foto: kiel, 06.02.2009
Archive for Februar, 2009
[ frühlingsfarben. gelb ]
Mittwoch, Februar 25th, 2009[ winterbrachen III ]
Dienstag, Februar 24th, 2009
wie es mit s. weiterging? er lief der sonne ent-
gegen, bis ihm langweilig wurde, vielleicht, o-
der bis sein mut ihn verliess, die sehnsucht ihn
leise zurückrief; niemals werden wir es wissen
ich glaube, wir hatten glück und es ging seinen
normalen gang: wer gehen kann, kommt wieder
manchmal
[ winterbrachen II ]
Montag, Februar 23rd, 2009
wer hatte zuerst gesagt, dass wir zum strand
gehen? weiss nicht mehr; jedenfalls waren
wir bald darauf unterwegs, in arbeitsklamot-
ten unsonntäglich gekleidet, die nahe ferien-
siedlung war wintertot, winterfahl, winterstill
vor einem grauen haus erstarrte grusslos of-
fenmäulig eine graue frau, in der erhobenen
hand eine graue plastikschaufel. wir klapper-
ten vorbei. sperrschilder schlossen uns aus
dann waren wir schon über den deich gestie-
gen, am meer: sand, dem du das salz anse-
hen kannst. bleiche muscheln und faulender
tang. s. zog den scharfen wind in geweitete
nüstern, liess sich zu boden sinken, wälzte
sich, sprang auf, riss sich los und lief davon
wer hatte zuerst gesagt, dass wir zum strand
gehen? weiss nicht mehr; jedenfalls waren
wir dort angekommen und ich weiss, wie sehr
du dir gewünscht hattest, dort mit mir zu sein
bald; bald brechen wir die winterbrachen auf
[ herbstfarben. gelb III ]
Sonntag, Februar 22nd, 2009[ winterbrachen ]
Samstag, Februar 21st, 2009
natürlich ist auf den wetterbericht genauso ver-
lass wie auf die guten freunde, die dich in ruhe
lassen, wenn du darum bittest; sie lassen nicht
heute scheint die sonne also dennoch: über den
wolken die silberne scheibe. ich bilde mir ihre wär-
me ein. lasse die hände ins fell sinken. lausche
den wildgänsen auf der brachen koppel neben-
an, schaue weg, als sie durch meinen blick be-
unruhigt scheinen. erholt euch, hände, sage ich
und bin überrascht, wie traurig mich das macht
[ herbstfarben. gelb II ]
Dienstag, Februar 17th, 2009[ pausentag III ]
Montag, Februar 16th, 2009
leute gibt’s, die können dich mit fast nix aus’m
leben hauen. und andere, die gucken dabei zu;
obwohl sie mit fast nix das hätten verhindern
können. das macht mir einen pausentag, heute
[ herbstfarben. gelb ]
Sonntag, Februar 15th, 2009[ das schweigen der lämmer ]
Samstag, Februar 14th, 2009
und wo ich gerade so nett mit einem kollegen
über die aktuelle wirtschaftslage plausche, ü-
ber das darniederliegen der europäischen auto-
industrie und das niederlegen der wirtschafts-
macht chinas, über das eigentliche glück für
die gepestete umwelt, also über themen, die
einem das herz aufreissen, die jedem so richtig
spass machen, der auf schwarzen humor steht
(das wird alles mächtig spannend, in den näch-
sten jahren, habe ich gesagt, nur schade, dass
dabei so viele menschen über pecunias schmale
planke und also hopps gehen müssen: next one!)
da, also, fällt mir unser hochgeschätzter arbeit-
geberpräsident ein, der doktor dieter hundt
höre ich den gestern im radio sagen, mindest-
löhne seien „unsozial“, sie gefährdeten arbeits-
plätze. das mit den arbeitsplätzen hat dieser
hundt schon im oktober 2004 gesagt; seitdem
meldet sich der unbelehrbare brückenkopf des
kapitals immer wieder gleich schändlich zu wort
also, dass sich einer ständig wiederholt, ist ja
nichts ungewöhnliches, in der politik. aber dass
so einer regelmässig ein podium für seine pole-
mik kriegt, in den medien, ohne die er sicher
wirkungslos bliebe, das ärgert doch. irgendwie
und dass sich keines der zahlreichen lämmchen
wehrt, die zum hungerlohn alle drecksarbeit ma-
chen, und die sich am ende auch noch dafür
bedanken sollen, das ärgert auch. irgendwie
1977 wurde hanns-martin schleyer, seines zei-
chens ebenfalls arbeitgeberpräsident, von der
‚raf‘ (rote-armee-fraktion) entführt: wollten ihn
gegen elf in knästen gefangene kampfgenossen
austauschen, damals, im heissen, im deutschen
herbst; hat nicht geklappt, wurde er umgebracht
die aktion fand ich damals wie heute übrigens
unpassend; die zielperson aber, den altnazi-ar-
beitgeberpräsidenten, durchaus richtig gewählt
wie ich jetzt von der komatösen, von fördertröp-
fen untauglich am weiterschrauben gehaltenen
deutschen automobil-industrie zu hanns-martin
schleyer komme? weil so einer wie der dr. hundt
die hergestellten notlagen wissentlich nutzt, um
die arbeitssituation seiner in existenzangst ge-
stürzten arbeitssklaven weiter zu verschärfen
und weil dieser hundt keinerlei angst zu zeigen
scheint, dass irgendeiner widerstand, gar den
aufstand wagen könnte gegen ihn, den präsi-
denten, repräsentant der geldgeilen arbeitge-
berschaft: so einer ist immer täter, nie opfer
vermutlich hat er im ministerum für bildung und
forschung vorher um rat angefragt – dort wur-
de ihm versichert, die staatlich geförderten bil-
dungslücken hätten sich ebenso weit wie er-
folgreich ausgebreitet, dass mit einer wieder-
holungstat nicht zu rechnen sei: von geschich-
te kenne kein mensch, kein bürger und eben
der wähler bestimmt nicht mehr allzu genaues
schon gar nicht das arbeitsvolk, das kann sich
eh keine schule mehr leisten … bei den löhnen
für einen arbeitgeberpräsidenten sind dumping-
löhne also in etwa so lebenswichtig, wie für den
nicht erfolgreichen selbständigen, den insolven-
ten, den ex-banker oder den hungrigen künstler
der monatliche bezug des arbeitlosengeldes II:
ändert sich was, wird’s ganz schnell dramatisch
mensch, mensch, mensch; so viele worte hab
ich bemüht, nur weil die assoziationen wild mit
mir durchgegangen sind. wer bis hier mitgekom-
men ist: respekt. ich habe längst alle fäden ver-
loren. ich brauche jetzt eine mentale erholungs-
pause und mache das, was dem geldknappen
an erholung zusteht: einen ausgedehnten spa-
ziergang. so wie anno dunnemal mein grosser
kollege victor hugo, der 1855 auf seiner reise
im exil auf der insel guernsey landete und fünf-
zehn lange jahre … aber das ist eine andere
geschichte, die bestimmt nicht hierher gehört
ich, also, werde diesen tag mit einem spazier-
gang in den strassenschluchten meines nord-
deutschen exils beschliessen und dort – zwei-
felnd – dem schweigen der lämmer lauschen
[ perytons farbenlehre ]
Donnerstag, Februar 12th, 2009
das hat euch sprachlos gemacht, gell, dies ver-
waschene lilablassblau, das ich frecherweise mit
„frühlingsfarben. grün“ betitelt habe? es war mir
ein vergnügen; ja, ehrlich, ein ganz besonderes
besässe ich die entwaffnende … ääääh … klar-
heit eines freundes, erklärte ich „ich übe noch“
damit wäre dann alles … klar. eben. wobei, ich
muss es unbedingt anfügen, nicht nur der satz
an sich mich begeistert, seine schiere schlicht-
heit, die auf den kern durchschneidet, die ihn
bloss legt; es ist das „noch“, als ein krönchen
obenauf gesetzt. gar meisterlich, nicht wahr?
womit wir wieder bei den frühlingsfarben sind
– ihr kennt mich gut genug, um zu wissen, dass
ich am liebsten geschichten erzähle, die, einer
karusselfahrt gleich, zum anfang zurück führen –
und meinem wortreichen ringen um aufklärung:
ich kann sie noch nicht geben, leider. die geheim-
nissvolle dramaturgie des lebens sieht hier eine
spannungspause vor, die einzuhalten ist: schnitt!
doch um die innere handlung voranzutreiben, ge-
be ich euch einen kryptischen ausblick auf das
kommende: „frühlingsfarben. gelb“. sobald die
zeit dafür reif ist. aber noch ist draussen winter
[ frühlingsfarben. grün ]
Mittwoch, Februar 11th, 2009[ peryton an euch ]
Dienstag, Februar 10th, 2009
die kapuze hochgezogen gegen diesen rück-
fall von winter, wagte ich einen seitenblick, ei-
ne leichte kopfdrehung gegen den wind, da
rammte sich mir so ein ding ins rechte auge:
zack!
in groben stücken flog der schnee, nasskalt
und ekelhaft. hey! mitten rein ins auge – so-
was nehme ich echt persönlich!! und stolper-
te geblendet über eine möchtegern-gross-
städtische strasse; nein, ich durchwatete ei-
ne flutrinne, überwand eine jegliche kanali-
sation verspottende schlamm-mure, meinem
arbeitscafé zu, meinem morgenasyl, das, be-
schloss ich, mein zuhause sei für die dauer
eines heissen, süssen sojamilch-kaffees. ja
damit wäre dieser morgen eigentlich erschöp-
fend, dem bilderhunger des durchschnittlichen
zeitungskonsumenten gemäss ausreichend
farbig beschrieben. ich könnte hier schliessen
wären da nicht die alltäglichen sorgen, die ü-
ber meine altersbedingt abnehmende sehlei-
stung hinaus gehen, über das alltägliche zip-
perlein, das nervös in erscheinung tritt, wenn
ich mich den nachrichten der tagespolitik zu-
wende (beispielsweise der frau merkel, unse-
rer leider stimmgewaltigen ostquote im regie-
rungsamt, die nicht minder schlimm spricht, als
wenn sie – bitte! – schwiege); nein, es geht
um meine hände, um die finger, die ertauben
was tätet ihr, wäret ihr musikerInnen mit er-
lahmenden pfoten, die ihr instrument wenige
minuten nur schmerzfrei bespielen könnten?
die frage klingt absurd? nein, es ist real. ich
nehme eure (ernsten) vorschläge zu herzen
also an euch: wie wünscht ihr euch den pery-
ton, falls der nicht mehr gitarre spielen kann?
[ wirf deinen anker ]
Sonntag, Februar 8th, 2009
die nacht, der mond
das ufer sind wir
wir sind das boot, das
wiegt in den wellen
wirf den anker, sagst
du, ich treibe fort
und
ich werfe alles, was
ich habe, hinterher
[ konzert am 07.02.2009 fällt aus! ]
Samstag, Februar 7th, 2009
für alle, die es noch nicht mitbekommen haben, weil
sie meinen blog nicht regelmässig lesen und/oder
die werbung in verschiedenen veranstaltungsmaga-
zinen nicht mehr zurückgenommen werden konnte:
das konzert am 07. februar 2009 im waldhaus (kiel)
muss leider aus krankheitsgründen erneut ausfallen
[ schnäppchen. oder: griff ins klo ]
Dienstag, Februar 3rd, 2009
das montieren am wc-deckel ist eine intime
angelegenheit, über die besser geschwiegen
wird. der kontakt mit dem allzu endlichen ist
sehr direkt; man kommt sich nah, näher, und
beim vollen körpereinsatz zum festziehen der
verfluchten schrauben, die immer zu locker
bleiben, trägst du besser kein halstuch, kei-
ne brille, bist nicht historisch interessiert, nicht
zimperlich zumindest, was die persönliche hy-
giene der ungezählten reihe an toilettenvor-
besitzerInnen angeht, deine brille sitzt fest
auf ihrem gewohnten nasenrücken; besser:
du hast sie an anderem ort gesichert. mir fiel
eine schraube, ein schräubchen nur ins klo
vermutlich hatte ich einen glückstag; andere
leute müssen sich nach einem solchen ‚rein-
fall‘ ihre zähne herausholen, oder – unspekta-
kulärer – ihre schlüssel. im letzteren fall war
es die toilette des stadttheaters, wurde mir
berichtet, zwischen garderobe und zweitem
klingeln vor bölls „die verlorene ehre der ka-
tharina blum“ (die, sei überflüssigerweise
noch angemerkt, nicht mehr zu retten war)
ja, auf einer öffentlich zugänglichen bedürf-
niseinrichtung kann eben selbst das grund-
banale eine gewisse dramatik entfalten (sic!)
die verschwiegendste durchschnittskatastro-
phe ist jedoch nicht die allübliche darmträg-
heit oder der gemeine prostatajammer. es
ist das mobiltelefon in der gesässtasche des
mit ‚dem geschäft‘ beschäftigten. macht es
beim hier diskutierten erleichterungsakt ein
ungewöhnliches geräusch, ist es selten am
besitzer zerbrochen; wahrscheinlicher ist es
abgetaucht in die häuslichen kloaken und hie
niedergesunken bis auf deren dunklen grund
und dann?
ästheten ohne rückrat verticken das teil um-
gehend via www: umständehalber abzugeben
damit wäre diese anrüchige geschichte an ih-
rem ende. eigentlich. würde jetzt nicht nach-
folgen, was – eben – heimlicher alltag an der
betrogenen ohrmuschel ist, wie ich böse ver-
mute, oder – um das delikate totzuwürzen –
an der ahnungslos ankuschelnden oberlippe:
liebesschwüre schwören sich ins abgetaucht-
mobile, streptokokken-küsse fliegen digital
„schatzi, es rauscht bei dir so, bist du auf’m
klo?“ – im besten fall ist die antwort … gelogen
doch mir, mir fiel nur eine schraube ins entlei-
bungsbecken; hätt ich sie nicht gebraucht, ich
gäbe sie verloren, es sei geschworen bei allen
toilettengöttern. das wasser war nicht tief, der
grund war zu erkennen und … ich hab sie mir
geschnappt: mein unterwasser-schnäppchen
mehr nicht. mehr nicht
…
wer von euch da draussen, hochverehrte digi-
tale leserInnenschaft, hat sein handy eigent-
ich auch preiswertest im internet ersteigert?
„schatzi? ich habe einen schlechten empfang“
[ alte zweifel, neu ]
Montag, Februar 2nd, 2009
es muss noch einmal beginnen. es muss zurück
zum wenigen. es muss mehr werden. kleiner. lei-
ser. ach ja: und lauter auch. aber bescheidener
neue worte finde. (grossartig klingt das in einer
verstammelten zeit. gestern, vorgestern, schrieb
ich überschriften; und versäumte den text.) wor-
te halten – ‚auswendig‘, zum ersten mal -, aus-
probieren, ob ich in dieser starrheit agieren kann
das feine ins grobe setzen, die schatten anders
stille wiederfinden. den ekel überwinden vor’m
gewöhnlichen: populäres muss nicht schlecht
sein, nicht jeder reim sinnlos ausgekaut; viel-
leicht ist das banale durchaus von belang …
glück ist alles, sage ich gestern (übermorgen
sag ich’s wieder), das leichte und das schwere
im grunde bin ich ein unhumoriger mensch; es
muss sich schon lohnen, zu lachen. werfe die
zeitung auf den tisch zurück, dass mein kaffee
über den tassenrand schwappt: die titelseite
präsentiert den sport. kein wunder, dass ich
am zweifeln bin
vielleicht ist wirklich nur das banale von belang
[ wahrheit am sonntagmorgen ]
Sonntag, Februar 1st, 2009in wahrheit möchte ich überall mit dir wohnen
der satz ist so schön, dass er mich nicht los-
lässt, dass er mir nicht aus dem sinn geht
und dass ich ihn jetzt heraus schreiben muss
in wahrheit gehört eine ganze geschichte da-
vor und ein leben dahinter; ja sicher, ich wer-
de euch erzählen, wenn es an der zeit ist. ei-
gentlich bin ich extra ins büro gefahren, um
die texte der letzten tage einzutippen, aber
ich habe mein arbeitsbuch neben dem bett lie-
gen gelassen; an solch schrägen morgenden
wie dem heutigen passiert sowas schon mal
in wahrheit bin ich verliebt wie alle jahre zu-
vor; und dass verliebtsein aufhören muss, ist
die reaktionäre konstruktion eines phantasie-
entleerten arbeitsmaschinenalltagslebens. ja:
in wahrheit kenne ich weder dich noch mich
in wahrheit lüge ich mich schön für dich; in
wahrster wahrheit ertrage ich mich nur erlogen
und wo wir gerade beim entblättern sind, dem
offenlegenden enthüllen des verborgen-häss-
lichen, bei der sonntäglichen beichte also, die
sabbernd das unkeusche ans kerzenlicht bringt:
den rest der welt erfinde ich beim nächsten mal