dein pinsel zieht den regenbogen übers firmament
du malst das meer und seinen atem, wenn der mistral droht
du malst die ankunft und den abschied und dein alter ins gesicht
dein himmel brennt im feuer, nicht im abendrot
dein pinsel zieht den regenbogen übers firmament
du malst das meer und seinen atem, wenn der mistral droht
du malst die ankunft und den abschied und dein alter ins gesicht
dein himmel brennt im feuer, nicht im abendrot
sing mir von der freiheit, vogel, sage ich. ihre ant-
wort ist ein lachen; es klingt … ich fasse das tele-
fon nicht mehr an, tagelang, aus angst, dieses ge-
fühl könne zu mir zurückkommen
die hungerkünstlerin besucht die station …
und bleibt. ihre kunst hat sie übermannt
es ist gut, dass sie hergekommen ist
es ist gut, dass sie bleibt
es ist nicht gut, dass sie hier ist
(du. sag doch. du. sprich nicht mit mir.)
ist das die stille, die sie brauchen, fragt sie. ich
denke nach, nicke. dann lüge ich ein hörbares ja
(der rauch aus den schornsteinen röche nach
braunkohle, könnte ich ihn riechen, hier drin. ich
schliesse die augen und ihr seid fort.)
(wann haben wir uns ohne schmerz geliebt, oh-
ne schuld? ohne dies endlose, dies mordende
schweigen?)
(ich kann nicht mehr.)
ein schatten; stehst du in meinen traumgehegen
sprichst in den blättern, in den zweigen, schweigst
vor der morgensonne über die äcker hin einen kühlen
wind, du weinst mir einen abendnebel zwischen die
steine, wo die namen, vergessen, herausgefallen
sind; so legst du dich hin, vor meine schritte. bleibe
ich wickle einen schaumstoffwürfel in meine kapu-
zenjacke, trage das bündel vor mir her durch den
raum. entscheidungen, sagt der kopf, und: du
bist meine schwere wahl
dann fliehe ich durch den nahen forst; ein fleck-
chen morgensonne hält mich auf, verspricht den
frühling. ich kann nicht, sage ich
sie kreischt: wegen euch hätte ich fast selbstmord
gemacht. sie reckt mir ihren dicken unterarm entge-
gen, pflaster verdecken lang und schmal die schnei-
dende anklage. das will ich gar nicht sehen, sage
ich und stehe auf; und im hinausgehen: ich mache
bei deinem spiel nicht mit
bohrende kopfschmerzen in der nacht. am morgen
schrillen hirnschalmeien zum bombengewitter, dass
ich den unterhaltungen am tisch nur mühsam fol-
gen kann
kleine bühne, grosses theater. falsche wunden mit
viel zu echtem blut. ein thriller, episodendrama, sei-
fenstück: meine tägliche schwarzwaldklinik. es be-
rührt mich. es geht mich an
das ist mein platz, sagt sie, hebt im gleichen augen-
blick auf der gegenüberliegenden seite des kreises
einen stuhl auf und trägt ihn mir entgegen. das war
ein test, sage ich, nehme unverzüglich den stuhl, auf
dem ich gesessen habe, auf, und trage ihn an die
stelle, die sie soeben verlassen hat. wir schauen uns
an. ein test, fragt sie, ihren kopf schief haltend, hal-
bes lächeln im gesicht. nein, ein witz, sage ich. dabei
lache ich, wie zum beweis
hingewischt in wasserfarben: eine hand greift nach
einem wohlgeformten apfel, rot. fertig. die anderen
malen noch, ich beobachte was und wie. dann grei-
fe ich erneut zum pinsel und tünche den hintergrund
zu hellem grau
– du hast nur eine hand gemalt; aber die aufgabe
hiess doch „wie ich einen apfel vom apfelbaum
pflücke“. wo bist denn du da zu sehen, auf dem
bild? ich würde gern den ganzen kerl sehen
pars pro toto. oder: mein mosaikenschwindel. unter
den bunten scherben bleibt die person verborgen
laute fröhlichkeit auf den fluren, kanonen
zerschlagen vor den türen die nacht; so
viel lärm. unendliche traurigkeit. kein ort
zum verstecken, zum entrinnen kein ziel
ich wüsste endlich einen wunsch zu malen:
mich, dich, alle, alles zu vergessen. weiss
auf weiss. farbe über farbe, licht über licht