foto: friedrichshafen, november 2008
Archive for 2009
[ herbstfarben. gelb ]
Sonntag, Februar 15th, 2009[ das schweigen der lämmer ]
Samstag, Februar 14th, 2009
und wo ich gerade so nett mit einem kollegen
über die aktuelle wirtschaftslage plausche, ü-
ber das darniederliegen der europäischen auto-
industrie und das niederlegen der wirtschafts-
macht chinas, über das eigentliche glück für
die gepestete umwelt, also über themen, die
einem das herz aufreissen, die jedem so richtig
spass machen, der auf schwarzen humor steht
(das wird alles mächtig spannend, in den näch-
sten jahren, habe ich gesagt, nur schade, dass
dabei so viele menschen über pecunias schmale
planke und also hopps gehen müssen: next one!)
da, also, fällt mir unser hochgeschätzter arbeit-
geberpräsident ein, der doktor dieter hundt
höre ich den gestern im radio sagen, mindest-
löhne seien „unsozial“, sie gefährdeten arbeits-
plätze. das mit den arbeitsplätzen hat dieser
hundt schon im oktober 2004 gesagt; seitdem
meldet sich der unbelehrbare brückenkopf des
kapitals immer wieder gleich schändlich zu wort
also, dass sich einer ständig wiederholt, ist ja
nichts ungewöhnliches, in der politik. aber dass
so einer regelmässig ein podium für seine pole-
mik kriegt, in den medien, ohne die er sicher
wirkungslos bliebe, das ärgert doch. irgendwie
und dass sich keines der zahlreichen lämmchen
wehrt, die zum hungerlohn alle drecksarbeit ma-
chen, und die sich am ende auch noch dafür
bedanken sollen, das ärgert auch. irgendwie
1977 wurde hanns-martin schleyer, seines zei-
chens ebenfalls arbeitgeberpräsident, von der
‚raf‘ (rote-armee-fraktion) entführt: wollten ihn
gegen elf in knästen gefangene kampfgenossen
austauschen, damals, im heissen, im deutschen
herbst; hat nicht geklappt, wurde er umgebracht
die aktion fand ich damals wie heute übrigens
unpassend; die zielperson aber, den altnazi-ar-
beitgeberpräsidenten, durchaus richtig gewählt
wie ich jetzt von der komatösen, von fördertröp-
fen untauglich am weiterschrauben gehaltenen
deutschen automobil-industrie zu hanns-martin
schleyer komme? weil so einer wie der dr. hundt
die hergestellten notlagen wissentlich nutzt, um
die arbeitssituation seiner in existenzangst ge-
stürzten arbeitssklaven weiter zu verschärfen
und weil dieser hundt keinerlei angst zu zeigen
scheint, dass irgendeiner widerstand, gar den
aufstand wagen könnte gegen ihn, den präsi-
denten, repräsentant der geldgeilen arbeitge-
berschaft: so einer ist immer täter, nie opfer
vermutlich hat er im ministerum für bildung und
forschung vorher um rat angefragt – dort wur-
de ihm versichert, die staatlich geförderten bil-
dungslücken hätten sich ebenso weit wie er-
folgreich ausgebreitet, dass mit einer wieder-
holungstat nicht zu rechnen sei: von geschich-
te kenne kein mensch, kein bürger und eben
der wähler bestimmt nicht mehr allzu genaues
schon gar nicht das arbeitsvolk, das kann sich
eh keine schule mehr leisten … bei den löhnen
für einen arbeitgeberpräsidenten sind dumping-
löhne also in etwa so lebenswichtig, wie für den
nicht erfolgreichen selbständigen, den insolven-
ten, den ex-banker oder den hungrigen künstler
der monatliche bezug des arbeitlosengeldes II:
ändert sich was, wird’s ganz schnell dramatisch
mensch, mensch, mensch; so viele worte hab
ich bemüht, nur weil die assoziationen wild mit
mir durchgegangen sind. wer bis hier mitgekom-
men ist: respekt. ich habe längst alle fäden ver-
loren. ich brauche jetzt eine mentale erholungs-
pause und mache das, was dem geldknappen
an erholung zusteht: einen ausgedehnten spa-
ziergang. so wie anno dunnemal mein grosser
kollege victor hugo, der 1855 auf seiner reise
im exil auf der insel guernsey landete und fünf-
zehn lange jahre … aber das ist eine andere
geschichte, die bestimmt nicht hierher gehört
ich, also, werde diesen tag mit einem spazier-
gang in den strassenschluchten meines nord-
deutschen exils beschliessen und dort – zwei-
felnd – dem schweigen der lämmer lauschen
[ perytons farbenlehre ]
Donnerstag, Februar 12th, 2009
das hat euch sprachlos gemacht, gell, dies ver-
waschene lilablassblau, das ich frecherweise mit
„frühlingsfarben. grün“ betitelt habe? es war mir
ein vergnügen; ja, ehrlich, ein ganz besonderes
besässe ich die entwaffnende … ääääh … klar-
heit eines freundes, erklärte ich „ich übe noch“
damit wäre dann alles … klar. eben. wobei, ich
muss es unbedingt anfügen, nicht nur der satz
an sich mich begeistert, seine schiere schlicht-
heit, die auf den kern durchschneidet, die ihn
bloss legt; es ist das „noch“, als ein krönchen
obenauf gesetzt. gar meisterlich, nicht wahr?
womit wir wieder bei den frühlingsfarben sind
– ihr kennt mich gut genug, um zu wissen, dass
ich am liebsten geschichten erzähle, die, einer
karusselfahrt gleich, zum anfang zurück führen –
und meinem wortreichen ringen um aufklärung:
ich kann sie noch nicht geben, leider. die geheim-
nissvolle dramaturgie des lebens sieht hier eine
spannungspause vor, die einzuhalten ist: schnitt!
doch um die innere handlung voranzutreiben, ge-
be ich euch einen kryptischen ausblick auf das
kommende: „frühlingsfarben. gelb“. sobald die
zeit dafür reif ist. aber noch ist draussen winter
[ frühlingsfarben. grün ]
Mittwoch, Februar 11th, 2009[ peryton an euch ]
Dienstag, Februar 10th, 2009
die kapuze hochgezogen gegen diesen rück-
fall von winter, wagte ich einen seitenblick, ei-
ne leichte kopfdrehung gegen den wind, da
rammte sich mir so ein ding ins rechte auge:
zack!
in groben stücken flog der schnee, nasskalt
und ekelhaft. hey! mitten rein ins auge – so-
was nehme ich echt persönlich!! und stolper-
te geblendet über eine möchtegern-gross-
städtische strasse; nein, ich durchwatete ei-
ne flutrinne, überwand eine jegliche kanali-
sation verspottende schlamm-mure, meinem
arbeitscafé zu, meinem morgenasyl, das, be-
schloss ich, mein zuhause sei für die dauer
eines heissen, süssen sojamilch-kaffees. ja
damit wäre dieser morgen eigentlich erschöp-
fend, dem bilderhunger des durchschnittlichen
zeitungskonsumenten gemäss ausreichend
farbig beschrieben. ich könnte hier schliessen
wären da nicht die alltäglichen sorgen, die ü-
ber meine altersbedingt abnehmende sehlei-
stung hinaus gehen, über das alltägliche zip-
perlein, das nervös in erscheinung tritt, wenn
ich mich den nachrichten der tagespolitik zu-
wende (beispielsweise der frau merkel, unse-
rer leider stimmgewaltigen ostquote im regie-
rungsamt, die nicht minder schlimm spricht, als
wenn sie – bitte! – schwiege); nein, es geht
um meine hände, um die finger, die ertauben
was tätet ihr, wäret ihr musikerInnen mit er-
lahmenden pfoten, die ihr instrument wenige
minuten nur schmerzfrei bespielen könnten?
die frage klingt absurd? nein, es ist real. ich
nehme eure (ernsten) vorschläge zu herzen
also an euch: wie wünscht ihr euch den pery-
ton, falls der nicht mehr gitarre spielen kann?
[ wirf deinen anker ]
Sonntag, Februar 8th, 2009
die nacht, der mond
das ufer sind wir
wir sind das boot, das
wiegt in den wellen
wirf den anker, sagst
du, ich treibe fort
und
ich werfe alles, was
ich habe, hinterher
[ konzert am 07.02.2009 fällt aus! ]
Samstag, Februar 7th, 2009
für alle, die es noch nicht mitbekommen haben, weil
sie meinen blog nicht regelmässig lesen und/oder
die werbung in verschiedenen veranstaltungsmaga-
zinen nicht mehr zurückgenommen werden konnte:
das konzert am 07. februar 2009 im waldhaus (kiel)
muss leider aus krankheitsgründen erneut ausfallen
[ schnäppchen. oder: griff ins klo ]
Dienstag, Februar 3rd, 2009
das montieren am wc-deckel ist eine intime
angelegenheit, über die besser geschwiegen
wird. der kontakt mit dem allzu endlichen ist
sehr direkt; man kommt sich nah, näher, und
beim vollen körpereinsatz zum festziehen der
verfluchten schrauben, die immer zu locker
bleiben, trägst du besser kein halstuch, kei-
ne brille, bist nicht historisch interessiert, nicht
zimperlich zumindest, was die persönliche hy-
giene der ungezählten reihe an toilettenvor-
besitzerInnen angeht, deine brille sitzt fest
auf ihrem gewohnten nasenrücken; besser:
du hast sie an anderem ort gesichert. mir fiel
eine schraube, ein schräubchen nur ins klo
vermutlich hatte ich einen glückstag; andere
leute müssen sich nach einem solchen ‚rein-
fall‘ ihre zähne herausholen, oder – unspekta-
kulärer – ihre schlüssel. im letzteren fall war
es die toilette des stadttheaters, wurde mir
berichtet, zwischen garderobe und zweitem
klingeln vor bölls „die verlorene ehre der ka-
tharina blum“ (die, sei überflüssigerweise
noch angemerkt, nicht mehr zu retten war)
ja, auf einer öffentlich zugänglichen bedürf-
niseinrichtung kann eben selbst das grund-
banale eine gewisse dramatik entfalten (sic!)
die verschwiegendste durchschnittskatastro-
phe ist jedoch nicht die allübliche darmträg-
heit oder der gemeine prostatajammer. es
ist das mobiltelefon in der gesässtasche des
mit ‚dem geschäft‘ beschäftigten. macht es
beim hier diskutierten erleichterungsakt ein
ungewöhnliches geräusch, ist es selten am
besitzer zerbrochen; wahrscheinlicher ist es
abgetaucht in die häuslichen kloaken und hie
niedergesunken bis auf deren dunklen grund
und dann?
ästheten ohne rückrat verticken das teil um-
gehend via www: umständehalber abzugeben
damit wäre diese anrüchige geschichte an ih-
rem ende. eigentlich. würde jetzt nicht nach-
folgen, was – eben – heimlicher alltag an der
betrogenen ohrmuschel ist, wie ich böse ver-
mute, oder – um das delikate totzuwürzen –
an der ahnungslos ankuschelnden oberlippe:
liebesschwüre schwören sich ins abgetaucht-
mobile, streptokokken-küsse fliegen digital
„schatzi, es rauscht bei dir so, bist du auf’m
klo?“ – im besten fall ist die antwort … gelogen
doch mir, mir fiel nur eine schraube ins entlei-
bungsbecken; hätt ich sie nicht gebraucht, ich
gäbe sie verloren, es sei geschworen bei allen
toilettengöttern. das wasser war nicht tief, der
grund war zu erkennen und … ich hab sie mir
geschnappt: mein unterwasser-schnäppchen
mehr nicht. mehr nicht
…
wer von euch da draussen, hochverehrte digi-
tale leserInnenschaft, hat sein handy eigent-
ich auch preiswertest im internet ersteigert?
„schatzi? ich habe einen schlechten empfang“
[ alte zweifel, neu ]
Montag, Februar 2nd, 2009
es muss noch einmal beginnen. es muss zurück
zum wenigen. es muss mehr werden. kleiner. lei-
ser. ach ja: und lauter auch. aber bescheidener
neue worte finde. (grossartig klingt das in einer
verstammelten zeit. gestern, vorgestern, schrieb
ich überschriften; und versäumte den text.) wor-
te halten – ‚auswendig‘, zum ersten mal -, aus-
probieren, ob ich in dieser starrheit agieren kann
das feine ins grobe setzen, die schatten anders
stille wiederfinden. den ekel überwinden vor’m
gewöhnlichen: populäres muss nicht schlecht
sein, nicht jeder reim sinnlos ausgekaut; viel-
leicht ist das banale durchaus von belang …
glück ist alles, sage ich gestern (übermorgen
sag ich’s wieder), das leichte und das schwere
im grunde bin ich ein unhumoriger mensch; es
muss sich schon lohnen, zu lachen. werfe die
zeitung auf den tisch zurück, dass mein kaffee
über den tassenrand schwappt: die titelseite
präsentiert den sport. kein wunder, dass ich
am zweifeln bin
vielleicht ist wirklich nur das banale von belang
[ wahrheit am sonntagmorgen ]
Sonntag, Februar 1st, 2009in wahrheit möchte ich überall mit dir wohnen
der satz ist so schön, dass er mich nicht los-
lässt, dass er mir nicht aus dem sinn geht
und dass ich ihn jetzt heraus schreiben muss
in wahrheit gehört eine ganze geschichte da-
vor und ein leben dahinter; ja sicher, ich wer-
de euch erzählen, wenn es an der zeit ist. ei-
gentlich bin ich extra ins büro gefahren, um
die texte der letzten tage einzutippen, aber
ich habe mein arbeitsbuch neben dem bett lie-
gen gelassen; an solch schrägen morgenden
wie dem heutigen passiert sowas schon mal
in wahrheit bin ich verliebt wie alle jahre zu-
vor; und dass verliebtsein aufhören muss, ist
die reaktionäre konstruktion eines phantasie-
entleerten arbeitsmaschinenalltagslebens. ja:
in wahrheit kenne ich weder dich noch mich
in wahrheit lüge ich mich schön für dich; in
wahrster wahrheit ertrage ich mich nur erlogen
und wo wir gerade beim entblättern sind, dem
offenlegenden enthüllen des verborgen-häss-
lichen, bei der sonntäglichen beichte also, die
sabbernd das unkeusche ans kerzenlicht bringt:
den rest der welt erfinde ich beim nächsten mal
[ vorübergehend ausser betrieb ]
Freitag, Januar 23rd, 2009
„peryton vorübergehend ausser betrieb“ – klingt
vielleicht lustig, fühlt sich aber schrecklich an, für
mich; die selbstironie fällt mir diesmal nicht leicht
„vorübergehend“ sage ich, weil ich damit meine
hoffnung ausdrücke, dass die lähmungserschei-
nungen in der linken hand, die sich so rasant
ausgebreitet haben, wieder verschwinden. „vor-
übergehend“ sage ich, weil ich doch hoffen muss
heute sass ich fünfeinhalb stunden in verschie-
denen wartezimmern, fluren, kelleretagen, stand
vor tresen, vor milchglasfensterscheiben und vor
autistischen grünpflanzen. dann durfte ich mich
hinlegen, dann wurde strom durch nerven gelei-
tet bis ich fast schrie, und als ich längst nicht
mehr konnte, wurden messnadeln in muskeln
gestochen, ob sie wohl kontrahierten, wie sie
sollten. sie reagierten schmerzvoll aber ange-
messen, die nerven wie die muskeln auch, ganz
ordnungsgemäss. was leider fragen offen lässt
es bleibt auch die frage offen, wann ich wieder
spielen kann. durchaus, das bereitet mir sorge
foto: peryton live im kelsterbacher wald
aufnahme: andreas hochhaus
kelsterbach, 03.09.2008
[ pausentag II ]
Freitag, Januar 16th, 2009
natürlich mache ich mir sorgen. würdest du nicht
auch, wenn du in der gleichen situation wärst …?
wir lachen über mein bild vom schwanenhals in
der schlinge, ums leid herum ballett gesproch-
en, heikler tanz, wir lachen über den spagat am
toten schwan; deine stimme zu hören tut so gut
natürlich sorge ich mich nicht; nicht wirklich. es
ist die angst, die vorstellung von der schwierig-
keit zu sagen: es ist. (viele jahre lernte ich dazu)
komm’n stück näher, sage ich
ich bin schon ganz nah
hmmm. alles wird gut
[ kultur und (k)ein gutes ende ]
Donnerstag, Januar 15th, 2009
„Heute morgen hörte ich Radio. Da konnte man
was gewinnen. Man musste vier Musiktitel er-
kennen. Was ja jetzt erstmal nicht so schwer
erscheint. Wenn man den ersten Titel erkannt
hat, bekam man eine Rolle 1lagiges Toiletten-
papier. Dann wurde das 1. Lied wieder gespielt
und ein zweites Lied drüber gelegt.. wenn man
das erkannt hat, dann gabs eine Rolle 2lagiges
Toilettenpapier usw.“ – kommentar von rabenflug
@ rabenflug
seit ‘pisa’ schreitet die teutsche kultur unaufhalt-
sam fort. nein, mir scheint, sie schiesst im freien
fall voran – dein bericht illustriert uns dies farbig
doch ich bin überrascht vom ausmass, mit dem
“kultur” im leben des gemeinen menschen über-
haupt präsent ist; nachdem ich annahm, sie wä-
re bonsai-mässig zum dekorativen lebensstil ver-
wachsen und nur noch beschränkten bevölke-
rungskreisen – intellektuellen eliten – zugänglich
ja, du zeigst mir, dass mein bild der wirklichkeit
ein dramatisch falsches war: ich, du, wir alle sind
ganz nah dran. (fast wie bei “big brother”, nicht?)
ich meine, näher geht ja fast nicht mehr, so nah
am … rücken. so nah am … unteren ende. so nah
am … naja … rein leitkulturell gesehen: am anfang
…
letzthin nahm ich in der wohngemeinschaft von
freunden den weg zum klo und fand dort ein
rollenpapier mit dem namen “happy end”. meine
freude über dieses bonmot hält noch immer an
[ dort: schnee. hier: kein … ]
Montag, Januar 12th, 2009
hier hat die sonne den weissen puder, diesen eher
lächerlichen versuch, längst wieder weggeleckt oder
es war der eisige wind; dort liegt der schnee noch
hoch, schwarz angeranzt vom strassendreck, gelb
von hundepisse, höre ich am telefon. drehe mich
noch einmal in den kissen. höre schritte auf einem
fussabtrittsgitter, höre stimmen am brötchentresen
drehe mich noch einmal in den kissen und geniesse
es, versteckt in einer tasche durch die welt getra-
gen zu werden, eine weit entfernte welt, ganz nah
sex? ich soll über sex reden?? nein nein nein. mein
letzter versuch führte zu grosser aufregung, hefti-
gem atemholen, hektischem gestikulieren – einer
ganz wunderbaren erregung: aber du kannst doch
nicht immer einfach so über sex reden. es gibt doch
grenzen, oder? das interessiert wirklich niemanden!
also schweige ich. drehe mich wieder in den kissen
und versuche so zu tun, als ob es für mich das nor-
malste von der welt wäre, untätig zu sein. der arzt
nennt es „borreliose“. und es fühlt sich scheisse an
[ 03.01.2009. notprogramm ]
Samstag, Januar 3rd, 2009
wie ich eben erfahren habe, konnte die werbung
für unser heutiges konzert nicht mehr komplett zu-
rückgenommen werden. deshalb plant julia borkert
den rapper albino einige stücke lang auf ihrer bass-
flöte zu begleiten. schliesslich sollen jene, die ver-
gebens angereist sind, nicht ausschliesslich glüh-
wein geniessen müssen. (auch den natürlich gratis)
weil ich noch nie zu einem meiner eigenen konzer-
te gegangen bin, die abgesagt sind, werde ich heu-
te eine persönliche weltpremiere erleben, denn so-
was lass ich mir selbstverständlich nicht entgehen
wo wir gerade bei den premieren sind: gleichfalls
selbstverständlich ist, dass ich ein textchen ein-
stecken werde; wer reisen kann, kann auch lesen:
zur not ein progrämmchen, ein kurzes, ein kleines
dem anlass entsprechend etwas auf der bühne
bisher noch nicht gebrachtes. schliesslich kann
ich meine kollegInnen da nicht einfach so sitzen
lassen, mit dem nach kultur hungernden publikum
… und mit dem ganzen glühwein
( link: zum waldhaus (kiel) via google-maps )
[ 2009. ein heisser anfang ]
Freitag, Januar 2nd, 2009
das alte jahr ist ausgebrannt mit einem grossen
feuer, was jetzt noch auf der alten haut liegt, ist
der schweiss, ausgetriebnes körpermagma, das
die aschen ausschwemmt, lautlos und dürstend
in den ästen überm haus gegenüber hängt die
sonne mittagstief und … sie wärmt. ja, tatsäch-
lich, das olle ding hat seinen auftrag nicht verlo-
ren, über die letzten, eisigen, mondlosen tage
ich trete auf den balkon hinaus, strecke ihr mei-
ne blosse haut entgegen (wie lange wird es dau-
ern, bis der ewige blockwart, dein alltagsnazi-
nachbar, die bullen alarmiert?), ich strecke ihr
also mein kahles, mein schweissnass glänzen-
des leder entgegen und träume mich in der zeit
zurück. mensch du, das fühlt sich fast an wie …
…
gemäss einer als unumstösslich geltenden ver-
einbarung schreiben wir das jahr zweitausend-
undneun. ich habe gerade die hochphase einer
atemberaubenden grippe hinter mir und bin ein
wenig – äh – neben mir. absent. verwirrt. ver-
irrt, liesse sich tatsächlich sagen. bringen wir
dieses kapitel des täglichen dramas also bald-
möglichst zu einem würdigen schluss und ende:
det verschissene, kleene neue jahr; da isset!