[ pausentag II ]

Januar 16th, 2009

natürlich mache ich mir sorgen. würdest du nicht
auch, wenn du in der gleichen situation wärst …?

wir lachen über mein bild vom schwanenhals in
der schlinge, ums leid herum ballett gesproch-
en, heikler tanz, wir lachen über den spagat am
toten schwan; deine stimme zu hören tut so gut

natürlich sorge ich mich nicht; nicht wirklich. es
ist die angst, die vorstellung von der schwierig-
keit zu sagen: es ist. (viele jahre lernte ich dazu)

komm’n stück näher, sage ich
ich bin schon ganz nah
hmmm. alles wird gut


[ kultur und (k)ein gutes ende ]

Januar 15th, 2009


„Heute morgen hörte ich Radio. Da konnte man
was gewinnen. Man musste vier Musiktitel er-
kennen. Was ja jetzt erstmal nicht so schwer
erscheint. Wenn man den ersten Titel erkannt
hat, bekam man eine Rolle 1lagiges Toiletten-
papier. Dann wurde das 1. Lied wieder gespielt
und ein zweites Lied drüber gelegt.. wenn man
das erkannt hat, dann gabs eine Rolle 2lagiges
Toilettenpapier usw.“
kommentar von rabenflug

@ rabenflug

seit ‘pisa’ schreitet die teutsche kultur unaufhalt-
sam fort. nein, mir scheint, sie schiesst im freien
fall voran – dein bericht illustriert uns dies farbig

doch ich bin überrascht vom ausmass, mit dem
“kultur” im leben des gemeinen menschen über-
haupt präsent ist; nachdem ich annahm, sie wä-
re bonsai-mässig zum dekorativen lebensstil ver-
wachsen und nur noch beschränkten bevölke-
rungskreisen – intellektuellen eliten – zugänglich

ja, du zeigst mir, dass mein bild der wirklichkeit
ein dramatisch falsches war: ich, du, wir alle sind
ganz nah dran. (fast wie bei “big brother”, nicht?)

ich meine, näher geht ja fast nicht mehr, so nah
am … rücken. so nah am … unteren ende. so nah
am … naja … rein leitkulturell gesehen: am anfang

letzthin nahm ich in der wohngemeinschaft von
freunden den weg zum klo und fand dort ein
rollenpapier mit dem namen “happy end”. meine
freude über dieses bonmot hält noch immer an


[ dort: schnee. hier: kein … ]

Januar 12th, 2009

hier hat die sonne den weissen puder, diesen eher
lächerlichen versuch, längst wieder weggeleckt oder
es war der eisige wind; dort liegt der schnee noch
hoch, schwarz angeranzt vom strassendreck, gelb
von hundepisse, höre ich am telefon. drehe mich
noch einmal in den kissen. höre schritte auf einem
fussabtrittsgitter, höre stimmen am brötchentresen

drehe mich noch einmal in den kissen und geniesse
es, versteckt in einer tasche durch die welt getra-
gen zu werden, eine weit entfernte welt, ganz nah

sex? ich soll über sex reden?? nein nein nein. mein
letzter versuch führte zu grosser aufregung, hefti-
gem atemholen, hektischem gestikulieren – einer
ganz wunderbaren erregung: aber du kannst doch
nicht immer einfach so über sex reden. es gibt doch
grenzen, oder? das interessiert wirklich niemanden!

also schweige ich. drehe mich wieder in den kissen
und versuche so zu tun, als ob es für mich das nor-
malste von der welt wäre, untätig zu sein. der arzt
nennt es „borreliose“. und es fühlt sich scheisse an


[ 03.01.2009. notprogramm ]

Januar 3rd, 2009

wie ich eben erfahren habe, konnte die werbung
für unser heutiges konzert nicht mehr komplett zu-
rückgenommen werden. deshalb plant julia borkert
den rapper albino einige stücke lang auf ihrer bass-
flöte zu begleiten. schliesslich sollen jene, die ver-
gebens angereist sind, nicht ausschliesslich glüh-
wein geniessen müssen. (auch den natürlich gratis)

weil ich noch nie zu einem meiner eigenen konzer-
te gegangen bin, die abgesagt sind, werde ich heu-
te eine persönliche weltpremiere erleben, denn so-
was lass ich mir selbstverständlich nicht entgehen

wo wir gerade bei den premieren sind: gleichfalls
selbstverständlich ist, dass ich ein textchen ein-
stecken werde; wer reisen kann, kann auch lesen:
zur not ein progrämmchen, ein kurzes, ein kleines

dem anlass entsprechend etwas auf der bühne
bisher noch nicht gebrachtes. schliesslich kann
ich meine kollegInnen da nicht einfach so sitzen
lassen, mit dem nach kultur hungernden publikum

… und mit dem ganzen glühwein

( link: zum waldhaus (kiel) via google-maps )


[ 2009. ein heisser anfang ]

Januar 2nd, 2009

das alte jahr ist ausgebrannt mit einem grossen
feuer, was jetzt noch auf der alten haut liegt, ist
der schweiss, ausgetriebnes körpermagma, das
die aschen ausschwemmt, lautlos und dürstend

in den ästen überm haus gegenüber hängt die
sonne mittagstief und … sie wärmt. ja, tatsäch-
lich, das olle ding hat seinen auftrag nicht verlo-
ren, über die letzten, eisigen, mondlosen tage

ich trete auf den balkon hinaus, strecke ihr mei-
ne blosse haut entgegen (wie lange wird es dau-
ern, bis der ewige blockwart, dein alltagsnazi-
nachbar, die bullen alarmiert?), ich strecke ihr
also mein kahles, mein schweissnass glänzen-
des leder entgegen und träume mich in der zeit
zurück. mensch du, das fühlt sich fast an wie …

gemäss einer als unumstösslich geltenden ver-
einbarung schreiben wir das jahr zweitausend-
undneun. ich habe gerade die hochphase einer
atemberaubenden grippe hinter mir und bin ein
wenig – äh – neben mir. absent. verwirrt. ver-
irrt, liesse sich tatsächlich sagen. bringen wir
dieses kapitel des täglichen dramas also bald-
möglichst zu einem würdigen schluss und ende:

det verschissene, kleene neue jahr; da isset!


[ konzert am 03.01.2009 fällt aus! ]

Dezember 31st, 2008

weil ich im fieberwahn liege, muss das konzert am
03. januar 2009 im waldhaus (kiel) leider ausfallen

sobald ich wieder klar denken (und wieder reden)
kann, bemühe ich mich um einen neuen termin


[ across the universe ]

Dezember 25th, 2008

„scheissweihnachten. fällt nächstes jahr aus;
stattdessen saufen. kommste? bin silvester im
tiefsten regensburger süden. und du, herr h.?“
 

ich werde im grauen kiel verweilen, meiner un-
fassbaren personal love story nachsinnen, dem
kitsch des lebens, sozusagen. it’s unbelievable
(this universe, i mean): die venus ist im stein-
bock angekommen und (ein) peryton im glück


[ pausentag ]

Dezember 19th, 2008

endlich ausschlafen. pause machen. den kopflärm
kleiner werden lassen. mit einer telefonstimme bis
mittags im bett kuscheln. und die sonne schabt mit
blitzenden fingern am blauen tuchvorhang, malt be-
wegte muster an die wände, sprechende gesichter

komm doch’n stück näher, sage ich
noch näher?
ja, so ist es gut


[ hard stuff. good tunes. (love) ]

Dezember 15th, 2008

weil wir die nächsten konzerte mitschneiden, werden
jetzt neue saiten aufgezogen: „pirastro studio clas-
sics silver
„. die sind gut, und teuer. arschteuer, um
es mal ohne schnörkel zu sagen und drastisch genug
für jene „darf-ichs-mir-ausleihen-und-kopieren?“-kon-
sumentInnen, die gegen alle wache vernunft und lo-
gik krampfhaft an ihrem glauben festhalten, dass gu-
te musik überall und kostenlos zu haben sein müsse

und dann schreibt sie „ich habe sehnsucht“. die sonne
geht auf, da, direkt unterm bauchnabel. ich nehme ei-
nen schluck kaffee, lege die gitarre zur seite, träume

stimmt: ich träume zuviel. ich trinke zuviel kaffee in
letzter zeit; was soll ich machen? hard stuff. (it’s love)


[ „weihnachtskonzert“ am 20.12.2008 ]

Dezember 13th, 2008


 

samstag, 20. dezember 2008

peryton & freunde laden zu einer
konzertlesung der besonderen art

‚peryton & freunde‘ sind:
julia m. borkert & albino & peryton

als ‚vorband‘ mit dabei:
der singer-songwriter hendrik timm (kiel)

aktion jugendzentrum (ajz)
friedrichstrasse 24
24501 neumünster
( wegbeschreibung hier )

beginn: 20:00 uhr
 

flyer: jens, ‚ajz‘ neumünster


[ mein glück und der schlaf der anderen ]

Dezember 9th, 2008

und – bist du jetzt glücklich? ihre worte hatten
meine eingeweide zu brei gerührt. um zeit zu ge-
winnen wählte ich ein ‚warum?‚; aber sie blieb
ohne eine spur von gnade wissenschaftlich: bist
du glücklich?
was hätte ich da sagen können?

stunden später zieht mein auto über in orange
getauchte umgehungsstrassen fern der schlafen-
den welt, halt findend an der leuchtenden zier-
naht eines mittelstreifens. und dann schreie ich
aus übervoller kehle. einfach so. ja. ich schreie
um die angst. ich schreie um das ende der zeit

ist das vielleicht eine antwort?


[ sieben zeilen über die liebe ]

Dezember 7th, 2008

lass uns einen kaffee trinken, sagt sie. es ist kurz
nach zehn, abends, ich habe nicht mit ihrem anruf
gerechnet. dann muss ich in die küche gehen, sage
ich, einem ritual folgend: sie am einen, ich am an-
deren ende, redend, der kaffee die einende matrix

nicht in die küche gehen, sagt sie, ich bin hier. wo
bist du? am bahnhof. und ich laufe los, sie zu finden


[ schräg ]

Dezember 5th, 2008

die welt ist schräg. eine morgensonne steht am
himmel schief. vögel liegen auf dem rücken rum
und schweigen schwer. da: ein engel im schnee

im stroh liegend, warmen atem im gesicht, kann
ich dich sehen; du hast dich in mich hineingemalt

sie ist älter geworden und es steht ihr gut, sagte
ich
, denke ich. und so also wird ein traum zur
wirklichkeit, der anfang zum anfang. und so ist

diese welt mir verkehrt: die vögel liegen auf dem
rücken, singen seemannslieder (oder so) oder sie
schweigen. da, schau: der engel ist zurückgekehrt

im stroh liegend, ihren atem im gesicht, sehe ich
dich; du hast dich tatsächlich in mich hineingemalt


[ countdown ]

Dezember 2nd, 2008

wenn meine sehnsucht einen namen trägt, sagte
ich
, so ist es deiner. und floh, gestern. heute
stellst du mir eine welt in den weg, ich verirre
mich, kino im kopf, deine orte. leinwand bin ich

morgen, sagst du. ich zähle die zeit rückwärts


[ nicht auf ‚p. c.‘ gestimmt II ]

November 29th, 2008


 

… wer nicht dabei war, hat was verpasst. schön war’s …

(und meinen besonderen dank an jens für die technik!)
 

foto: peryton live im kelsterbacher wald
andreas hochhaus
kelsterbach, 28.11.2008


[ alter schnee ]

November 25th, 2008

schnee; keine ruhe. sonnenmomente tropfen von
den ästen, draussen vorm fenster: alter schnee

die zeit rinnt weg zwischen den bewegungen, hin
und her, der holzofen knackt, bebend die glut, im
kopf rauscht der nahe see, herbstgrau, herbstblau

wovon würdest du schreiben, wenn du glücklich
wärst? glückliche künstler machen keine kunst!

im traum nehme ich abstand, erwache mit stei-
fen gliedern, nehme es lachend hin. du, ich bin
älter, ich bin so alt geworden und kann es nicht
mehr verbergen, nicht einmal mehr vor mir selbst

die zeit rinnt mir weg im hin und im her, im rast-
losen her und hin, zwischen schmerzvollen be-
wegungen, besonders heute. in meinem kopf flü-
stert der see, er singt, herbstgrau, herbstblau


[ stiller ]

November 21st, 2008

stiller als der morgen ist dies ausgedehnte schweigen

jetzt erinnere ich mich daran, spüre meinem lauschen
nach, lausche wieder. draussen der regen, der sturm

ich will dich, sage ich. (sagte ich das?) du hattest
nie angst, sagt sie. wir schweigen. mit einem fluch
kommentiere ich das ausweichmanöver, um einen
auffahrunfall zu vermeiden. dann bricht die verbin-
dung ab. worte reissen zu fetzen. nochmal, bitte. es
macht keinen spass, mit dir zu telefonieren, sagt sie

stiller als der morgen, an dem ich aus einem traum
aufgetaucht bin wie aus einer welt unter wasser: der
regen, draussen, der sturm. ich lasse vorsichtig das
glück zu, auf deinen anruf zu warten ohne zu warten

ich will dich. (sagte ich das?) und eine welt liegt in
ihrem schweigen, stiller als … immer noch, sage ich


[ non, merci, j’ai tout trouvé ]

November 14th, 2008

steh auf. komm. in kurzen grauen strichen fällt acht-
los der himmel herab. wind schlägt mir das haar über
meine stirn. hörst du? komm. zeit, nachhause zu gehn


[ schreibort kiel III ]

November 13th, 2008

„wovon würdest du schreiben, wenn du glücklich
wärst? glückliche künstler machen keine kunst!“
 

durch die scheibe des cafés starre ich vorbeieilen-
den hinterher, ohne sie zu sehn. am nachbartisch

nehmen zwei reisende platz, zwei dreitagebart-
männer mittleren alters, zwei leichte koffer neben
sich. beer, antworten sie der kellnerin, deren frage
sie nicht verstanden. gross? sie nicken, sie lachen
 

es fühlt sich an, als sei die antwort gefunden, nach
all den jahren; irgendwo in der höhle unter meinem
nabel hat sich ein starkes tier niedergelegt, ruhig
geht sein atem, warm und weich ist sein fell, ver-
trauend sein schlaf. ja, vertrauend ist sein schlaf


[ hauptsache den fischen geht’s gut ]

November 12th, 2008

du pflügst meinen acker mit worten
wirfst scholle um scholle auf

die samen in der schale meiner hände
bergend, warte ich auf frühling

kryptisch sei, was ich schreibe, sagst
du. hoffnung ist es, sage ich

und verschweige die liebe, den
heimlichen verrat