neue album kommt bestimmt …
damit ihr weiter daran glauben könnt, gibt’s den anfangs-
titel zu hören, brennfrisch vom premaster, sozusagen:

„dann kann ich bleiben“ (mp3; 8,1mb) (ogg; 5,9mb)

aber der eigentliche grund für diesen hör-eintrag ist k. –
dieser chanson soll ihr mut machen und kraft geben und
sie, vielleicht, ein wenig begleiten


[ freispruch! ]

April 20th, 2007

es war ein prozess, der ungewöhnlich endete: mit einem
freispruch. in seiner mündlichen urteilsbegründung würdig-
te amtsrichter wolf mein verhalten als „lobenswert“, meine
motive als „nachvollziehbar“ und „glaubwürdig“ – hingegen
die aussagen der gegen mich als zeugen aufgetretenen po-
lizisten als „widersprüchlich“ und „zweifelhaft“. gleichwohl
bewertete er den einsatz der polizisten als gerechtfertigt
und meine befürchtung eines gewalttätigen übergriffs (der
im prozess allerdings unüberhörbar bestätigt wurde) als
fehleinschätzung. er folgt meiner darstellung, eine verleum-
dung der polizisten habe nicht stattgefunden: „die aus-
sage, dass ‚die polizei schnell mal zuschlage‘ ist nicht zur
verleumdung einzelner personen geeignet, weil sie einen
viel zu grossen kreis umschreibt“

„in dubio pro reo“ begründete der richter abschliessend
seine entscheidung – und machte damit sein urteil gegen-
über der staatsanwaltschaft nahezu unanfechtbar

am ende hatten wir alles auf eine karte gesetzt. die zwei
polizisten hatten in der zeugenvernehmung ein jämmer-
liches bild abgegeben, der vorwurf der verleumdung („die
heidelberger polizei ist bekannt dafür, dass sie gern zu-
schlägt“) schien also vom tisch, aber es war unklar, wie
der richter meine äusserung „mir ist bekannt, dass die
polizei in solchen situationen gern mal zuschlägt“ bewer-
ten würde; es blieb nur der weg nach vorn

das filmreife plädoyer meines verteidigers° rief noch einmal
die widersprüche in den aussagen der polizeizeugen in er-
innerung, beschrieb, wie eine bedrängungsituation erst
durch das erscheinen der polizeikräfte entstanden war und
wie sie eskalierte, schlug den bogen zur alltäglichkeit ge-
walttätiger polizeilicher übergriffe – insbesondere gegen
mitglieder sogenannter gesellschaftlicher randgruppen –
und leitete daraus eine rechtfertigung für mein handeln ab

in meiner abschliessenden stellungnahme stellte ich die
normalität alltäglicher polizeiübergriffe gegen die notwen-
digkeit, hinzuschauen, einzugreifen, alltagsgewalt zu ver-
hindern – auch, um konsequenzen aus der deutschen ge-
schichte zu ziehen. ich beschrieb die notwendigkeit der
kontrolle staatlichen handelns, setzte soziales engagement
und zivilcourage gegen die versuche der einschüchterung
und beharrte darauf, in vergleichbaren situationen erneut
einzugreifen, um meinen lebensidealen eines gewaltlosen
miteinanders zu folgen: „ich lasse mich für das ideal von
gewaltlosigkeit nicht verurteilen“

° martin heiming (heidelberg)


[ la boule ]

April 19th, 2007


 

foto: la boule – oder: sisyphos auf der mathildenhöhe (I)
darmstadt, 06. april 2007


[ die mögen mich nicht … ]

April 18th, 2007

ring frei: zweite runde, morgen, ag heidelberg, saal 6, 9:30 uhr


[ älterwerden II ]

April 13th, 2007

ein geschenk bekam ich morgens angetragen, mit dem er-
wachen: fortan klingt mir der tinnitus auf beiden ohren


[ my strange friends II ]

April 12th, 2007

„boah, hab eben von der galactica-crew in meinem garten
geträumt. starbuck ist ja so geil! die hat mich am ende (des
traums und der welt) bei einem atombomben-ähnlichen
kahlschlag ganz fest in den armen gehalten. boah!“



[ älterwerden ]

April 11th, 2007

die sonne beschien den kleinen platz an einer strassenmün-
dung. gute akustik machte das publikum erträglich; ich sang
für mich. einige zögerten, einige blieben – ich spielte, mir
selbst zu gehören: ich bin, sie ist mein leben, die musik

und wohl schien mir die sonne. ich konnte dich und mich
und alle welt vergessen


[ wie gewohnt ]

April 10th, 2007

„während du noch in frankreich weilst, bin ich auf der anreise
nach xxx. und wieder bleiben wir konsequent in unserer ge-
wohnheit, aneinander vorbei zu reisen“

(das lecken der selbstgerissenen wunden braucht seine zeit)


[ not available II ]

April 9th, 2007

da gibt es nichts zu feiern. in die sonne blicken mit geschlosse-
nen augen: wärme, glutrot. die wellen ahne ich und dahinter
die berge. ich kenne das alles schon. lasst mich einfach in ruhe


[ rosenhöhe VI ]

April 8th, 2007

ein bienenschwärmer steht über den gelben blüten. ich lasse
die kamera wieder sinken. gedankenmonolog. am liebsten wäre
mir, du gingest nicht mehr fort. auch wenn … das wäre in ord-
nung. ich kann damit leben. allerdings müsstest du zuerst ...

mehr und mehr setzen sich auf die im rund aufgestellten kunst-
stoffstühle und als mir der dunst von menschensäften, körper-
höhlen, seifen näher kommt, unerträglich wird, erhebe ich mich


[ guter vorsatz ]

April 7th, 2007

man sollte jeden tag ein gesetz brechen, sagte sie. bei rot über
die ampel gehn gilt aber nicht


[ vier minuten können leben retten ]

April 6th, 2007

waldrand, gegenlicht, ein foto. drei minuten, sage ich. allerdings
benötigte ich vier. allein drei minuten dauerte das losbrechen der
stützkonstruktion, beim letzten akt, dem schaukeln, liess ich mir
helfen. dann fiel der jägerhochsitz krachend um. foto danach. zur
dokumentation


[ joachim römer: übermn fluss. finissage ]

April 5th, 2007

gestern abend besuch der finissage zur ausstellung ‚übermn
fluss‘
im hohlkörper der deutzer brücke (köln). schräge leute


[ no reply II ]

April 4th, 2007

dann wäre ich angekommen, legte meine
sehnsucht auf die steine, in eine wellen-
spur, in den schatten der bäume am rande
des wassers, dann begrübe ich meine träume
tränenlos


[ no reply ]

April 2nd, 2007

wo fühlst du dich zuhause, fragte sie. ich
mochte die antwort nicht geben und log


[ vorübergehend ]

April 1st, 2007

die espressomaschine dröhnt. vor den fenstern reisewetter. in
kurzen abständen kontrolliere ich den fortgang der zeit; keine
ruhe auszuruhn: das arbeitspensum ist geschafft. weitergehn

ich habe deinen blog gelesen, sagte er im vorübergehen, du
breitest darin dein seelenleben aus. der nachsatz klang nach
vorwurf. keine zeit für die frage, ob er sich dessen sicher sei


[ my strange friends ]

März 31st, 2007

zwei nachrichten per sms: „komme gerade in schottland aus
dem gewahrsam, alles ok, wir sehen uns in 10 tagen“
und
„hey georg, ich bin nach 30 stunden haft wieder frei. unsere
aktion ist gelungen, atom-uboote gibt es leider immer noch“

ich habe seltsame freunde. die sind wohltuend normal


[ polizeikontrolle ]

März 30th, 2007

ein ganz normaler deutscher morgen: polizeikontrolle. meist
früher als später kommt meine antwort ‚das geht sie nichts
an‘ – und damit beginnt stets eine langwierige prozedur. auch
diesmal. staatswichser sind empfindlich; sie mögen kein ’nein‘

die beiden polizistinnen nennen ihre namen nicht. ’sie haben
schon unsere autonummer, das genügt‘, sagt die, die reden
darf. weil das preiswerter ist, denke ich: ‚arschloch‘. laut sa-
ge ich: ‚könnten sie jetzt meine gedanken lesen, fühlten sie
sich wohl beleidigt‘