Archive for März 29th, 2006

[ kopfschütteln. ein kommentar ]

Mittwoch, März 29th, 2006

vorweg eine warnung an die durchschnittlichen weblogleser-
Innen: der nachfolgende artikel ist wortreich und weitschwei-
end, behandelt in rasanter folge unterschiedliche themengebie-
te und ist, kurz gesagt, für ungeübte viel zu lang. ich entschul-
dige mich hiermit bei ihnen und verspreche demütig, morgen
wieder das gewohnte in leicht verdaulicher qualität zu liefern


„einige antispeziesistische schwarzkapuzis schütteln
den kopf über deine „ekelhafte geschichte einer ver-
gewaltigung“ (…) sie verstehen deine sprache nicht“

(kommentar zu den artikeln ‚das orakel‘ und ‚feuerkopf. eine
beschimpfung‘
)

ich danke für die hinweise zum unverständnis derer, die da
nicht verstehen. nicht allzu beruhigend finde ich, dass ich in
meiner steten verwunderung bestärkt bin. das schütteln des
kopfes scheint als ausfüllende tätigkeit für denselben begrif-
fen zu werden. immerhin: ich hatte bislang vermutet, die
befriedigendste aufgabe für jene köpfe sei das mehr oder
minder dekorative ausfüllen schwarzer kapuzen

ich werde also nicht verstanden. obwohl wir doch eine ge-
meinsame sprache sprechen. das ist, wie ich finde, sehr
bedauerlich. es tragisch zu nennen, wäre in der beurteilung
sicher in wenig hoch gegriffen. aber hängt das verständnis
von sprache nicht im wesentlichen mit dem unbeschränkten
gebrauch derselben zusammen? (auch wenn sie aus der
mode gekommen sind, wage ich begriffe wie ‚übung‘ und
‚freies spiel‘ anmerkend einzuwerfen)

mit der zunehmenden verfügbarkeit von mobilen telefonappa-
raten – auch in gewöhnlichen bevölkerungskreisen – wurde
die anzahl öffentlicher telefonzellen vermindert. was mit einer
derart starken abnahme der präsenz von telefonbüchern ein-
herging, dass sie inzwischen zu den begehrtesten sammel-
objekten in buchantiquariaten zählen. ja, wirklich

was ich damit sagen will? dass den meisten damit das letzte
stück lesestoff ausgegangen ist

eine verschwörung, vermuten wir vage aber zurecht, des sys-
tems, da uns, den verständlicherweise miserabel schulgebil-
deten kindern dieses systems, nicht viel mehr bleibt als vage
vermutung. aus dieser unwissenheit, unserem archaischen
wunsch nach einer überschaubarkeit unseres lebensraums
und dem heimlichen wunsch nach dem glück bürgerlicher be-
scheidung hat sich das denken zunehmend beschränkt auf
kurze formeln, das fordern beschränkt auf die parole, die in
ihrer sprachlichen verengung auf die halbe breite einer aldi-
tüte passt oder auf einen farbigen ansteckbutton. in schwarz-
rot. oder schwarz-grün. oder schwarz-pink. oder schwarz-
lila … ich will hier keine momentane vorliebe unbeachtet las-
sen, um mich nicht dem vorwurf der sexistischen, rassisti-
schen oder sonstwo gelagerten missachtung auszusetzen

denn wenn schon alle inhalte fehlen, ist doch die ‚politische
korrektheit‘ ein wert in der werteentblössten gesellschaft. o-
der soll ich erweiternd sagen ‚parallelgesellschaft’…? aber
wenn ich das tue, mache ich ein neues diskussionsfeld auf
und ich habe doch schon viel zu viel gesagt, nach dem ge-
schmack der buttonträgerInnen, der aldi-tüten-leserInnen
und sowieso dem gros der weblog-konsumentInnen: ich re-
de zuviel. und alles nur, weil ich die worte liebe

autsch. das war gemein. geradezu bösartig. ich erkenne mei-
ne schuld an, ziehe räumütig die schwarze kapuze ab oder
tiefer in die stirn und flehe hiermit bei den wenigen um verge-
bung, die ich ungerechtfertigterweise beleidigt haben könnte
… und fordere sogleich ‚freiheit in den kopf‘ – denn dort, wo
an ihr mangelt, ist sie zu fordern – wissend, damit viele vor
das gleiche ding zu stossen, die zuallererst ‚freiheit für die tie-
re‘ fordern, rufen, schreien – unter kapuzen

muss ich abschliessend erwähnen, dass dieser kommentar
in der sparte ’satire‘ abzuheften ist? und ist es noch notwen-
dig ausführen, warum meine artikel nicht verschiedenen ‚cate-
gories‘ zugeordnet werden, obwohl das in weblogs allgemein
üblich ist? bitte – bitte !!! – antwortet jetzt mit einem kraftvollen
’nein‘. dann wäre ein erstes annähern erreicht und die gemein-
same sprache hätte wieder einen sinn