Archive for 2004

[ unter der asche ]

Donnerstag, November 18th, 2004

noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind kratzt mit fingern an der scheibe
es ist morgen, es ist kalt, es regnet grau
im traum mit dir gesungen und gespielt
sie flohen mir, die töne, mit dem licht der nacht
– da bin ich aufgewacht

ich bin hässlich, meine schöne, ich bin schön
ich atme ein, ich atme aus
ich hab schrunden, ich hab wunden
(du hast sie gesehn)
ich habe niemals nie genug gekriegt, ich weiss
der herbstwind kratzt mir wimmernd an der seele
ich atme ein, ich atme aus, ich bin doch nicht
– so lang schon gibt es dich

ich bin hässlich, meine schöne, ich bin alt
und du bist jung
hab drei augen, hab zwei zungen, einen
liebestollen mund
ja, ich bin grässlich, meine schöne, ich bin so jung
du bist so alt
hab viele namen längst vergessen, doch
deiner ist ein halt
ach, der herbstwind schlägt mit meisseln
an die fresse, wie ihr seht
ich atme ein, ich atme aus, ich bin
vor liebe schön

noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
noch immer auf der suche nach der
stummen nachtigall
dem blinden mond, nach dem zitronenwal
die seele weint, sie ist verirrt – sei leise, sie verweht
ich träum noch, oder träum ich nicht … was geht?

noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind pfeift auf fingern, ich verfluche ihn
es ist morgen, es ist kalt, es regnet in berlin
im traum bei dir gelegen, deinen schlaf bewacht
es schwieg mir jede frage vor dem bild der nacht

noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind kratzt mit fingern an der scheibe
es ist morgen, es ist kalt, es regnet rosagrau
– da bin ich aufgewacht


leipzig; davonlaufen will ich, wie im traum
gebannt von einer erinnerung. zeit steht

nachtrag vom 11. april 2006: (ogg; 6,8mb) (mp3; 12,8mb)


[ und ich gab dir namen ]

Sonntag, November 14th, 2004

ich gab dir die namen der
lüsternen schatten hinter dem kirchturm
hoch über dem orb
unten am fluss sammelst du schwemmholz
mit dem eifer des kindes, das nie wachsen will
holz für unser feuer

(aus: ‚monolog der erinnerung‘)

davonlaufen will ich, wie im traum
gebannt von einer erinnerung. zeit steht


[ jahrestag ]

Sonntag, November 14th, 2004


sonnchen, schick deine traurigkeit mir. los, weg
damit, gib sie mir. gibst du sie mir?

(14. november 2002, 12:50. sms)

gestern im studio. ‚lass vorüberziehn‘ aufgenommen. eine
verrückte version … danke, honky , für diesen produktiven
tag. nun muss ich eilen – meine sachen zusammenpacken
die bücher, das laptop. türenschlagen, treppentrampeln
über die autobahn … davon


[ unbemerkt. ein suchbild ]

Freitag, November 12th, 2004

– strassenmusik –
 

und dies kam per sms:


„ich singe für dich dir zu sagen wie sehr du mir
fehlst. der gitarrenheini hat überwiesen, ich sauf
mich tot und kotz später ins trauma – aufs hemd
der traumfrau“

 

nein, auf solche freunde will ich nicht verzichten:
die auch in den übelsten seinszuständen an mich
denken. (gleich gings mir besser. ich hoffe, dir
inzwischen auch?) das ‚trauma‘ ist ein laden in
marburg. vollgekotzt nicht zu empfehlen. den
namen des vaganten lasse ich besser unerwähnt
 

foto: leipzig, 28. oktober 2004


[ … ]

Donnerstag, November 11th, 2004

– jet lag –
 

foto: leipzig, 28. oktober 2004


[ open source . over the oceans ]

Donnerstag, November 11th, 2004

Thu, 11 Nov 2004 04:00:14 +0100
From: georg@peryton.de
To: rrrr@xxx.net

bevor du, herzallerliebste …

… sowas beschissenes wie sehnsucht nach der heimat kriegst: post von mir

keine guten politnachrichten aus d, haste ja schon mitgekriegt: castor durch und ein blockierer zerschnippelt. ich glaube nicht an die unfallversion, dazu gab’s „bei uns“ schon zu oft „heisse“ situationen

auch ich hab mich ein bisschen verliebt und gräme mich darum: wat soll sowat. ruhe will und kann ich mir in meinem leben nicht einrichten … trotzdem isses schön, wilde nächte zu haben und tags den einen oder andren sehnsüchtigen gedanken, ein „hach“, das zwischendrin so herausfällt, gar nicht sein soll und – im falschen moment passiert – erstaunen weckt, vor allem bei mir selbst

das fotographieren klappt und das schreiben auch

und das mukken sowieso und ich war wieder im studio – noch mehr prahlen? reicht doch: morgen werd ich ein punkstar und dann kaufen wir uns die regierung, genauso wie’s die andern machen und es gibt endlich freibier in den kindergärten. (oder was wollte rio reiser damals?)

ich bin kackenmüde, muss den rechner aus und die augen zumachen. vergiss nicht, dass du nicht vergessen wirst. neeee, da sorg dich mal nicht drum: fühl dich gedrückt und geknuddelt. ich freu mich sogar drauf, dich wieder zu sehen – war schön beim letzten mal. (sooooo schön, dass wir’s überlebt ha’m…)

genug jetzt. knuuutsch und tschüss

mein mailserver bringt nur fehlermeldungen. daher auf diesem weg an dich – eine leicht zensierte version


[ am see ]

Mittwoch, November 10th, 2004

– am see (2) –
 

foto: am cospudener see, leipzig, 28. oktober 2004


[ ‚toter durch atommülltransport‘ – news ]

Montag, November 8th, 2004

13:30 uhr. der castorzug rollt in norddeutschland
auf der letzten schienenstrecke zwischen lüne-
burg und der verladestation in dannenberg

noch einmal der link zu den aktuellen meldungen
über den laufenden atomtransport und über ak-
tionen des anti-atom-widerstands: castor-ticker

während der castorzug von protesten behindert
richtung zwischenlager rollt, polizei und paramili-
tärischer bundesgrenzschutz in gewohnter ma-
nier mit aller gewalt gegen die protestierenden
vorgehen, läuft im deutschlandradio berlin absur-
derweise ab 14:05 uhr der beitrag < 'Protest' - Songs of Struggle and Resistance> … selbstver-
ständlich ohne einen hinweis auf die aktuellen ge-
schehnisse in deutschland: protest ist anderorts

deutschland stilles sauberland


[ nach(t)sicht ]

Sonntag, November 7th, 2004


 

heute in den raisdorfer honky studios die gitarren-
und gesangsspuren für zwei neue titel eingespielt:
’nimm‘ und ‚kinderficker‘. doch, ich bin zufrieden
 

foto: thomas vallentin
berlin, 02. november 2004


[ stadtflucht ]

Samstag, November 6th, 2004

– invalidenstrasse –
 

foto: berlin, 02. november 2004


[ flick-connection ]

Samstag, November 6th, 2004

– den erben die besten plätze –
 

foto: die ausstellung ‚flick-collection‘
im hamburger bahnhof, berlin
02. november 2004


[ kerry versus bush. ein nachtrag ]

Samstag, November 6th, 2004

tatsächlich: manche lassen sich provozieren. manche reagieren
sogar. manche reagieren sogar überlegt. manche … genug davon

—– Original Message Follows —–
From: xxx
To: mail@peryton.de
Date: Sat, 6 Nov 2004 14:31:01 +0100 (MET)

ich hab übrigens gestern die erste fernsehwahldebatte
zwischen kerry und bush gesehen. dass er besser
geschminkt ist als schröder stimmt nicht mal und dass
er sätze sagt wie „ich will alle terroristen töten“, wobei
er natürlich die maßstäbe dafür setzt, wer einer warum
ist, wissen die leute, die ihn gerne gehabt hätten,
zumindest in deutschland, vermutlich/wahrscheinlich
nicht.

vermutlich nicht. freundlich unterstellt. und …

… merci


[ normale tage. hier wie dort ]

Donnerstag, November 4th, 2004

– oder – [ wie üblich: zum kotzen ]

nein, eure aktuellen kümmernisse begreif ich nicht. dieses heulen: ‚er hat gesiegt, der frömmelnde unhold, der irre christenführer‘ … habt ihr ernsthaft geglaubt, dass senator kerry – ein typ vom schlage des schönschmeichelbundesdeutschen kanzlers schröder, allerdings mit noblerer kosmetik geschmiert – eine glückbringende alternative gewesen wäre?

mit george w. bush als neuem usa-präsidenten sind die fronten klar und bekannt: kriege, folter, todesstrafen, ökologischer raubbau allerorten, weltpolitische allein- und grossgänge – alles wie gewohnt. will sagen: wie gewohnt ohne grösseren widerstand in den ‚oberen etagen‘, denn deren interessen werden nicht unwesentlich mitvertreten. und ohne grösseren widerstand in den ‚unteren‘ – denen ist nämlich ganz gleich, ob und wieviel menschen alljährlich in usa weggespritzt, abgeschossen, erstickt, totgegrillt oder aufgehängt, wieviele weggesperrt, vertrieben oder erschlagen werden; jeder splatterporno ist erregender und willkommen

mit john f. kerry … hätten diese trottel in europa auch noch willig mitgemacht. bitter ist das – und d a s nennte ich euch heu(ch)lerInnen einen wirklichen grund zum flennen. den andren mit trockenen wimpern sei empfohlen, was zu tun: die gitter müssen eingerissen werden, so das warten auf wunder nicht weiterhilft. mit verlaub: dafür gereichten euch hirn und hände. eure eigenen

leute, ihr seid doch zum kotzen

naiv


[ next chapter ]

Mittwoch, November 3rd, 2004


 

ein springerzug von einer stadt zu städten
noch gestern hiess das feld berlin – ich floh
in kaltem licht die stadt und unter kränen
vorangetrieben durch die nacht
zog ich nach westen fort

(gesucht, gesucht, vergessen und verwaist?)

es ist wie mit den ritzen
zwischen pflastersteinen: wer
sich verspringt, hat allen streit
verlorn
 

grossbaustelle berlin
lehrter bahnhof, 02. november 2004


[ spurensuche ]

Dienstag, November 2nd, 2004


 

fangt mich ein
haltet fest meinen blick
: jetzt

unterwegs in berlin
im focus der kamera
suchen, vergessen, weitergehn

das eine oder andere
wird sicher
gelingen
 

berlin, 02. november 2004


[ berliner nächte ]

Montag, November 1st, 2004

– oder – [ die legende vom glück ohne ende ]°

betört von ‚paul und paula‘, vom roten wein und
dem zuckerrohrschnaps danach. sehnsucht nach …
taumelnde gedanken. das war so nicht vorgese-
hen: plagende sehnsucht. der tag begann wie er
endete. mit fragen. ich muss doch erst …

… vergessen?

° „die legende von paul und paula“
regie: heiner carow. ddr (1973)

[ pas de retour. pas de couleur ]

Samstag, Oktober 30th, 2004

nein, ich werde dich nicht zurückhalten – sorg dich nicht

sterbengehen ist das letzte bild; falls es gelang: kein
himmel, keine hölle, keine farben. du bestimmst
deine gefährten. ‚wir brauchen dich‘ zählt nicht mehr

traurig werd ich sein. von dir singen, vielleicht. vielleicht
verstehn. vielleicht vergessen. bleiben, getragen von
meiner hoffnung, ohne deinen grossen mut


nicht darauf mein wort: nein, ich verspreche
nichts, weil ich nicht wissen kann


[ morgens ]

Freitag, Oktober 29th, 2004


 

am tage bin ich kopf und auge
nachts in allem: traum und zeit
morgens aber, morgens
bin ich körper, bin ich leib
mit allen sinnen
 

foto: heidelberg, hauptstrasse, 09. oktober 2004


[ nimm ]

Montag, Oktober 25th, 2004


 

nimm

spiel mit der alten lust wie mit der jungen
steig rippe auf um rippe, mit deinem heissen
atem, turm und türmer nehmend, im vorüberwehn

schlag takt mit meinem eignen herzen, singend
so meine augen noch verschlossen
sind von schlaf

der traum vergisst sich, wenn er
zersprochen, schrickt
frage nicht. frage nicht

sofern ich deinen wunsch
erspüren kann in meinem
solange gilt uns keine regel
 

foto: am cospudener see
leipzig, 28. oktober 2004


[ stein ohne grab ]

Samstag, Oktober 23rd, 2004

was heute steppe, war einst wald
nichts, das zu bedauern wäre
ausser: ein schmerz ist geblieben
eine unruhe. eine stete suche nach
dem steinigen grund des sees

spätherbstsonne. über dem fernen horizont
leuchten schneebedeckte gipfel

stein ohne grab: deine einsamkeit

manchmal bringe ich verdorrte blüten
manchmal eine erinnerung
manchmal eine melodie
voll sehnsucht

manchmal, sogar, vergesse ich

… und das: ein gruss an u. und die gespenster