Archive for 2011

[ ‚äl jawala‘ spielen in kiel ]

Samstag, Dezember 10th, 2011

heute mache ich werbung für eine grandiose
(live-) band: äl jawala. sie spielen am don-
nerstag, 15.12.2011, in der pumpe (21:00)

wer erst noch überzeugt werden will: klicken
 

… hingehen!!!
 


[ atomrechtsstaat 2011 ]

Montag, November 28th, 2011

business as usual: mit dem alljährlichen castor-
transport nach gorleben bricht der staat mit
gewohnter gewalt alle rechte, deren er habhaft
werden kann. die staatspresse polemisiert, ver-
harmlost oder schweigt sich aus. abseits der
oftmals abgedrängten kameras werden demon-
strierende bedroht, geschlagen, festgenommen
 

nachdem der bisher längste atommüll-trans-
port auf der schienenstrecke durch zahlreiche
blockaden erfolgreich gestört wurde, geht die
polizei auf den letzten kilometern der strassen-
strecke vor gorleben mit grösster brutalität ge-
gen demonstrierende vor: business as usual
 

doch der widerstand hat gelernt, ist strate-
gischer geworden. eine der geglückten aktio-
nen: zwei anti-atom-aktivistInnen entern bei
grippel, etwa 7,5 km vor dem geplanten zwi-
schenlager gorleben, das dach des führerhaus-
es der vordersten zugmaschine und beweisen
so, dass auch der teuerste und bestbewach-
te atommülltransport gestürmt werden kann

wendland-net.de/castor-ticker-2011, 20:17:
„die beiden personen sitzen auf dem führer-
haus des ersten castorfahrzeuges, das sich
kurz vor grippel befindet. wie dies angesichts
der massiven polizeipräsenz passieren konnte
kann sich die polizei-pressestelle in lüneburg
nicht erklären. ‚wir waren hier auch sehr
erstaunt‘, so die erste reaktion eines polizei-
sprechers.“

 

nachfolgend links für all jene, die nicht vorort
widerständig aktiv und solidarisch sein können:

castor radio freies wendland – aktionsradio
castortv live-stream
wendland-net: castor-ticker 2011
 
graswurzel-tv: castor-dokumentationen 2011
 
n24 live-stream
ndr castor-ticker 2011
zdf mediathek
 
wendland-net: Nach 125 Stunden erreicht
der Castortransport 2011 das Zwischenlager

 

nachdem der castor-transport das zwischen-
lager erreicht hat, geht die polizei noch ein-
mal mit grösster gewalt gegen noch in laase
(etwa 4 km vor gorleben) befindliche ver-
anstaltungsteilnehmerInnen vor. auch ein
lautsprecherwagen und das sanitätszelt
wird ohne erkennbaren grund gestürmt. be-
obachter sprechen von „kriegsähnlichen zu-
ständen“ und davon, dass dieser gewaltex-
zess, dieses „nachtreten“ der polizei bisher
nach jedem castortransport in laase erfolgt
sei. die kameras der öffentlich-rechtlichen
medien zeigen auch heute davon nichts


[ feuer und steine ]

Samstag, November 26th, 2011


 

mit einem mal alles auslöschen, was dich an mich
erinnerte; wie leicht ginge das heute: klick und weg

                                .
                                .
                                .

 

ich bin raus, sagt er. erst den toten gönnen die
kritisierten wortreich ihre zu lebzeiten vermiedene
zuneigung. also ich, sagt er, ich könnte ebenso
ausgiebig drauf pissen wie auf das grab der eltern

feuer gegen bahnanlagen sind angemessen und
steine fliegen gegen polizisten, die einen castor
transport begleiten, ganz zurecht, sagt er im fort-
gehen. es wird sowieso zurückgeschossen, selbst
wenn du wieder nur gesungen hättest, du trottel

 

foto: hamburg, juni 2010


[ totensonntag ]

Sonntag, November 20th, 2011


 

totgesagte kratzen sich das winterfell im morgen-
nebel, bleiben auf krummen beinen stehn, glotzen

zu mir her. die mag ich grundsätzlich lieber als
menschen, schon ihres duftenden haares wegen

in solchen augenblicken weiss ich um den luxus
meiner ausgewählten einsamkeit und ihrer stille

 

foto: 20. november 2011


[ topograpie blau ]

Sonntag, März 27th, 2011

an der wasserscheide angekommen
gilt entscheiden. entweder oder, vor-
oder fortwärts, alt- oder unbekannt

topographie blau. bergab ist prinzip

hier macht sich der reine tisch
wie von selbst


[ au bout de l’arc en ciel ]

Samstag, März 12th, 2011

au bout de l’arc en ciel, il y a une maison

pfützen glänzen auf dem parkett, nach
dem grossen regen. x nimmt ihr bündel
auf, schaut prüfend zum dach, sagt:
es muss kaputt sein, schliesst sorgsam
die türe, wirft den schlüssel hinter sich

x geht fort
 

au bout de l’arc se trouve une maison


[ reha ]

Dienstag, Februar 15th, 2011

dem sänd‘ bandscheiba nausgschbiggt, sagt
der eine. nausgschbiggt?, fragt der andere

nausgeschbiggd, irgendwie, sagt der eine

eine pause entsteht

und nochot?, fragt der andere. reha, sagt der
eine

ree-haa? fragt der andere. glinnick, sagt der
eine. auuuuu, sagt der andere und zieht hör-
bar luft zwischen den gebleckten zähnen ein

wird scho it so schlemm werra, sagt der eine
und schliesst eine tür
 

peryton eilt davon, seine koffer zu packen


[ mittwintermorgenregen ]

Donnerstag, Januar 20th, 2011

nachts hauen sie mir die tage schmerz-
voll um die ohren: da hast du’s, kind!

am morgen aber tun meine hände sich
gut und dir und ich weiss, dass wir sie-
gen werden, trotz alledem: unsere zeit

ausser manchmal. dann sage ich, im win-
ter wüchsen keine kirschen, sage, dass
unterm verfluchten schnee keine wege
zu sehen seien, sage, dass ich diese weis-
se pisse nicht mehr ertragen könne und
keine menschen, nein, niemanden mehr

höre ich, dass du weinst, ist es zum auf-
hören zu spät: zu weit. über die grenzen

den anfang wiederzufinden hiesse zurück-
zugehen, weiss ich wohl. die angst vorm
ersten schritt ist schwerer, als ihn zu tun

ja? ja. aber vielleicht ist es sogar einfach


[ traum IV ]

Mittwoch, Januar 19th, 2011

aber du und ich, sage ich, das ist doch wie …
wir beide (im traum nenne ich unsere namen)
… wir beide, das ist wie paul und paula

da schaut sie mich an und schaut irgendwie
durch mich hindurch. ich bin mir nicht sicher
sagt sie. und: du verstehst mich nicht

[ surely not ]

Montag, Januar 17th, 2011


„Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich würde sehr gerne, gratis ein Gedicht über
die Liebe bei Ihnen veröffentlichen.:
Liebe
Liebe ist ein Geschenk des Himm(…)“

 

surely not!!!

davon wird mir bloss schlecht, herr g.w. aus
m.; billige wortschlampereien kann ich eben-
sowenig ertragen wie bauchnabelüberwal-
lungen
, arschspalteneinsichten, privatsen-
dernachrichten, poetryslam oder die allge-
genwärtige radiokaufhausmilitärhiphopsuper-
starreimschleimwearethewhiteworld-musik!

sie haben ganz bestimmt mehr erfolg und
zuspruch bei unempfindlicheren kulturbe-
stattern via myspace, twitter oder facebook
 


[ das grauen wächst mit der erfahrung ]

Sonntag, Januar 16th, 2011


 

– dinge, die du nicht sehen willst –
 

es gibt dinge, die willst du nicht sehen und musst
doch: die nachbarsfrau mit hund und kind in aus-
geleierten hosen auf dem weg zu ihrem geringver-
dienerversorgungsmarkt, morgens. vier glattköpfige
nazis in schwarzen kapuzenjacken unten an der
strassenecke, die warten, dass was passiert, am
abend. die alten freunde, die ungerufen nacheinan-
der ihren auftritt haben wie in einer schlechten se-
rie und ich ungefragt mittendrin: achtung, action!
 

das universum treibt schneller auseinander, als ich
mir vorstellen konnte. zwischen den berührungen
liegen plötzlich jahre, jahrzehnte, die euch ebenso-
wenig schöner gemacht haben, wie mich. unsere
gedanken erreichen sich nicht; sie sind parallelen
die sich im unendlichen nicht kreuzen, wie ange-
nommen wird, sondern gezwungen sind stet von-
einander zu fliehen, bis sie auf unendlich grossen
bahnen zwei kreise sind, die sich niemals berühren

gerade so geht’s mit eurer kotzgemütlichen gleich-
gültigkeit: es wird schon nichts passieren, es ist
alles halb so schlimm, was du vergessen hast, war
sicher nicht so wichtig, heile heile segen und wenn
du erst verheiratet bist, tochter, dann brauchen
wir uns keine sorgen mehr um deine zukunft zu
machen und am ende fügt sich sowieso alles zum
besten, wenn du nur willst, wenn du immer lieb
bist, wenn du keine widerworte findest, amen

das ist, was mich ausspeien lässt. dieser unter-
schied zwischen unseren wirklichkeiten, unend-
liche welten zwischen eurer und meiner: an-
schauen und aushalten müssen. wenn mir die
zähne knirschen und krachen, dann ist’s, weil mir
das verlogene lächeln nicht immer gelingen will

nächste szene, nächster auftritt: hereinspaziert
wohlweisslich verflossene, vergessene, nie ge-
misste geliebte, deren namen mir just mit dem
abwenden verloren ging – herzlich willkommen!
 

hört, ferne freunde! das grauen wird nicht klei-
ner mit dem alter; es wächst mit der erfahrung
 

foto: nabelschau
peryton-archiv