das spiel geht so: ich stosse dich, du fällst um. bumm
wir spielen totsein, wechselweise und zugleich. wer sich
bewegt kriegt backpfeifen, ganz leicht, eine rechts, ei-
ne links, du blinzelst in die sonne, lachst. deine breite
zahnlücke sagt: ich wachse ins leben hinaus. stosse
mich, dann fall ich um. bumm
wann hast du aufgeschlagene knie nicht mehr nach-
hause getragen? wann hast du angefangen, die hände
zu waschen gegen dein gefühl, das dich ihnen gleich-
machte und den anderen anders? du hast mit deinem
speichel gegenan gerieben und weil das nicht half, ge-
weint vor wut. so hast du gelernt, dich zu bespucken:
schmutz bleibt schmutz, schande bleibt schande und
aus der ohnmacht wächst wut. das spiel geht so: ich
stosse dich und du fällst um. bumm
vier jahrzehnte später kann ich sagen: es ist alles nicht
so schlimm gewesen. wo der mais seine scharf gezähn-
ten blätter hart gegen den sommer reckte, wo wir ver-
stecken spielten im heissen staub des ackerbodens, da
wuchsen bald häuser auf. der hamster starb ungesehen
und die pilze des ausradierten waldes suchte niemand
in den strassen. vorbei. es ist ja nicht so schlimm gewe-
sen, habe ich von euch gelernt und: alles hat seine gu-
ten seiten. das stimmt wohl. wer seinen hund streicheln
kann, vermag ebenso ein kälbchen zu schlachten. es
hat seine richtigkeit
sage mir nicht, dass du mich liebst; ich kann dir nicht
glauben. meine blutenden knie zeige ich dir nicht. wenn
ich weine, meine kleine, erreiche ich dein herz. das spiel
geht nämlich so: ich stosse dich und du fällst um. bumm