Archive for September 26th, 2009

[ wahlboykott. eine polemik ]

Samstag, September 26th, 2009

nicht wählen gehen ist keine schande; wählen ge-
hen ohne genau zu wissen was, wen und warum
aber schon. wählen gehen und erwarten, dass sich
„etwas zum guten ändert“ ist im schlichtesten fall
naiv, aber – keine sorge – ganz normal. ja, herr
nachbar, ja, frau nachbarin, so machen’s doch alle

„nichtwähler und nichtwählerinnen sind daran
schuld, dass die bösen rechten drankommen“

blödsinn. dieses märchen kenne ich schon seit
jenen jahren, als die cdu/csu zur „sammelpartei
aller rechten“ ausgerufen wurde. die npd war in
einigen länderparlamenten überraschend stark
geworden (1966: hessen 7,9 %, bayern 7,4%;
1967: bremen 8,8%, niedersachsen 7,0%, rhein-
land-pfalz 6,9%, schleswig-holstein 5,8%) und
konnte in baden-württemberg – anlässlich der
landtagswahl am 28. April 1968 – sogar 9,8 pro-
zent aller wahlstimmen auf sich vereinigen. doch
der christlich-bürgerliche sammlungsruf brachte
den erwünschten erfolg, die „nationaldemokra-
ten“ flogen wieder aus den länderparlamenten
raus und die cdu/csu-fraktion erstarkte. wohl-
gemerkt dank der stimmen jener rechten wähler

auch der christlich-soziale slogan „freiheit statt
sozialismus“ stammt aus jener zeit. und so hat
sich alles bis heute grandios entwickelt: die frei-
heit ist unwiderbringlich futsch, der sozialismus
auch. klasse gemacht, herr und frau wahlstimme!

das rechtsextreme wählerInnenpotential dieser
jahre wurde auf etwa 15 prozent geschätzt –
das hat sich gehalten und sein anteil wächst

dass sich heute die neonazis ziemlich ungeniert
und ungestört in der öffentlichkeit zeigen, sowie
mit rassistischen parolen wahlkampf machen kön-
nen ist vielleicht ein wenig blöd und sieht nicht
schön aus, gell? aber es ist doch auch ihr ver-
dienst, herr und frau wählerIn, weil sie so fleissig
mitgemacht haben. toll!! schliesslich ändert sich
alles zum guten – wenn wir nur lange genug dran
glauben und oft genug davon reden. ja, wenn
wir reden und – bitteschön!!! – passiv bleiben