Archive for Juni, 2006

[ mein tränensee ]

Freitag, Juni 30th, 2006


 


schlagen die wellen von links heran
verglüht das land, brechen sie von
rechts her, rollen sie steine. dann
legt der sturm das schilf und unter
regenwutanfällen flieht die stille …

als wir fliehen mussten, schutz finden
in der nacht, als unser feuer zerstob
in knallenden funken – und wir ver-
loren uns, durchnässt, frierend und
der stürme müde, ohne schlaf

nein. ich nehme worte nicht zurück
nicht eines, in den gedankenbriefen
ausgedacht, damit sie ausgedacht
sind, auf den weg gebracht, aus-
gesetzt und sinnlos wie das wasser
an ein ufer schlagend, wieder und
wieder und wieder
 

foto: friedrichshafen, 21. mai 2006


[ was haben peryton & albino mit permakultur zu tun??? ]

Donnerstag, Juni 29th, 2006

das:
am kommenden samstag
den 01. juli 2006
sind peryton & albino gäste der
‚permakultur sommerakademie‘

sie reden über ihren veganen alltag
sie philosophieren über utopien
und sie spielen. gemeinsam

download: veranstaltungsflyer (pdf)


[ peryton: fussballfrei & unpatriotisch ]

Mittwoch, Juni 28th, 2006


 

während patriotenhorden fernsehglotzen
stolz sind und unter bunten windeln kotzen
macht peryton musik fürs hirn – und für die
herzen, die weltoffen schlagen: kommenden
freitag im tangermünder ‚lesecafé‘. solo
 


[ leerzeichen ]

Dienstag, Juni 27th, 2006

es wäre zeit zuzugeben, dass ich das tempo nicht halten
kann. dass ich mich selbst überholt habe, beim davon-
laufen. dass ich in alte augen schaue, dass mir die worte
wegbleiben. dass mir die haare ins gesicht zurück fallen
die ich zur seite strich. dass ich gedanken fallen lasse
ohne bedauern. dass ich träume vergesse … das ist das
schlimmste, vielleicht. ja

sagen müsste ich, dass ich meine gründe habe. dass die
zeit selbst ein grund ist – ich will ihr die zeit lassen. sie
soll sich ausbreiten in mir, ohne dass ich ihr misstraue

(ich misstraue ihr. und die haare habe ich abgeschnitten
vor einem spiegel und bin diesem blick ausgewichen; ich
will ihn nicht sehen: heute keine vorwürfe mehr. nein)


[ nicht von belang ]

Montag, Juni 26th, 2006

mir ist der kopf wirr. aber ich kann wieder ruhig
atmen. was ist schon dabei, hatte sie gesagt, und
ich schrie vor zorn laut auf

vermutlich habe ich unrecht. unser streit ging
um das thema beschneidung, also etwas neben-
sächliches. belangloses. nicht wert der näheren
betrachtung; und – recht hast du – meine ansicht
ist irrig, dass auch die beschneidung von jungs
eine gewaltsituation sei, eine machtvolle über-
schreitung ihrer selbstbestimmungsrechte, die
selbst zu schützen, sie nicht in der lage seien –
was ist schon dabei, sagte sie

ich werde weiter darüber nachdenken, wenn mein
zorn sich gelegt hat. wenn ich leise worte finden
kann, dagegen


[ was nachzutragen ist ]

Sonntag, Juni 25th, 2006


 

was nachzutragen ist (ich fand das foto eben): es
war mehr als nur gemütlich bei euch; trotz enge
und grossstadt und schwierigen themen. bis bald!
 

foto: berlin, mai 2006


[ 1 : 0 ]

Samstag, Juni 24th, 2006

„Die Ablehnung der Richterin Spannagel-Scherr am Amtsgericht
wegen Besorgnis der Befangenheit durch den Angeklagten (…)
wird für begründet erklärt.“

(beschluss des heidelberger amtsgerichts vom 20. juni 2006)

somit ging diese runde zweifelsfrei an mich


[ to do: angreifen! ]

Freitag, Juni 23rd, 2006

es ist kaum zu glauben, aber diese person ist tatsächlich
wiedergekommen. ich kann nicht glauben, dass meine bei-
träge zum thema ‚universelles leben‘ derart missverständ-
lich waren …

falls ich dich ungerechtfertigt angreife, weil du eigentlich
hilfe suchst, um dich von dieser sekte zu lösen, dann ver-
zeih meinen spott und melde dich ‚richtig‘ bei mir. du wärst
nicht die erste aussteigerin, die wir auffangen und unter-
stützen, um mit vereinten kräften diese menschen und tiere
instrumentalisierende organisation
anzugreifen und zu zer-
schlagen


[ der alte baum ]

Donnerstag, Juni 22nd, 2006

komm und sieh selbst, hatte ich gesagt, ihn an der hand ge-
nommen, hatte ihn wenige meter weiter bis an den stamm
einer eiche geführt. wir blickten nach oben, wo ein himmel
blau durchs blätterwerk der krone sichtbar war

sie ist vielleicht schon hundertsechzig jahre alt. unter ih-
rem laubdach müsste dunkler schatten liegen, aber so war
es früher. sie wird das nicht mehr leisten. die menschen, die
du unbarmherzig kritisierst, haben kein erinnern daran, dass
ein baum sie schützt, bei regen. sie konnten das vielleicht
niemals erleben. sie wachsen auf im bild des kranken, ohne
zu wissen, wie der gesunde steht. sie wachsen auf im alltag
des zerstörten. willst du von ihnen nun erwarten, dass sie
an regeln der gewohnheit gehn und sie verstossen? dass
sie die ihnen unbekannten grenzen wahren? dass sie wert
schätzen, dessen wert sie nie zu schätzen lernten, dass sie
beschützen, dessen schutz sie nie gespürt – und dass sie
all dies lieben?

aber wo sollen wir dann anfangen? fragte er, auch seine au-
gen schauten fragend, verjüngt fast um sein ganzes leben

ja, mein alter freund, mein junger freund, wo greifen wir an?


[ vielleicht aber ]

Mittwoch, Juni 21st, 2006


 

vielleicht aber
ist meine traurigkeit
die tinte

sogar das fröhliche erinnert sich in
abendfarben. wie eine schale wein
die in der hand liegt, die, wenn zeit
sich vor dem einverleiben hindehnt
zu sprechen anhebt von den jahren

vielleicht aber
ist jede traurigkeit
mein wort
 

foto: friedrichshafen, 03. august 2005
copyrights: peryton & t. sommer ©


[ morgenkontrolle ]

Dienstag, Juni 20th, 2006

der eine der beiden zollpolizisten nahm meine brieftasche
die ich kurz zuvor auf der motorhaube abgelegt hatte, an
sich und begann sie zu durchsuchen

ich: ach, sie sind vermutlich der meinung, dass es sich da-
bei um das innere eines autos handelt? das lassen wir mal
schön bleiben. sie haben sich gründlich verirrt

er: ja, wenn das hier so rumliegt …

ich: ganz schön dreist, sowas. sofort her mit dem ding. das
gehört zu meinem wohnzimmer, zu meiner privatsphäre, in
der sie weder was verloren, noch was zu suchen haben. und
freiwillig würde ich sie niemals dorthin lassen

… und zupfte die brieftasche aus seiner hand

ich: wenn sie dann endlich fertig sind, können sie gehen. a-
ber vorher entschuldigen sie sich noch bei mir


[ pictures of an exhibition ]

Montag, Juni 19th, 2006

grillvergnügen unterm sonnenschirm. an plastiktischen
wird gegessen, das hundi liegt im stühleschatten, hech-
elnd, dicke kinder spielen ball. und zeltaufstellen ist ver-
boten, sonst …

speck glänzt, speck schwitzt, speck stinkt. im mittags-
flutlicht blitzen ringe, knöpfe, falsche sterne über oder
unter körperwülsten und verweisen kahlrasiert auf das
geschlecht, nicht jeder stoffschurz dient der zier: pictures
of an exhibition

das ufernahe wasser ist die badewanne. opas paddeln
enkelinnen hinterher, im gummiboot, dieweil: im schre-
bergartenbiotop wüten die maulwurfsgrillen und wür-
den ausgerottet wie der giersch, ich stelle ihnen ohne
gnade nach, wenn ich nur könnte, schimpft eine frau am
nebentisch, dann einen bierschluck aus dem glas. wie
schade, sage ich, die armen tiere, was unerwidert bleibt
und vielleicht unerhört, denn längst ist umgeblättert
worden: hautkrebs und andres unwohlsein, an dem die
leute langsam sterben sollen, über die man spricht

in sanfter brandung spielen kinder kreischend inva-
sion, der horizont wird klarer, die berge rücken nah. heut
abend gibt’s gewitter sagt die frau, s’kommt da was von
hinten her. und das gespräch erstirbt zu einer kurzen
stille. der eros ramazotti singt leise über liebe, glaube ich


[ flussabwärts II ]

Sonntag, Juni 18th, 2006

(also geht es doch: im norden zufrieden, im süden zu-
haus. das alles ist mein glück und was dazwischen ist)


[ gegen urananreicherung. gronau, 18. juni 2006 ]

Samstag, Juni 17th, 2006

„Am 18. Juni wollen verschiedene Gruppen mit einer Inspektion
der UAA Gronau die militärische Dimension und die Gefahr
eines Krieges gegen den Iran in den Vordergrund rücken.

Gerade bei der UAA zeigt sich, wie sehr zivile und militärische
Nutzbarkeit zusammenhängen. Selbst das abgereicherte Uran
(Depleted Uranium – DU) kann noch als panzerbrechende
Munition benutzt werden.

Die Urenco ist ein internationales Konsortium der britischen,
niederländischen und deutschen Atomindustrie. Die Urenco
Deutschland GmbH gehört zu je 50% der RWE und E.ON. Auch
die französische AREVA will diesem erlauchten Kreis beitreten.
Für die Zusammenarbeit wurde letztes Jahr die Vereinbarung
von Cardiff zwischen den vier Ländern unterzeichnet. Die
Urenco betreibt ihren Atomhandel weltweit und trägt damit
wesentlich zum Weiterbetrieb der Atomanlagen und Ausbau
der Atomenergie bei.

Deshalb halten wir es für wichtig, am 18. Juni in Gronau zu
demonstrieren.“

(textauszug/weitere informationen: ‚gruppe sofa münster‘)


[ flussabwärts ]

Freitag, Juni 16th, 2006

und dann fuhren wir mit den rädern am neckarkanal entlang bis
zur schleuse hinunter, auf der künstlichen halbinsel zurück, auf
dem damm, hoch über dem fluss, bis wir einen platz fanden, die
füsse ins träge wasser zu hängen, bald von kleinsten fischen
umschwärmt

rückfahrt durch die gärten. wir kletterten auf das morsche dach
eines schuppens, um an die kirschen zu gelangen und stopften
sie uns händeweise in die münder, schwarze, saftige, übersüss
noch warm von der abendsonne


[ gestoppt: befangenheit ]

Donnerstag, Juni 15th, 2006

„besoffene randalieren“. das ist einer jener erhellenden sätze
der richterin, mit dem sie den heidelberger polizeiübergriff
gegen einen ‚amtsbekannten‘ angetrunkenen zu begründen
versuchte, der um hilfe gebeten hatte, nicht aber um eine
polizeiliche sonderbehandlung. später mühte sie sich, ant-
worten zu geben auf fragen, die an den ersten polizeizeugen
gerichtet waren – um eben diesem zeugen zur leichteren wahr-
heitfindung zu verhelfen, wie sie erklärte. bis mein anwalt sie
aufforderte, das zu unterlassen

wir stoppten diese vorstellung, nachdem die richterin weitere
fragen an den ersten polizeizeugen verbot, mit einem befangen-
heitsantrag. allerdings rechnen wir damit, dass dieser antrag
abgewiesen wird. macht aber nix. früher oder später gewinnen
wir das ding sowieso

ach, der ist vielleicht noch erwähnenswert: der junge staats-
anwalt, der offenmäulig die wortgefechte zwischen richter-
lichem tresen und verteidigerbank verfolgte und am ende
sichtlich mühe hatte, einen anhaltenden lachreiz zu unter-
drücken. sein beitrag zur verhandlung war kaum hörbar, hin-
genuschelt, am ende: “ verzichte ich drauf“. wir, herr staats-
anwalt, übrigens auch


[ wenn polizisten gewalttätig werden … ]

Mittwoch, Juni 14th, 2006

… dann können sie es nicht leiden, wenn sie daran
gehindert werden. so geschehen in heidelberg, am
donnerstag, 05. september 2005, als ich mit einem
freund im café sass und beobachten musste, wie
ein betrunkener von zwei polizisten ‚angegangen‘
wurde – bis ich hin ging und fragte, was da los sei

die ganze geschichte zu erzählen dauert mir jetzt
zu lang. nur so viel an dieser stelle: einer der beiden
polizisten bedrohte mich mehrfach (‚dann gibts aufs
maul!‘) … aber jetzt bin ich der verleumdung heidel-
berger polizisten angeklagt. ja, eben: deutschland
heute. der prozess dazu findet heute, mittwoch, um
9:00 uhr vor dem amtsgericht heidelberg statt

hätte ich bislang genug zeit gehabt, meine prozess-
erklärung zu schreiben, würdet ihr die an dieser
stelle gelesen haben. und nun: wünscht mir spass
und glück!


[ space II ]

Dienstag, Juni 13th, 2006

autos lärmten vorüber, sonnenflecken zitterten
lautlos durch den strassenahorn. zehn minuten
pause, freundliche worte beim bezahlen: ich
drück dir die daumen

danke, sagte ich, die hürde wiegend, die zu
nehmen war

(die hände öffnen sich, der rücken richtet sich
auf. die brille abnehmen, die augen ausreiben
und durchatmen. bleiben)


[ last chapter ]

Montag, Juni 12th, 2006

er kam auf mich zu gerannt, grinsend, kopf-
schüttelnd, am hals nass vor aufregung. und
eben: breit grinsend

er kann nicht grinsen, sagt ihr? natürlich habt
ihr recht. aber wenn er es könnte, hätte er es
getan. sicher. und ich habe ihn auf den arm
genommen, herumgeschleudert, wie ein klei-
nes kind, jauchzend, beide. hätte ich. wenn er
nicht zu gross dafür gewesen wäre

das war eine lange reise, sagte er. sagte er
nicht. aber beide welten kennen unser glück


[ an … ]

Sonntag, Juni 11th, 2006


 

ich glaubte, du reist übervoll der freude zu deiner
wolkeninsel, zwei vogelherzen im gepäck? dann
aber traf ich m., der mir erzählte … komm, lass
dich von hier aus grüssen, drücken, trösten: wir
andern müssen warten lernen oder (und das
weisst du eh) immer wieder gehn
 

foto: berlin, 19. april 2006