es ist keine hartnäckige erkältung, die mich gepackt
hält, beschliesse ich, es ist der untaugliche versuch
einer winterruhe, frierend unter drei decken. wozu
hinausgehen, wenn im radio von schnee berichtet
wird, der sich zu katastrophen stapelt, wenn vor
den türen müll sich stapelt, als ein zeichen des lang
schon fälligen streiks und wenn sich an den toren
europas neue armeen aufstapeln, um sich zu neuen
kriegen zu formieren?
sollte ich dieses kalte land einmal verlassen, dann
nicht, weil ich den kampf verloren gebe, sondern weil
niemand blieb, bei dem ich bleiben wollte
aber unser künstler mit prädikat, seine majestät
günter g., formte unter seiner schellenmütze
klingende worte zum brennenden kulturenstreit, je-
nem unsäglichen gemetzel um billige satire. und
ich musste ihm zustimmen! recht hat er! – in einigen
teilen, jedenfalls – ich war erschrocken: ist es bei
mir nun auch so weit? gehöre auch ich hinein, mitten
hinein in dieses theater? stetes klopfen formt den
stein, das ist selbst mir gewiss
im steinbruch der kultur schürft deutschlands krone
nach kongolesischer erde. morgen schlägt man die
hacken zusammen, hebt buckelnd hüte ab und für
ein widerwort zieht man das strenge lineal über die
fingerspitzen: vergessen ist der bleierne herbst mit
diesem bleiernen winter
sollte ich das land verlassen, dann nicht, weil ich den
kampf verloren gab, sondern weil keiner übrig blieb, um
ein zuhause zu streiten, um kultur zu streiten, weil
keine freiräume blieben, weil keine heimat blieb